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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Maerz 2008; 18:14
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Wien:

> Wagenburg wieder in Noeten

Etwa 25 Leute leben in Wohnwaegen, Bussen und Bauwaegen in einer
Gemeinschaft auf einem Grundstueck in Simmering. Seit 2006 exisitiert
die Wagenburg, zweimal musste sie seither schon umziehen. Zuerst
mussten die Menschen von ihrem alten Platz verschwinden, da das
Grundstueck verkauft wurde, machten dann einen kurzen Zwischenstopp
auf Gemeindegrund (eine ungenuetzte Brachflaeche, umgeben von
Tierkoerperverwertung, Muellverbrennung und Klaeranlage) und haben
jetzt durch das Angebot einer Privatperson Quartier auf deren
ehemaligen Acker in Kaiserebersdorf gefunden. Jetzt auf dem neuen
Grundstueck gibt es aber wieder Scherereien, wie ein Bericht der
Gruppe veranschaulicht:
*

Der Ueberfall: 5 BeamtInnen der MA 6 und 4 PolizistInnen kamen
unangemeldet am 06.03.2008, 7 Uhr frueh, auf den Wagenplatz,
kennzeichneten die Waegen mit Nummern und Buchstaben, verschafften
sich teilweise unautorisierten Zutritt und forderten von allen
anwesenden Personen Personalien, Eigentumsverhaeltnisse, Mietpreis und
Auskunft ueber andere eventuelle BewohnerInnen - trotz Protest wurden
mutwillig falsche, bzw. spekulative Daten bezueglich des Eigentums und
der Laenge des Aufenthalts der anwesenden Personen aufgenommen.

Auftraggeber war die MA 62 (Zentrales Meldeservice), Grund:
Meldeversaeumnis; skurril: da die Baupolizei einen Raeumungsbescheid
fixiert hat...

Dieses Vorgehen ist als Schikane zu verstehen, da bereits mit der MA
37 eine Offenlegung der Eigentumsverhaeltnisse vereinbart worden war.
Die betroffenen Personen haben die Meldung anschliessend gleich
nachgeholt.

Die Bauverhandlung im Vorfeld: Wir wurden seitens der Baupolizei
dringlichst aufgefordert, an der Verhandlung teilzunehmen, da eine
"gute Loesung" fuer alle Beteiligten gefunden werden sollte. Einziger
Sinn und Zweck der Verhandlung war die "Klaerung der
Eigentumsverhaeltnisse der Fahrnisse". Mensch muss ja wissen, an wen
der Raeumungsbescheid geht. Nach zwei Stunden ehrlicher Solidaritaet
("Ich finde das ganz toll was ihr macht, aber aufgrund der Gesetze
muss ich die Raeumung veranlassen" - die
Verhandlungsleiterin/Baupolizei) und weiser Ratschlaege ("Ihr koennt
ja Berufung einlegen" - Selbige; "Es gibt mehrere Campingplaetze in
Wien" - der Vertreter des Bezirkamts Simmering) war klar was passieren
wird. In den naechsten Tagen erhalten wir den Raeumungsbescheid.

Die rechtliche Grundlage: Die Baupolizei beruft sich auf die Widmung
unseres Grundstuecks: Gruenland. Im Gruenland duerfen keine
"Fahrnisse" stehen. Punkt. Da kann Mensch noch soviel Miete zahlen,
Muelltonne und Senkgrube von der Stadt entleeren lassen und einen
gueltigen Meldezettel haben. Was nicht ist, darf niemals sein.

Das absurde Resultat: Wenn wir auf keinem Gruenland stehen duerfen,
was bleibt da noch? Es gibt die Widmung Zeltplatz, so ein Grundstueck
muesste uns die Stadt aber erstmal widmen (und das muss u.a. durch den
Gemeinderat), und es gibt die Widmung Baugrund. Na dann, mieten wir
uns einfach einen 4000 m² (entspricht unserem jetzigen Grundstueck)
grossen, erschlossenen Baugrund in Wien und ... Hoppla! ... vielleicht
sollten wir davor noch ein paar Banken ausrauben?! Nein, dieses Urteil
macht es uns unmoeglich privat ein Grundstueck zu finden.

Die Verantwortung der Stadt: Es geht uns nicht im geringsten um Geld
und Subventionierung, sondern um die Option nach unseren Vorstellungen
zu leben. Das wird nach dem Urteil der Baupolizei - zumindest legal -
ohne Kooperation der Stadt nicht mehr moeglich sein. Und das ist
verrueckt genug.

Wir sind gerne bereit in ernsthaften Gespraechen eine Loesung zu
finden. Aber die Moeglichkeit, dass es keinen Wagenplatz mehr gibt,
existiert nicht.

Wir leben in Waegen und wir leben in Wien!
(Wagenplatz Wien / gek.)
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Quelle und weitere Infos: http://wagenplatz.at/

Jour Fixe fuer Gaeste mit Platzcafe und Wagenbar unter dem Motto "Hau
di her, samma mehr" jeden Montag ab 20 Uhr

Adresse: Kimmerlgasse, Ecke Krautgasse.
Wegbeschreibung: U3 bis Simmering; 73A bis Pantucekgasse + Fussweg (3
Minuten): Kaiserebersdorferstrasse stadtauswaerts gehen; erste
Moeglichkeit links in Schmidgunstgasse; anschliessend wieder links in
Krautgasse; geradeaus weiter bis zur T-Kreuzung mit Kimmerlgasse;
links in Kimmerlgasse einbiegen; nach ca. 150m Wagenplatz



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