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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Februar 2008; 18:09
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Medien:
> Ost-West-Gegeninformationen 1989-2007
Die "Ost-West-Gegeninformationen" sind nicht mehr. Ende 2007 kam das 
letzte Heft heraus, gemeinsam mit einem Gesamtregister aller Artikel 
aus 19 Jahren. Die erste Ausgabe erschien im Maerz 1989 auf 12 Seiten 
grauen Papiers und im Impressum stand als rechtliche Hilfskonstruktion 
die Herausgeberin: "foej/bfs" -- also die Herausgeberin der akin. Der 
faktische Herausgeber, das "Alternativ-sozialistische Osteuropakomitee 
Graz", bei der ersten Nummer noch kein offizieller Verein, firmierte 
erst in den folgenden Ausgaben als Herausgeber. Redaktionsbuero gab es 
natuerlich keines, schliesslich fand man in der Dezentrale der ALG 
Unterschlupf -- denn damals hiessen die Gruenen in Graz noch 
Alternative.
Aber schon ab der Nummer 1 war jedesmal in der Selbstdarstellung 
nachzulesen: "Information ist die erste Quelle der Solidaritaet". Ein 
schoener Satz, sagte er doch klar aus, wofuer die 
Ost-West-Gegeninformationen standen: Fuer Nachrichten fuer die 
Weltveraenderung inmitten der draeuenden Umwaelzungen in Osteuropa. 
Dieser Satz blieb bis Ende der 90er gleich.
Mit der Zeit wurden die OWG dicker, die Nummer 1/95 hatte 52 Seiten, 
das Papier wurde besser und das Cover zweifaerbig. Und, leider 
zuzugegeben, mit der Zeit geriet das "Sozialistische" der OWG ein 
wenig in den Hintergrund -- inhaltlich, aber auch namentlich: statt 
dem Komitee wurde die Vierteljahresschrift nun vom Center for the 
Study of Balkan Societies and Cultures" an der Uni Graz , dem 
Arbeitsbereich Geschichte und Kultur des Osteuropa-Instituts an der FU 
Berlin und dem Verein Ost-West-Gegeninformationen gemeinsam 
herausgegeben. Auch der oben zitierte Satz wandelte sich: "Information 
ist die erste Quelle des politischen Bewusstseins" las man in den 
letzten Jahren im Impressum. Trotz dieser Hinwendung zur sich objektiv 
gebenden Wissenschaftlichkeit blieb das Blatt sehr kritisch und 
informativ. Vor allem aber lieferte es ueber all die 19 Jahre 
qualifizierte Analysen ueber Osteuropa, wie sie sonst nirgendwo zu 
lesen waren. Daher werden uns die "Ost-West-Gegeninformationen" 
irgendwie schon abgehen.
In der letzten Ausgabe lassen die Herausgeber auf 80 Seiten noch 
einmal die vergangenen 19 Jahre Revue passieren -- in Artikeln ueber 
die OWG im Wandel der Zeit und mit Reprints ausgewaehlter Artikel aus 
den alten Ausgaben beginnend mit 1989 -- eine ganz seltsame Zeitreise 
... -br-
*
Aber warum kam das Aus? Wir zitieren aus dem Editorial der letzten 
Ausgabe. Text von von Johann Gaisbacher, Johann Schoegler und Ulf 
Brunnbauer:
"Waehrend dieser Jahre haben sich die politischen Bedingungen in den 
ost- und suedosteuropaeischen Laendern gruendlich geaendert, und damit 
auch die Ausrichtung der Ost-West-Gegeninformationen. Schon bald nach 
1989 wurde klar, dass es einen `dritten Weg´ nicht geben werde, 
sondern dass sich die Reformstaaten am westeuro- paeischen Modell 
orientierten, was sich im Ziel, NATO und EU beizutreten niederschlug; 
in einigen ehemaligen Republiken der Sowjetunion wiederum kam die 
Demokratisierung nicht sehr weit - auch sie boten also keine 
Alternative. Mittlerweile sind zehn Laender der Region der EU 
beigetreten und weitere verfolgen dieses Ziel. In diesen ehemals 
realsozialistisch regierten Staaten, heute EU-Mitglieder, gelten nun 
die vier kapitalistischen EU-Freiheiten des Kapitals, der 
Dienstleistungen, des Waren- und des Personenverkehrs (letztere 
Freiheit allerdings mit Einschraenkungen); die osteuropaeischen 
Oekonomien wurden auf den Bedarf der Maerkte in den westeuropaeischen 
Zentren ausgerichtet, waehrend weite Teile der Bevoelkerungen 
verarmten und vom Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre keineswegs 
profitieren konnten.
Mit dem Fallen des Eisernen Vorhanges sowie der europaeischen 
Integration Ost- und Suedosteuropas ist auch das kulturelle Interesse 
an dieser Region deutlich gestiegen, und zwar nicht nur in Bezug auf 
Literatur. Populaere `Russen´- und `Balkan´-Diskos verweisen auf die 
Attraktivitaet osteuropaeischer und suedosteuropaeischer Kultur ueber 
die jeweiligen Emigrantengemeinschaften hinaus; gleichzeitig ist aber 
das politische Interesse v.a. junger Menschen an Osteuropa stark 
zurueckgegangen. Die heute jungen Erwachsenen kennen den Re- 
alsozialismus nur mehr aus Filmen wie `Goodbye Lenin´. Unter diesen 
Voraussetzungen erwies sich eine - dringend notwendige - Erweiterung 
und Verjuengung der Redaktion als unmoeglich. Dies ist - neben der 
immer wieder problematischen Finanzierung einzelner Ausgaben, u.a. 
wegen der Marktorientierung der Post - der Hauptgrund dafuer, warum 
wir uns entschlossen haben, die Ost-West-Gegeninformationen 
einzustellen. Das vorliegende Heft ist daher die letzte Ausgabe. Wir 
meinen, dass die Zeitschrift eine wichtige Aufgabe erfuellt hat - 
unter den geaenderten Rahmenbedingungen erscheint uns ihre 
Fortfuehrung nicht mehr machbar."
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http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/csbsc/ostwest/
Ost-West-Gegeninformationen, Mozartgasse 3, A-8010 Graz; T 
0316/380-2377, F 0316/380-9735; ostwest{AT}uni-graz.at
Bezahlung in bar oder per Euroscheck oder Einzahlung auf das PSK-Konto 
3.500.789, lautend auf "Ost-West-Gegeninformationen" bzw. aus dem 
(Euro-)Ausland auf "Ost-West-Gegeninformationen", IBAN: 
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