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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. April 2008; 19:04
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Haiti:

> Sturz der Regierung nach sozialen Unruhen

Auch kein Ruhmesblatt fuer Blauhelme


In Folge von Protesten, bei denen mindestens fuenf Demonstranten und
ein Blauhelmsoldat getoetet wurden, ist der haitianische
Premierminister Jacques Edouard Alexis am 12. April vom Senat
abgesetzt worden. Hintergrund der zum Teil gewalttaetigen
Demonstrationen, die eine ganze Woche andauerten und bis zum 10. April
vorhielten, waren die massiven Preissteigerungen fuer Lebensmittel,
die Haiti gerade erlebt.

Die Proteste richteten sich auch gegen die Anwesenheit der etwa 9.000
UN-Blauhelmsoldaten im Land. Ihnen wird von Frauenvereinigungen und
anderen zivilen Organisationen vorgeworfen, am Missbrauch von Frauen
und Kindern beteiligt gewesen zu sein.

Waehrend der Demonstrationen kamen es zur Pluenderung von Geschaeften
und zu Zusammenstoessen zwischen DemonstrantInnen und
Blauhelmsoldaten. Dabei wurden fuenf Personen von Uniformierten
erschossen und mindestens 50 weitere verletzt.

Augenzeugen zufolge sollen die Blauhelmsoldaten Traenengas und
automatische Waffen eingesetzt haben, um die Unruhen einzudaemmen und
eine aufgebrachte Menschenmenge davon abzuhalten, den
Praesidentenpalast zu stuermen. Die Regierung hatte zuvor
SchmugglerInnen und DrogenhaendlerInnen fuer die Situation
verantwortlich gemacht.

Nachdem Praesident René Preval in einer Fernsehansprache zur Ruhe
gemahnt und eine Subventionierung der Lebensmittelpreise in Aussicht
gestellt hatte, flauten die Proteste ab.

Der Anstieg der Lebensmittelpreise ist vor allem auf drei Ursachen
zurueckzufuehren: Die von der Zivilgesellschaft kritisierte
Liberalisierung des Marktes auf Weisung von IWF und Weltbank, die
hohen Energiepreise sowie der Boom des Biosprits und die damit
zusammenhaengende Verteuerung von Lebensmitteln. Die Hilfsorganisation
Christian Aid kommentiert in einem Dokument die haitianische
Zollpolitik und kommt zu dem Schluss: "In Haiti hatte die Senkung der
Zoelle auf landwirtschaftliche Produkte katastrophale Auswirkungen.
Die Einfuhr von Lebensmitteln stieg derart drastisch an, dass
mittlerweile Lebensmittel das groesste Importsegment ausmachen."

Nach dem Sturz der Regierung kuendigte Praesident Preval an, die
Preise fuer Reis um bis zu 16 Prozent zu senken. Darueber hinaus
wuerden internationale Gelder zur Subventionierung eingesetzt werden.

In Haiti, dem aermsten Land Lateinamerikas, liegt die
durchschnittliche Lebenserwartung bei 50 Jahren. 80 Prozent der
Bevoelkerung muessen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen.
Das Land steht laut dem von der UNO entwickelten "Index der
menschlichen Entwicklung" HDI (Human Development Index) an Position
150 von 177 Laendern. Waehrend sich Haiti bislang selbst versorgen und
den Nahrungsbedarf der Bevoelkerung ausreichend decken konnte,
verwendet es zurzeit mehr als drei Viertel des durch Exporte
erwirtschafteten Volksvermoegens fuer den Import von Lebensmitteln.
(púlsar-alai-poonal)

Quelle: http://www.npla.de/poonal



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