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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Mai 2008; 14:38
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  Menschenrechte:
  
  > Tierrechtsorganisationen aufgemischt
  
  Zehn Verhaftungen nach einem Anti-Mafia-Paragraphen: Nicht nur die 
  Oeffentlichkeit, sondern auch die Betroffenen werden ueber konkrete 
  Vorwuerfe im Dunkeln gehalten.
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  Letzten Mittwoch in den fruehen Morgenstunden stuermten in einer 
  grossangelegten Razzia Sondereinheiten der Polizei etliche Wohnungen, 
  Haeuser und Bueros von Tierschuetzern (Tierrechtsaktivisten) in Wien, 
  NOe, Steiermark und Tirol. Dabei wurden auch zehn von ihnen verhaftet.
  
  Die Angabe der genauen Zahl an Hausdurchsuchungen schwankt je nach 
  Quelle. Zuletzt war von bis zu 24 Durchsuchungen die Rede. Soweit 
  bekannt, sind zumindest folgende Organisationen und Initiativen durch 
  die Massnahmen von Polizei und Justiz betroffen: Basisgruppe 
  Tierrechte (BAT), RespekTiere, Verein gegen Tierfabriken (VgT), 
  Tier-Wege, Vegane Gesellschaft Oesterreichs (VGOe) sowie zwei weitere 
  Gruppen.
  
  Nach wie vor gibt es kaum klare Aussagen ueber die Vorwuerfe gegen die 
  Betroffenen. In vagen Andeutungen ist unter anderem die Rede von 
  "Brandanschlaegen und Gasangriffen". Welche Anschlaege damit genau 
  gemeint sind, ist unklar. Selbst die Anwaelte der Betroffenen bekommen 
  nur Teile der Akten -- um die Ermittlungen nicht zu gefaehrden, wie 
  die Behoerden verlauten liessen. Letzten Meldungen zufolge haetten die 
  ersten Ergebnisse der Hausdurchsuchungen die Verdachtsmomente 
  "verstaerkt". Worin die konkreten Vorwuerfe bestehen, liessen sich die 
  Behoerdenvertreter aber immer noch nicht entlocken, da das Verfahren 
  "nicht oeffentlich" sei.
  
  Mafia-Paragraph
  
  Als Haftgrund wird Verdunkelungsgefahr wegen des Verdachts auf Bildung 
  einer kriminellen Vereinigung gemaess §278a StGB: Strafrahmen: 6 
  Monate bis 5 Jahre Haft. Eigentlich ist das ja ein 
  Anti-Mafia-Paragraph, der aber gemeinsam mit den neuen 
  Anti-Terror-Paragraphen geschaffen wurde. Aehnlich wie im kuerzlich 
  stattgefundenen "Islamistenprozess" werden hierbei konkrete 
  Tatvorwuerfe durch den Vorwurf eines Organisationsdelikts ersetzt. Die 
  Gruenen forderten am Montag bei einer Pressekonferenz daher, man moege 
  konkrete Vorwuerfe machen oder die 10 Gefangenen unverzueglich 
  freilassen. Tierschutzsprecherin Brigid Weinzinger vermutet, die 
  Beamten haetten erhofft, bei den Durchsuchungen zufaellige Funde zu 
  machen, um ihren Vorwurf der "kriminellen Organisation" ueberhaupt 
  erst untermauern zu koennen. Die Gruenen weisen auf fruehere 
  Repressionen gegen die Tierrechtsleute hin. So heisst es in einer 
  Aussendung: "Schon die letzten Jahre waren gepraegt von 
  Auseinandersetzungen um verweigerte Demonstrationsgenehmigungen fuer 
  Anti-Pelz-Demos bestimmter Gruppen, denen seitens des BMI Straftaten 
  zur Last gelegt wurden - faelschlicherweise, wie sich im Zuge 
  parlamentarischer Anfragen der Gruenen und einer Intervention bei der 
  Volksanwaltschaft herausstellte."
  
  Bedrohungen und Demuetigungen
  
  Laut VgT sind jetzt 5 der Verhafteten in Hungerstreik getreten und 
  nehmen nur noch Wasser zu sich. Laut dem Verein soll es reichlich 
  ruede bei den Polizeieinsaetzen zugegangen sein: "Das Erstuermen von 
  Wohnungen mittels Rammbock, die Bedrohung mit gezogenen Waffen und 
  Demuetigungen durch Beamte (z.B. musste sich eine Frau nackt hinlegen, 
  es wurde eine Waffe auf sie gerichtet und sie wurde entgegen ihrem 
  ausdruecklichen Willen in dieser Position fotografiert), sind 
  Anschuldigungen, die in diesem Zusammenhang genannt werden. Einigen 
  der Betroffenen wurde auch rechtswidrig verweigert, ein Telefonat zu 
  fuehren oder eine Vertrauensperson hinzuzuziehen." so der VgT. Bei den 
  Durchsuchungen sollen neben Computern und papierenen Unterlagen auch 
  so verdaechtige Gegenstaende wie Demo-Plakate und sogar 
  Hunde-Spielzeug beschlagnahmt worden sein.
  
  Solidemos
  
  Neun der zehn Festgenommenen werden in Wiener Neustadt festgehalten, 
  eine Person soll noch in Tirol einsitzen. Als Reaktion auf den 
  Polizeieinsatz und die Verhaftungen kam es neben einer Haefndemo in 
  Wiener Neustadt auch zu Solidaritaetsdemonstrationen in Wien, Graz, 
  Salzburg, Bregenz und sogar in Berlin, Hamburg , Muenchen und 
  Stockholm. Im Zusammenhang mit den Verhaftungen werden auch immer 
  wieder die Aktionen gegen mit Pelzen handelnde Laeden der Firma 
  Kleider-Bauer und dazugehoerige Betriebe genannt. Die BAT hat 
  angekuendigt, diese Aktionen nicht einzustellen. Die jeden Samstag um 
  13 Uhr vor dem Haemmerle-Modehaus (Wien 6, Mariahilfer Strasse 105) 
  stattfindende Kundgebung soll auch weiterhin stattfinden.
  *Bernhard Redl*
  
  Laufende Berichtserstattung vor allem auf: http://at.indymedia.org
  Kontakt zur Rechtshilfegruppe: 0650/5926791, antirep2008{AT}gmx.at
  
  Links zu den betroffenen Gruppierungen:
  BAT http://www.basisgruppe-tierrechte.org
  RespekTiere http://www.respektiere.at
  VgT http://www.vgt.at
  Tier-Wege http://www.tier-wege.at
  VGOe http://www.vegan.at
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  > Schlaegerei
  
  Beim Treffpunkt am Wiener Suedbahnhof zur Abfahrt zur Kundgebung in 
  Wiener Neustadt gegen die Inhaftierung der Tierrechtler soll es zu 
  einem hoechst unangenehmen Zwischenfall gekommen sein. Laut Michael 
  Proebsting von der "Liga der Sozialistischen Revolution" sei er 
  physisch angegriffen worden, als er gerade Flugblaetter mit 
  Solidaritaetsaufrufen fuer die Verhafteten verteilte. Eine Gruppe von 
  "15-20 Antinationalen" haetten ihn "im Namen der Gefangenen" 
  aufgefordert, zu verschwinden und nicht nach Wiener Neustadt zu 
  fahren. Einer aus der Gruppe habe ihm dabei mit der Faust ins Gesicht 
  geschlagen, so Proebsting. Andere Stellungnahmen zu diesem Geschehen 
  liegen uns nicht vor.
  (akin)
  
  
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