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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Mai 2008; 15:20
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Debatten:
> Die Linkspartei und das teure Leben
Ein Gespenst geht um in Oesterreich. Es heisst neue Linkspartei -- und 
viele Anzeichen deuten darauf hin, dass es bis auf weiteres ein 
Gespenst bleiben wird, obwohl sich bereits Medien wie die Tageszeitung 
"Presse" und das Magazin "profil" damit beschaeftigen.
Liegt das an den gesellschaftlichen Verhaeltnissen? Nein. Die 
Entwicklung weltweit, in Europa und in Oesterreich schreit geradezu 
nach einer Alternative. Die arbeitenden Menschen, die Ausgegrenzten, 
die Opfer des Sozialabbaus haben derzeit keine Stimme, sie haben kein 
Instrument, das ausserparlamentarisch und auch in Parlamenten ein 
Gegengewicht bieten koennte. Ich erspare mir, die Fakten anzufuehren. 
Sie sind bekannt und sie werden von sehr vielen Leuten (weit ueber den 
Kreis hinaus, den die steirische KPOe oder andere fortschrittliche 
Gruppierungen erreichen) gleich oder aehnlich bewertet wie von uns. 
Dabei muss man religioes motivierte Personen mit sozialem Bewusstsein 
besonders hervorheben.
Liegt es an der politischen Situation? Ja und Nein. Auf der einen 
Seite sehen wir eine Erosion der SPOe in der Regierung und muessen 
eine Rechtsentwicklung der Gruenen Partei konstatieren, die in der 
schwarz-gruenen Rathauskoalition in Graz ihren vorlaeufigen Hoehepunkt 
gefunden hat.
Auf der anderen Seite hat die OeGB-Spitze sogar den Bawag-Skandal 
durchgesessen, ohne die Bildung einer nennenswerten internen 
Opposition, die versucht haette, dem Sozialpartnerschaftskurs eine 
Alternative entgegenzustellen. Und in der SPOe beschraenkt sich die 
sichtbare Opposition auf den linken Fluegel der Jugendorganisationen. 
Die Gruenen nehmen den Regierungskurs eines Van der Bellen 
gleichmuetig hin und verabschieden sich aus grundlegenden 
gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen.
Was bleibt? Die steirische KPOe mit einem nach der Grazer Wahl vom 
Jaenner 2008 noch immer vorhandenen relevanten Einfluss in der 
steirischen Bevoelkerung (nach einer juengst veroeffentlichten Umfrage 
6 -8 %), die Bundes-KPOe, der ein Abschneiden rund um die 
1-Prozent-Grenze zugetraut wird, verschiedene Kleingruppen, die ihre 
Stuetzpunkte vor allem in Wien haben -- und Einzelpersonen, denen es 
ganz einfach reicht. (Ein zweiter Oskar Lafontaine ist nicht unter 
ihnen).
Zu diesem Thema von der Zeitschrift "profil" befragt, habe ich eine 
vorsichtige Antwort gegeben: Ich halte die Zeit fuer eine Entscheidung 
ueber einen Zusammenschluss noch nicht fuer reif: 'Wir muessen die 
gesellschaftliche und politische Entwicklung genau analysieren. Denn 
einen Rohrkrepierer kann sich die Linke nicht leisten. Wenn eine 
Linkspartei jetzt floppt, dann ist sie auf Jahrzehnte gescheitert'". 
(Profil, 21/08 S.29).
Was tun? Eine Addition bestehender Organisationen beziehungsweise eine 
formale Kopie der Linkspartei in unserem Nachbarland durch die 
steirische KPOe oder durch die Gruppe um Hermann Dworczak waere von 
vornherein zum Scheitern verurteilt.
Es ist sinnvoller, sich vorerst auf konkrete Themen wie Umverteilung, 
Wohnen, Oeffentliches Eigentum oder das Eintreten fuer eine 
Volksabstimmung ueber den neuen EU-Vertrag zu konzentrieren.
Wenn man die Lage der Linken wirklich verbessern will, muss man heraus 
aus dem politischen Biotop und mit dem linken Hochmut gegenueber der 
Mehrheit der Bevoelkerung brechen. Es geht darum, bedeutende Teile der 
arbeitenden Bevoelkerung fuer gemeinsame Interessen in Bewegung zu 
bringen. Um dies zu erreichen, muss man mit den Leuten reden und 
gemeinsam mit ihnen konkrete Schritte machen. Das ist muehsam, kann 
aber sehr lohnend sein. Es gibt aber keinen anderen Weg, damit man --  
um mit Marx zu sprechen -- "die Verhaeltnisse zum Tanzen" bringen 
kann. Diese Weg sollten wir gemeinsam mit allen fortschrittlichen 
Kraeften und Einzelpersonen beschreiten, die ebenfalls dazu bereit 
sind.
Zwei Signale
Ein ermutigendes erstes Beispiel dafuer war die Schaffung und 
Entwicklung der Plattform "Volxabstimmung". Zahlreiche Organisationen 
haben sich hier auf das gemeinsame Ziel einer fortschrittlichen 
Bewegung gegen den neuen EU-Vertrag konzentriert und mit der 
Demonstration am 5. April in Wien ein deutlich sichtbares Zeichen 
gesetzt. Auf diesem Weg sollten wir weitergehen, was die EU betrifft, 
aber auch bei aktuellen sozialen Fragen.
Und hier draengt sich die Frage der Teuerung bei Grundnahrungsmitteln 
und Energie auf. Diese trifft Menschen mit geringem Einkommen 
besonders stark. Die steirische KPOe hat mehrere Forderungen zu diesem 
Thema aufgestellt. Wenn sich verschiedene Gruppen und Personen bei 
diesem Thema auf eine zentrale Forderung einigen koennten und 
oesterreichweit Initiativen in diese Richtung zustande kaemen, waere 
mehr erreicht als auf vielen Diskussion, ob und wie eine Linkspartei 
in Oesterreich geschaffen werden koennte.
Ich halte es fuer sinnvoll, dass sich das fuer Anfang Juli 
angekuendigte Plenum vor allem mit diesem Thema beschaeftigt.
*Franz Stephan Parteder, KPOe Steiermark*
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TERMIN: Um die Debatten und Initiativen fuer ein Parteiprojekt 
zusammenzufassen, findet am Samstag, den 5.Juli ein bundesweiter 
'LINKER RATSCHLAG' statt (Dauer: 3 bis 4 Stunden). Amerlinghaus, 
Stiftgasse 8, 1070 Wien, 14 Uhr
Die erwaehnten Beitraege in den Massenmedien:
Presse: http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/384090
 profil: http://linke.cc/news/article.php?story=20080519191118173
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