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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. August 2008; 15:39
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(K)Wahlen 08/Reportage:
> Man ist per Sie
"Die Christen" werden bei den Nationalratswahlen bundesweit antreten. 
Die OeVP-Fundis und radikalen Abtreibungsgegner sehen sich als 
Frauenbefreier und Sozialstaatsbewahrer. Und sie sehen sich von 
"linksextremen Gewalttaetern verfolgt". Wie sie ticken, hat *Viktor 
Englisch* recherchiert. Er hat sich bei einem "Vorwahl-Treffen" Anfang 
August eingeschlichen.
"Jedes Treffen braucht einen zuendenden Beginn", sagt Erich Pekarek 
und steht vom Sessel am Vorsitztisch auf. "Erheben wir uns also zum 
Vater unser". Man hoert das Gemurmel der knapp 20 Anwesenden, ihre 
Augen in dem Hinterzimmer eines Waehringer Heurigen sind zu Boden 
gerichtet, die Haende gefaltet. Streng, mit Spannung, wie auf Duerers 
Gemaelde oder die Finger ineinander verschraenkt. Zum Amen bekreuzigt 
sich die Gruppe.
Das einzige, was im Lokal auf das Treffen hinweist, ist ein A4-Flyer, 
der in eine Zierleiste in der Tuer steckt. Haette man nicht das Gebet 
erlebt, man koennte diese Gruppe schwer einordnen. Vielleicht der 
Sparverein des Lokals oder ein Kegelverein. Es sind vorwiegend 
Pensionisten und ein paar aeltere Angestellte. Vier Frauen sind hier, 
ebenfalls im pensionsfaehigen Alter und zwei junge Maenner.
Der Anfang-60-er neben mir ist mit dem Fahrrad aus dem 14. gekommen. 
"Es ist schon weiter als bis zur Arbeit. Ich arbeite im 9. Ist das Ihr 
erstes Treffen?"
Fuer ein kleines Treffen einer gut vernetzten Gesinnungsgemeinschaft 
ist man hier sehr foermlich. Man ist per Sie. Distanz ist wichtig bei 
den "Christen", bei aller Freundlichkeit.
"Die Wahlen haben uns ueberrascht", erzaehlt der schnauzbaertige 
Pekarek in ruhigem Tonfall. Der Wiener Landesobmann der Christen 
scheint seine Aufgabe gefunden zu haben. Die Umwelt zu missionieren. 
Er wirkt entspannter als andere Anwesende, etwa die Frau am Tisch vor 
dem seinen. Die mollige Schwarzhaarige mit ausgepraegtem Teint duerfte 
um die 40 sein und hat ein waches Auge auf die Gruppe.
"Wir muessen 500 Unterschriften in Wien sammeln. Das werden wir doch 
schaffen", zeigt er sich optimistisch. Nicht zu Unrecht: "Die 
Christen" haben zwei Landtagskandidaturen geschafft, in Tirol und in 
Niederoesterreich. Dann schwadroniert Pekarek sehr umstaendlich ueber 
die Modalitaeten der Unterstuetzungsunterschriften. "Und uebrigens: 
Wir haben hier auch Kandidaturerklaerungen. Wir brauchen Kandidaten. 
Bitte unterschreiben Sie, dass Sie bereit sind, auf unserer Liste zu 
kandidieren". Auf jedem Tisch liegen die Erklaerungen, vier oder fuenf 
der Anwesenden unterschreiben sofort. Auch der fettleibige Mann an 
meinem Tisch. Er faellt optisch ein wenig heraus. Der Mitt-Vierziger 
wirkt eher proletarisch, der Rest kleinbuergerlich. Der Pensionist am 
Ende meines Tisches, der staendig in seinen Unterlagen kramt, die er 
in einer Klarsichtfolie hat, etwa erinnert mit seiner Fischerjacke und 
dem blauen Halstuch stark an einen Pfadfinder. Am Kragen seines roten 
Polos traegt er ein rotes Kreuz aus Email. Ein Mann am Nebentisch ist 
mit dunkler Hose, Krawatte und ohne Sakko gekommen. Ein Mormone, frage 
ich mich unwillkuerlich und schaue nach, ob er ein Namensschild 
traegt. Fehlanzeige.
"Wir haben auch ein paar Hilfestellungen vorbereitet", erzaehlt 
Pekarek, dessen weites gelbes Seidenhemd auch in dieser Hitze noch 
keine Anzeichen von Schweiss zeigt. Ueberraschend bei einem Mann 
seines Alters und seiner Koerperfuelle. Vielleicht liegt es an seiner 
betont ruhigen Art. "Hier etwa sind Zettel, auf denen steht, wie man 
mit Moslems reden sollte. Da steht das wichtigste drauf, was man ueber 
den Islam wissen muss. Das hat ein anerkannter Religionsexperte in 
unseren Reihen erstellt. Wer das per e-mail haben will, soll sich 
bitte in die Liste eintragen". Die Liste ist die Rueckseite einer 
Rechnung der Telekom Austria.
Immer wieder unterbricht die Kellnerin Pekareks an sich schon 
behaebigen Sprechfluss. Bei den Essensbestellungen hat es Probleme 
gegeben. Ein Schnitzel ist zu viel. Das nimmt sich der Angestellte 
neben mir und bestellt seinen Putenstreifensalat ab. Zu spaet. Keine 
zwei Minuten spaeter kommt der Salat, dessen sich Pekarek annimmt. Und 
wieder ein Schnitzel zu viel. Statt einer Kinderportion fuer eine etwa 
80-jaehrige Frau kommt die grosse. Ein Teilnehmer merkt an, dass die 
Waehringer Kinder ganz schoen gross sein muessten, wenn das eine 
Kinderportion sei. "Gross und so dick wie Goering", wirft der 
pensionierte Offizier mit dem Pfadfinderlook in die Runde und 
schmunzelt. Aus seiner Klarsichtfolie faellt waehrend der Bemerkung 
eine OeVP-Mitgliedskarte aus Plastik, die er gemaechlich wieder 
einsortiert.
"Wie sollen wir denn mit dem Moslems umgehen?", fragt der Fettleibige. 
"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele an einer Evangelisierung 
interessiert sind. Aber da waere es fuer mich sehr hilfreich, wenn ich 
Unterstuetzung bekommen koennte". "Es ist so, dass sehr viele Moslems 
unter ihrer Religion leiden", toent es von weiter vorn. "Die sind 
sicher dankbar, wenn man sie anspricht". Die Moslems, die die 
Erloesung durch das Christentum still herbeisehnen wie die 
amerikanischen Ureinwohner vor der Entdeckung Amerikas. Ein bekanntes 
Thema, nicht nur seit den umstrittenen Aussagen Josef Ratzingers. "Das 
ist heute nicht unser Thema", mahnt die Schwarzhaarige mit dem 
ausgepraegten Teint Disziplin ein. "Im Wahlkampf wuerden wir uns mit 
so etwas verzetteln". Der Fettleibige wirkt etwas verloren, akzeptiert 
es aber.
Auftritt der Bundeswahlkampfleiter. "Entschuldigung, ich bin etwas zu 
spaet gekommen. Die Parkplaetze". "Gruess Sie Gott", erwidert Pekarek. 
"Das ist gut, dass Sie da sind. Haben Sie die Unterlagen 
mitgebracht?". "Einen Teil. Soll ich den Rest holen?" "Ja bitte, 
einige muessen frueher gehen". Der Wahlkampfleiter, dessen bislang 
einpraegsamste Eigenschaft sein deutscher Akzent war, verschwindet 
wieder und hinterlaesst einen Stapel Unterlagen am Tisch. Ratlosigkeit 
bei Pekarek. Er hat den Faden verloren, was bei ihm oefter vorkommt. 
"Ja, ja der Islam. Wir haben immer wieder betont, dass der eine 
Bedrohung fuer unsere Kultur ist. Da muessen wir Aufklaerung betreiben 
unter den Menschen. Und wir fordern auch das Muettergehalt, weil wir 
damit dem Islam etwas entgegensetzen koennen: Unsere Kinder".
"Aber wie soll das gehen? Vom Muettergehalt werden ja vor allem 
Moslems mit ihren vielen Kindern profitieren! Da verstaerken wir ja 
noch, was wir bekaempfen!", warnt ein Mann am Tisch neben mir. 
"Deshalb fordern wir auch, dass das an die oesterreichische 
Staatsbuergerschaft gekoppelt ist. Und da muss man sich noch andere 
Massnahmen ueberlegen, damit moslemische Familien mit 
Staatsbuergerschaft das nicht bekommen". Gemessen an der sonstigen 
Ruhe der Runde entspannt sich eine hitzige Diskussion. Meinung und 
Gegenmeinung fliegen hin und her, allerdings erhebt niemand seine 
Stimme. Regelmaessige Untersuchungen als Zugangshuerde fuer Moslems? 
Die wuerden sicher keine Beamten regelmaessig in die Wohnung lassen. 
Irgendwo dazwischen faellt das Stichwort Homoehe, ein Reizwort fuer 
die Fundis. Im allgemeinen Chaos der Wortmeldungen und Unterbrechungen 
geht das irgendwie unter.
Ich gehe auf eine Zigarette und treffe Hans, einen Kleinunternehmer 
aus einem Nachbarbezirk. Einer der wenigen, dem ein Du ueber die 
Lippen kommt. "Ich bin ein wenig enttaeuscht. Mir fehlt das Programm. 
Nur gegen die Homo-Ehe zu sein, ist zu wenig. Obwohl, da bin ich 
selbstverstaendlich auch dagegen. Das war schon beim ersten Treffen 
so. Wie soll ich meinem Angestellten sagen, warum er die Christen 
waehlen soll? Das ist noch sehr chaotisch". Entmutigen lassen will er 
sich vom heutigen Treffen nicht. "Das wird schon noch, das braucht 
Zeit". Ganz ueberzeugt klingt der Mitt-Dreissiger nicht. "Mir geht es 
um die abendlaendische Kultur. Die ist bedroht, die muessen wir 
bewahren", erklaert er, warum er hier ist. Was er unter 
abendlaendischer Kultur versteht, kann er nicht so genau erklaeren.
Auf der Broschuere der "Christen" zeigt man sich grosszuegig in Bezug 
auf die abendlaendische Kultur. Allgemeine Menschenrechte, 
Gleichstellung der Frau - alles Ergebnisse der christlichen Wurzeln 
Europas, die es zu verteidigen gelte. Das Wort Demokratie kommt in 
dieser Aufzaehlung interessanterweise nicht vor.
Der Wahlkampfleiter huscht an uns vorbei, Prospekte und Broschueren 
unter jedem Arm. Wir gehen zurueck. Der Stoss auf dem Unterlagen-Tisch 
ist gewachsen. Er verdeckt fast den Wahlkampfleiter, einen Burschen 
Anfang oder Mitte zwanzig. Haar zurechtgefoent mit Scheitel, runde 
Brille, glatt rasiert. Er wirkt juenger, als er ist. Sein Polo mit den 
Querstreifen erinnert an die, die Erwin Proell waehrend seiner 
Sommergespraeche gerne traegt. Die Farben sind etwas dezenter. "Nehmen 
Sie sich nur" sagt der Wahlkampfleiter, offenbar eine Leihgabe 
radikaler Abtreibungsgegner an die "Christen". Keine Ausnahme. 
Bundesobmann Alfons Adam, der heute versucht, eine Gruppe in Kaernten 
aufzubauen, ist beim Verein "pro vita" engagiert, der fuer seine 
fundamentalistischen Positionen in Sachen Abtreibung bekannt ist. 
Human Life International, eine andere dieser Gruppen, stellt 
regelmaessig Filme fuer Wahlkampfveranstaltungen der "Christen" 
bereit, ebenso "Jugend fuer das Leben".
"Im Anschluss an diesen Film, der die volle unmenschliche Grausamkeit 
zeigte, mit der sogenannte Aerzte schutzlose Kinder im Mutterleib 
zerstueckeln, nahmen viele die Gelegenheit wahr, vor unserem Notar die 
Unterschrift auf die Unterstuetzungserklaerung zur Einleitung des 
Familien- und Kindervolksbegehrens fuer ein Muettergehalt zu 
unterzeichnen (...)", heisst es etwa ueber eine Veranstaltung auf der 
Partei-Homepage.
"Hier liegen nur ein paar hundert Prospekte. Wenn sie uns heute 
ausgehen - bei mir im Auto liegen 15.000", kuendigt der 
Wahlkampfleiter an. Es sind Hochglanzprodukte, sehr professionell 
gemacht. Nicht billig. "Bei Bedarf koennen wir jederzeit neue liefern. 
Das ist ueberhaupt kein Problem. Teilen Sie sie aus, auch an Leute, 
die sie vielleicht nachher in die Muelltonne werfen. Wir haben genug". 
Bei den Zeitschriften solle man sparsamer sein - aber auch da waere 
Nachdruck kein Problem. "Und in ein paar Wochen kommt unsere neue 
heraus, die speziell auf den Wahlkampf zugeschnitten ist". Aufwaendig 
produzierte Wahlkampfwerbung in rauen Mengen scheint fuer die 
christlich-fundamentalistische Bewegung kein Problem zu sein.
"Sollen wir die auch in Postkaesten werfen?" "Da waere ich vorsichtig. 
Das kann auch gegenteilige Reaktionen ausloesen", sagt der 
Wahlkampfleiter. "Im Wahlkampf gelten andere Regeln", wirft 
selbstbewusst ein Mann von weiter vorne ein. Er ist spaeter gekommen 
und hat sich als Herr zu Greifing eingetragen. Sein Habitus ist der 
eines Angehoerigen einer ehemals adeligen Familie. Teure Lodenjacke, 
schmaler Krawattenknoten. Sein Gesicht sieht aus wie eine Mischung aus 
John Gudenus und Josef Cap. "Ich werde mir jedenfalls sehr viele 
dieser Broschueren mitnehmen und meine eigene, grosse Verteileraktion 
machen", kuendigt er an und greift beherzt zu, mit einem leicht 
arroganten Laecheln auf den Lippen. Er glaubt zu wissen, wer der 
eigentliche Chef ist. Vielleicht nicht unberechtigt: Auf ihn hoert 
man. Vor allem der Bundesheeroffizier zollt ihm grossen Respekt.
Der Offizier ist es auch, der als naechster das Podium betritt. 
"Verkauf ist das wichtigste. Schreiben Sie sich eine Liste zusammen 
mit allen Menschen, die Sie kennen. Sie werden ueberrascht sein, wie 
viele Sie kennen. Und dann ueberlegen Sie sich, wer von diesen 
Menschen fuer unsere Ziele offen ist. Rufen Sie jeden von denen an: 
Wissen Sie schon, wen Sie waehlen werden? Wenn er ja sagt, 
verabschieden Sie sich. Wenn nicht, versuchen Sie ihn zu ueberzeugen: 
Warum nicht die Christen? Und jeder, den Sie gewinnen, soll es auch so 
machen". Ein Schneeballsystem, wie er selber sagt und er wirkt ein 
wenig als wuerde er das fuer seinen eigenen Einfall halten. 
Bedaechtiges Nicken. Den meisten scheint die Idee einleuchtend. "Wir 
muessen vorsichtig vorgehen, langsam und gut organisiert. Staendige 
Rueckmeldungen sind das wichtigste. Halten Sie die Leute bei der 
Stange! Telefonieren Sie taeglich mit Ihnen, um das aktuelle Geschehen 
zu besprechen. Am besten, die rufen Sie an!". Ein Zellensystem. "Das 
haben wir von den Nazis und den Kommunisten gelernt". Einen 
Unterschied scheint er nicht zu machen. "Die waren sehr effektiv, als 
sie im Untergrund waren. Das waren auch unsere Vorgaenger vor 2.000 
Jahren. Netzwerke, Zellen! Und wir muessen uns heute daran halten, 
auch wir sind im Untergrund!". Das Unterwandern einer Gesellschaft, 
ein Thema, das den Offizier zu beschaeftigen scheint. Spaeter wird er 
mir Tricks verraten, wie man eine gegnerische Veranstaltung umdrehen 
oder neutralisieren kann. "Sieben Prozent einer Gesellschaft, die gut 
organisiert sind, reichen, um eine Gesellschaft umzudrehen", wird er 
mir mit einem Laecheln erzaehlen, ganz aufgeregt. Dass er sich und 
"die Christen" zu diesen sieben Prozent zaehlt, davon ist auszugehen.
"Rechnen Sie mit Anfeindungen", setzt der jugendliche Wahlkampfleiter 
fort. "Die kommen von der linksextremen Seite. Bei einer Veranstaltung 
der Abtreibungsgegner in Salzburg haben Demonstranten der 
Sozialistischen Linkspartei nicht vor Gewalttaetigkeiten 
zurueckgeschreckt. Sie haben Vortragende vom Mikrofon zurueckgehalten, 
zum Teil auch mit Schlaegen. Und sie haben Stuehle zertruemmert". Er 
malt das Schreckgespenst des roten Stosstrupps an die Wand, der auf 
Verdacht alles kurz- und kleinschlaegt, Andersdenkende inklusive. Der 
Fettleibige nickt interessiert. Bei den "Christen" und anderen Fundis 
hoert man diese Geschichten immer wieder. Vor allem Abtreibungsgegner 
sehen sich nach eigenen Angaben immer wieder Gewalt ausgesetzt.
Polizei, Securities und oft genug Betroffene und Zeugen schildern im 
Regelfall, die Gewalt sei von den christlichen Fundis ausgegangen, 
nicht von den Gegendemonstranten. "Dass die Abtreibungsgegner Frauen 
am Aermel ziehen, die in die Abtreibungsklinik am Fleischmarkt wollen, 
und sie festhalten wollen, passiert immer wieder", hat mir vor ein 
paar Jahren ein privater Sicherheitswaechter erzaehlt. Er hat fuer die 
Klinik gearbeitet. "Schlaege gibt es selten, so klug sind die 
Abtreibungsgegner mittlerweile auch". Was nicht heisst, dass die 
Situation nicht eskalieren kann. Beschimpfungen oder den Versuch, 
psychische Gewalt auf Patientinnen der Klinik auszuueben, gebe es 
immer wieder.
"Auch im Internet sieht man das. Die Leute, die auf Internetforen wie 
orf.at oder standard.at sind, sind meist Linke. Die greifen uns an" 
schildert der Wahlkampfleiter und beweist wieder, dass man Realitaet 
auf mehr als eine Art sehen kann. Die Forenwaechter von orf.at 
stoehnen regelmaessig unter der Unterwanderung durch rechte 
Kampfposter, seien es Burschenschafter, Berufsposter der Volkspartei 
oder kirchennaher Gruppen. "Posten Sie dort, wenn und so oft Sie 
koennen", raet der Bursch.
Verfolgt und ausgegrenzt sein - eine Sichtweise der Welt, die sich bei 
Gruppen wie den "Christen" grosser Beliebtheit erfreut. "Auch die 
Kirchen stehen nicht geschlossen hinter uns", kritisiert Nadja Schwarz 
im persoenlichen Gespraech. Die Frau mit dem ausgepraegten Teint hat 
die Teilnehmer die Veranstaltung ueber genau im Auge behalten. 
Mittlerweile ist es 21 Uhr. "Priester haben unsere Leute daran 
gehindert, unsere Prospekte in den Kirchen zu verteilen. Unsere Leute 
sind rausgeworfen worden. Koennen Sie sich das vorstellen?", 
kritisiert sie. Man habe es nicht leicht und suche die Distanz zu den 
Kirchen. "Wir sind fuer eine Trennung von Staat und Kirche", erklaert 
Schwarz. Die Gesellschaft muesse aber nach christlichen Werten 
ausgerichtet sein: Keine Homoehe und Muettergehalt. Erst, dass Muetter 
bezahlt werden, damit sie mit ihren Kindern zuhause bleiben, werde 
wahre Gleichberechtigung bringen. Vaeter als Kindererzieher werden in 
diesem Modell nicht erwaehnt. Das "Gehalt" soll nach den Vorstellungen 
der Partei bis zum 18. Lebensjahr des Kindes ausbezahlt werden. 
Finanziert werden soll es unter anderem mit dem Abbau von 
Kinderbetreuungseinrichtungen. Anspruchsberechtigt sollen nur 
oesterreichische Paare sein - vorausgesetzt, sie sind verheiratet.
Zentraler Punkt: Der "Lebensschutz", eine euphemistische Bezeichnung 
fuer die radikale Ablehnung der Fristenloesung. "Wie kommen wir dazu, 
dass wir massenweise wehrlose Kinder abschlachten?" fragt Schwarz. 
"Das hat doch nichts mit den Rechten der Frau zu tun. Und da sieht man 
schon die ideologische Ausrichtung roter Politik. Da wird die 
Abtreibung unterstuetzt. (Landeshauptfrau Gabi, Anm.) Burgstaller etwa 
sorgt dafuer, dass jeden Samstag ein Wiener Arzt nach Salzburg kommt 
und Abtreibungen vornimmt. Sie respektiert nicht, dass sich die 
Salzburger Aerzte weigern, das zu tun. Da besteht kein Unterschied 
zwischen ihrer Politik und dem Nationalsozialismus". "Unsere" 
Gesellschaft solle zerstoert werden, mutmasst die Frau ueber die 
Beweggruende. Warum, diese Antwort bleibt sie schuldig. Auch die 
Gruenen sind nicht so gut angeschrieben. Nicht mehr, sagt Schwarz. 
"Die haben sich vom Umweltschutz entfernt und setzen jetzt auf eine 
falsche Gesellschaftspolitik". Klingt ein wenig nach VGOe.
Die "Christen", das wird in dem Gespraech offenkundig, sind 
verzweifelt auf der Suche nach Aushaengeschildern, die nicht aus dem 
Fundi-Eck kommen. "Wir sprechen alle Menschen an, die unsere Werte 
teilen - auch wenn nicht alle mit unserem Namen gluecklich sind. Er 
steht fuer unsere Werte". Das sei unabhaengig vom Religionsbekenntnis. 
Gerade unter glaeubigen Moslems gebe es viele, die gegen die Homo-Ehe 
seien. "Wir sind keine rein christliche Partei. Wir haetten gerne 
Moslems oder Juden, die fuer uns antreten und fuer uns in ihren 
Glaubensgemeinschaften Werbung machen". Das, so das offensichtliche 
Kalkuel, wuerde der Partei mehr Glaubwuerdigkeit nach aussen 
verleihen. Wie das mit der Werbung umzusetzen sei? Schwarz schlaegt 
vor, die Prospekte etwa in einer Synagoge zu verteilen. Mich wuerde 
sie am liebsten gleich eine Kandidaturerklaerung unterschreiben 
lassen. Ich bitte hoeflich um Bedenkzeit und nutze die mittlerweile 
allgemeine Aufbruchstimmung, um mich ebenfalls auf den Weg zu machen. 
So unauffaellig, wie ich gerne moechte gelingt mir das nicht. Der 
Bundesheeroffizier haelt mich ein wenig auf, schildert mir seine 
Unterwanderungskonzepte.
Ich haenge mich an Maximilian an, einen der wenigen jungen Maenner, um 
rascher einen Abgang machen zu koennen. Auf dem Weg zur U-Bahn 
schildert er mir seine Beweggruende, warum er bei den Christen ist. 
"Die OeVP vertritt nicht mehr unsere Werte. Wie unser Bundesobmann 
einmal gesagt hat: Wenn sie wieder auf den wahren Weg zurueckfindet, 
loesen wir uns auf und engagieren uns bei der Volkspartei. Aber 
momentan koennen wir nur von aussen Druck ausueben und etwas 
veraendern". Die Partei sei kein Selbstzweck. "An der SPOe und den 
Gruenen gefaellt mir ja das Soziale. Das haben wir gemeinsam, das wird 
in unserem Muettergehalt deutlich". Aber, die Gesellschaftspolitik. 
"Dieser Zentralismus, das ist das Schlimme. Deshalb kann man sie nicht 
waehlen. Die Kinder wollen sie moeglichst frueh den Eltern wegnehmen 
und staatlich in Kindergaerten erziehen. Das ist nicht gut. Die Kinder 
sollen bei ihren Eltern bleiben duerfen".
Ein Punkt, der sich auch im Parteiprogramm und auf der Broschuere 
findet. Die Formulierung spricht Baende: "Die Erziehungsgewalt der 
Eltern muss absoluten Vorrang haben". ###
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