**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. April 2008; 19:22
**********************************************************
Deren Heer:
> Die Armee blieb maennlich
Vor 10 Jahren oeffnete sich am 1.April das Bundesheer fuer Frauen. Es 
blieb beim schlechten Aprilscherz.
1998 wurden Frauen zum oesterreichischen Bundesheer zugelassen. Die 
ersten sieben Frauen rueckten am 1. April in die Kaserne Strass in der 
Steiermark ein, begleitet von einem Strassentheater der Arge 
Wehrdienstverweigerung & Gewaltfreiheit. Schuetzenhilfe bekam das 
Bundesheer von einigen umtriebigen Frauen, die unbedingt Soldatin 
werden wollten und dafuer den Verein "Frauen freiwillig zum 
Bundesheer" gegruendet hatten. Frau Sch., die sich ganz besonders 
engagiert hatte, wurde vom Heer hofiert, medial praesentiert und galt 
als Beispiel der Emanzipation, der sich auch die Armee nicht mehr 
verschliessen wollte. Frau Sch. hatte bald nichts mehr zu lachen, als 
Alleinerzieherin war sie hochverschuldet und wusste sich nur noch 
einen Ausweg: sie liess sich in einem pornographischen Magazin 
abbilden. Nun haette so ein einzelnes Photo nicht unbedingt auffallen 
muessen, aber diese Art von Magazinen stellt im Heer eine 
Pflichtlektuere dar. Die wackere Kaempferin wurde abserviert, ein 
Skandal provoziert, der so weit ging, dass ihre Kinder Beschimpfungen 
ausgesetzt wurden, die Frau ist untergetaucht.
Die Oeffnung der Armee fuer Frauen diente und dient primaer 
militaerstrategischen Ueberlegungen.Dieser Schritt war nur ein 
Baustein einer umfassenden Heeresreform, den Bericht zur Adaptierung 
der "Heeresgliederung Neu" legte der damalige Verteidigungsminister 
Fasslabend dem Landesverteidigungsrat zufaelligerweise am 30. Maerz 98 
vor, die Umsetzung wurde der Bundesregierung in dieser Form empfohlen. 
Die Armee begann sich auf eine Umstrukturierung in Richtung Berufsheer 
und Auslandsorientierung vorzubereiten. Rekrutierungsschwierigkeiten 
quantitativer wie qualitativer Art sowie eine Verbreiterung der 
gesellschaftlichen Legitimationsbasis legten es nahe, auch auf Frauen 
zugreifen zu wollen. Die Armee scheut keine Muehe, um Frauen 
anzuwerben, der Erfolg sieht duerftig aus. Maedchen sollen schon ab 16 
Jahren Schnuppertage absolvieren duerfen, sie koennen sich bereits vor 
ihrem 17. Geburtstag freiwillig melden um im 18. Lebensjahr mit der 
Ausbildung zu beginnen. Die Armee lockt mit dem Anfangssold von 890 
Euro und versucht mit ‚internationaler Berufserfahrung' zu werben, das 
bedeutet, dass bei einem Ausbildungsdienst von 12 Monaten Frauen 
bereits ab dem 6. Ausbildungsmonat in den Auslandsdienst entsandt 
werden koennen. So billig stellt das Heer maennliches Kanonenfutter 
nicht zur Verfuegung. Zusaetzlich wird mit Existenzaengsten gespielt, 
immer wieder finden sich in diversen Arbeitsaemtern Werbefolder, die 
Frauen fuer eine "Karriere" beim Heer begeistern wollen. Immerhin gibt 
es heute 311 Soldatinnen, davon befinden sich 13 im Auslandseinsatz, 
64 sind Leistungssportlerinnen. Mit den Zivilbediensteten sind etwa 
4000 Frauen im Ressortbereich Landesverteidigung beschaeftigt, von 
Integration kann damit nicht gesprochen werden.
Trotz aller Werbekampagnen. die Frauen mit Bildern voller 
Abenteuerlust locken wollen, hat das Bundesheer im Bereich der 
Oeffnung fuer Frauen einen eindeutigen Mangel an Attraktivitaet zur 
Kenntnis zu nehmen.
Waehrend Risken wie Suizidgeffaehrdung und Suizid, die vermehrt im 
Assistenzeinsatz auftreten, mittlerweile einer Diskussion zugefuehrt 
wurden, wird die Problematik der sexuellen Belaestigung und Gewalt an 
Frauen, welche bestandteil kontinuierlichen alletaeglichen erlebens 
ist, negiert bzw. tabuisiert.
Angesichts des Missbrauchsskandals der US-Army 2004, als bekannt 
wurde, dass im Irak, in Afghanistan und Kuweit in einem Zeitraum von 
18 Monaten in 112 Faellen von Seiten der US-Armee Missbrauch an 
Soldatinnen veruebt worden ist, kam Senator Nelson zur 
Schlussfolgerung: "Ich kann bei der militaerischen Fuehrung keine 
angemessene Empoerung erkennen." (spiegel, 6.2.2004) Die Ueberwindung 
zum Toeten, die Installation des Soldatentums baut sich ursaechlich 
auf der Herabwuerdigung, der Abwertung und Negation des Weiblichen als 
des ‚Fremden' auf. Ex-Verteidigungsminister Platter hatte in einem 
Pressegespraech auf die Frage, was Frauen im Heer verbessert haetten 
geantwortet, dass sie "eine bessere Stimmung machen".
Die Armee braucht Frauen dringend fuer eine Image-Verbesserung, gerade 
jetzt, wo der Ex-Wehrdienstverweigerer Darabos das Infrarot-Suchsystem 
fuer die Eurofighter aus Kostengruenden abbestellt hat, so dass diese 
nur tagsueber und nicht bei Schlechtwetter fliegen koennen.
*rosalia krenn*
*arge wehrdienstverweigerung & gewaltfreiheit*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin