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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. April 2008; 19:07
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Glosse/Voelkerrecht:
> Serbien muss sterbien
Zur phantasievollen Auslegung der UN-Resolution 1244
Die Kosovo-Serben duerfen am 11. Mai nicht wie die Serben im Norden 
des Landes ihre Gemeinderaete waehlen. Ihnen wird auch das Recht 
versagt, ihre parlamentarischen Vertreter in Belgrad zu waehlen. 
Verstoss gegen UN-Resolution 1244, sagt die UNMIK, die 
UNO-"Schutztruppe" im Kosovo. Die serbische Eisenbahn darf keine 
Eisenbahnlinie nach Mitrovica, der groessten serbischen Siedlung in 
der serbischen Provinz Kosovo fuehren. Verstoss gegen UN-Resolution 
1244, sagt die UNMIK. Die Kosovo-Serben duerfen keine eigene 
Polizeitruppe in den serbischen Doerfern und Staedten der serbischen 
Provinz Kosovo aufstellen. Verstoss gegen UN-Resolution 1244, sagt die 
UNMIK. Serbische Justizbeamte, Staatsanwaelte, Richter, duerfen auch 
in Gerichten in serbischen Staedten und Doerfern der serbischen 
Provinz Kosovo keinen Dienst tun. Verstoss gegen UN-Resolution 1244, 
sagt die UNMIK. Ein serbischer Minister darf keine serbischen Doerfer 
in der serbischen Provinz Kosovo besuchen. Verstoss gegen 
UN-Resolution 1244, sagt die UNMIK.
Eine Liste, die sich endlos lange fortsetzen liesse. An sich 
belanglos, waere dieses Vorgehen nicht exemplarisch dafuer, wie sehr 
das Prinzip "Gleiches Recht fuer alle", ein sinnvolles und 
fundamentales Prinzip des Voelkerrechts, ausgehoehlt worden ist. Heute 
gilt das Recht des Staerkeren. Gleich, was in einer UNO-Resolution 
steht. Die Resolution 1244 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen 
aus dem Jahr 1999 regelt die Stationierung internationaler Truppen, um 
die albanische Minderheit im Kosovo zu schuetzen. Das harte, 
menschenrechtswidrige und gewaltsame Vorgehen der serbischen 
Staatsgewalt gegen gewaltsame separatistische Bewegungen der Albaner 
hatte das notwendig gemacht. (Die Diskussion, dass einseitige 
Medienberichterstattung einen bevorstehenden Genozid an 
Kosovo-Albanern erfand, will ich hier nicht beginnen. Das wuerde zu 
weit fuehren, auch wenn es stimmt). Der UN-Resolution hat 1999 auch 
die serbische Regierung zugestimmt. Sie besagt, dass bis auf Widerruf 
die UNMIK die Verwaltung ueber die Provinz uebernimmt. Ihre Aufgabe 
ist der Schutz der Menschen im Kosovo - und die territoriale 
Unversehrtheit Jugoslawiens und damit Serbiens als seinem 
Rechtsnachfolger sicherzustellen. Die UNMIK hat also auch die Aufgabe, 
eine Abspaltung des Kosovo zu verhindern und serbische Gesetze im 
Kosovo durchzusetzen.
Keiner der Aufgaben ist die UNMIK nachgekommen. Unter ihrer Aufsicht 
haben Kosovo-Albaner 230.000 Serben und Roma aus dem Kosovo 
vertrieben. Unter ihrer Aufsicht sind 3.000 Menschen, fast 
ausschliesslich Serben und Roma, Opfer ethnischen Terrors geworden. 
Unter ihrer Aufsicht haben Mafia-Clans, die sich direkt aus der UCK 
heraus entwickelt haben, ein beispielloses kriminelles Netzwerk im 
Kosovo aufgebaut. Der Kosovo ist der Hauptstuetzpunkt fuer den 
Heroinhandel nach Europa geworden. Der Frauenhandel nach Europa ist 
heute zu einem erheblichen Teil in kosovo-albanischer Hand. Die Liste 
liesse sich endlos fortsetzen. Unter Aufsicht der UNMIK haben 
ehemalige UCK-Kaempfer Menschen eingeschuechtert und umgebracht, die 
die Kriegsverbrechen ehemaliger UCK-Kommandanten haetten bezeugen 
sollen. Mit dem Erfolg, dass ein ehemaliger UCK-Kaempfer beim 
Kriegsverbrechertribunal in Den Haag freigesprochen wurde - obwohl 
selbst das Gericht zugeben musste, dass die Zeugen eingeschuechtert 
waren. Auf die "objektive" Beweiswuerdigung hatte das keinen Einfluss. 
Unter der Aufsicht der UNMIK hat der Kosovo seine voelkerrechtswidrige 
Unabhaengigkeit ausgerufen.
Aber wehe, Serben und Roma wollen Minimalrechte im eigenen Land - 
siehe oben. Haette die UNMIK die gleichen Massstaebe an Albaner 
angelegt wie an Serben, haette sie notfalls gewaltsam verhindern 
muessen, dass das kosovo-albanische Parlament zusammentritt, um die 
Unabhaengigkeit auszurufen. Zumindest haette sie die Parlamentarier, 
die das taten, festnehmen muessen. Es ist die verbriefte Aufgabe der 
UNMIK nach UN-Resolution 1244, die territoriale Unabhaengigkeit 
Serbiens aufrechtzuerhalten. Darum darf sie ueberhaupt dort sein. Aber 
nicht einmal ein Pieps war zu hoeren.
Nur, das Verhalten der UNMIK ueberrascht nicht. Sie war von Beginn an 
Instrument imperialistischer Interessen, vor allem der Amerikaner. Die 
USA haben ein Interesse, am Balkan Verbuendete zu haben, die nach 
ihrer Pfeife tanzen. Das tun die Kroaten, aber die Albaner tun es noch 
besser. Siehe etwa den begeisterten Empfang fuer US-Praesident George 
W. Bush in Albanien. Vor allem die Haltung seiner Regierung in der 
Kosovo-Frage hatte diese Begeisterung entstehen lassen. Gemeinsam mit 
der EU haben die USA ein zweites, vitales, Interesse an einem 
unabhaengigen Kosovo und einem moeglichst schwachen Serbien: Das ist 
der Schlussstein im Zerfall Jugoslawiens. Der Zerfall der ehemals 
maechtigen sozialistischen Republik war aus kapitalistischer Sicht 
ueberfaellig. Nur so konnte man auch den letzten Rest Sozialismus zu 
Grabe tragen. Nur so konnte man leicht Maerkte erobern, ohne das Blut 
der eigenen Arbeiter vergiessen zu muessen oder das Gehirn der eigenen 
Diplomaten zu sehr anstrengen zu muessen. Vor allem, ohne 
Zugestaendnisse machen zu muessen. Serbien, das nach dem Buergerkrieg 
eine Annaeherung an Russland gesucht hatte, war da trotz weitgehender 
Oeffnung fuer den Kapitalismus das letzte Hindernis. Die Aufbauhilfe, 
die der Westen im ehemaligen Jugoslawien leistet, kommt fast 1:1 
westlichen Firmen zugute, die die Strassen und Bruecken bauen, die mit 
dem Geld finanziert werden. Sofern es nicht in den Taschen korrupter 
Politiker verschwindet.
Genau diese Politik hat die UNMIK gewissenhaft exekutiert. Sie war 
treuer Schosshund ihres Herrn. Dass ein gewisser Schuss "Serbien muss 
sterbien"-Mentalitaet in den westlichen Laendern herrscht (woran die 
serbischen Regierungen der vergangenen zwei Jahrzehnte nicht 
unschuldig sind) hat es ihr leichter gemacht, im Kosovo zu schalten 
und zu walten, wie es ihr beliebt. Ihre eigentlichen Vorhaben hat sie 
penibel umgesetzt. Ihre Vorgaben auf dem Papier hat sie nicht einmal 
als unverbindliche Empfehlung betrachtet und jede von ihnen verletzt. 
Und nimmt man dieses Papier, immerhin eine Resolution des 
Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, als Rechtfertigung fuer die 
Anwesenheit der UNMIK, hat sie jedes Recht verspielt, sich in Serbien 
aufzuhalten. Sie sollte das Land besser heute als morgen verlassen. 
Ihr Aufenthalt verstoesst gegen UN-Resolution 1244. Sagt die 
Resolution.
*Viktor Englisch*
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