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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Juli 2008; 13:41
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EU/Arbeit:
> Eine haertere Position
Kuerzlich verabschiedete der Europaeische Gewerkschaftsbund (EGB, 
engl.Abk.: ETUC) eine Resolution gegen die weitere Aushoehlung des 
Arbeitsrechts und andere Nebenwirkungen von EU-Integration und 
Globalisierung. Der OeGB, eine Mitgliedsorganisation des EGB, hat, wie 
schon im Fall der EU-Gewerkschaftsdemo im April dieses Jahres, auch 
diesmal bislang kein grosses Interesse gezeigt, europaeisch 
koordinierten Protest zu unterstuetzen. Um ihn daran zu erinnern, 
dokumentieren wir die doch recht EU-kritische Aussendung des EGB vom 
25.Juni:
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> Das EGB-Exekutivkomitee fordert die EU auf, den Kurs zu aendern
Das Exekutivkomitee des Europaeischen Gewerkschaftsbundes, das vom 24. 
bis 25. Juni tagte, nimmt eine haertere Position ein in bezug auf den 
mangelnden Fortschritt beim Erreichen eines sozialen Europa. 
Kuerzliche Entscheidungen ueber eine Arbeitszeit-Direktive und das 
Verdikt des Europaeischen Gerichtshofs ueber den Luxemburg-Fall haben 
die Europaeische Union auf einen gefaehrlichen Kurs gebracht.
Europaeische Buerger muessten den Eindruck haben, dass Europa 
systematisch Rechte von Arbeitnehmern angreift, in einem Europa, wo 
Maerkte ueberall Vorrechte geniessen, und diese Vorstellung ist 
zweifellos eine der Hauptgruende hinter dem irischen "Nein". Die EU 
muss dringend die Richtung aendern, oder sie riskiert, das 
europaeische Projekt infrage zu stellen und den Buergern zu 
entfremden.
Der EGB hat sich zu diesen Themen sehr deutlich ausgesprochen, aber 
die juengste Entscheidung des "Europaeischen Rats fuer Beschaeftigung 
und Soziales" ueber die Arbeitszeit-Direktive und der Umgang mit dem 
Luxemburg-Fall zeigen, dass die europaeische Arbeitsgesetzgebung 
weiter ausgehoehlt wird.
Der letztere Fall war besonders bezeichnend aus mehreren Gruenden: die 
Europaeische Kommission wandte sich an eine der Mitgliedstaaten, 
Luxemburg, weil er seine Arbeitnehmer zu sehr beschuetze. Andere 
vorausgehende Faelle (Laval, Viking, Rueffert) hatten den Weg dafuer 
geebnet, weil dort die nationalen Kollektivvertraege tatsaechlich fuer 
ungesetzlich erklaert wurden. Es ist daher jetzt absolut notwendig, 
dass sich die EU in eine andere Richtung bewegt - die Bevoelkerung ist 
sonst davon ueberzeugt, dass Europa rueckschrittlich ist und eine 
Gesetzgebung fehlt, die seine Buerger schuetzt.
Darueber hinaus werden diese Entscheidungen in einem sich staendig 
verschlechternden soziooekonomischen Klima gefaellt, in dem die 
Situation sich rapide verschaerft durch steigende Nahrungsmittel- und 
Oelpreise, die besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen treffen.
In dieser Krise spielt auch die Inflation eine Rolle. 
Deregulationspolitik auf europaeischer Ebene findet ihren Weg zu den 
nationalen Ebenen, wo sie die sozialen Errungenschaften zerstoert und 
das allgegenwaertige Gefuehl der Unsicherheit ansteigen laesst.
In einem solchen Zusammenhang, wo Strategien gegen den sozialen 
Fortschritt im Gang sind und soziale Verpflichtungen als Belastung 
angesehen werden, sollte das "Nein" des irischen Referendums sehr 
ernst genommen werden, besonders deshalb, weil die Mehrheit der 
Arbeiterschaft gegen den Vertrag gestimmt hat. Und doch zeigt das 
Eurobarometer, dass die ueberwiegende Majoritaet der irischen 
Bevoelkerung proeuropaeisch ist. Die Bevoelkerungen anderer Laender 
wuerde sicher ebenfalls mit "Nein" gestimmt haben, wenn dort 
Referenden stattgefunden haetten.
Die europaeische Gewerkschaftsbewegung fordert daher die europaeischen 
Entscheidungstraeger auf, ihren Kurs zu aendern, falls sie nicht eine 
Kluft zwischen sich und den europaeischen Buergern entstehen lassen 
wollen. Sie spricht sich ausserdem fuer ein Programm fuer sozialen 
Fortschritt aus.
Der EGB plant europaeische Aktionstage zum Start der neuen 
Sitzungsperiode des europaeischen Parlaments. Ein Welt-Aktionstag wird 
am 7.Oktober stattfinden.
(Uebers.: akin)
http://www.etuc.org
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