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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. Februar 2008; 18:34
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Kapitalismus:

Am 31.Jaenner hat der oberoesterreichische Landtag mit schwarzgruener
Stimmenmehrheit 49% der landeseigenen Energie AG zum Verkauf freigegeben.
Die wichtigsten neuen Eigner sind die Linz AG (10%), Oberbank (5%),
Raiffeisenlandesbank (13,5%); Verbund (4,5%) -- und die Tiroler
Wasserkraftwerke (TIWAG) mit 8%. Wie verantwortungsvoll aber gerade diese im
Umgang mit oeffentlichen Versorgungseinrichtungen und auch ihren eigenen
Finanzen ist, zeigt nachfolgende Schilderung:


> UBS! CB-Leasing mit Folgen

Warum die TIWAG vielleicht doch keine Kraftwerke mehr zu bauen braucht

Das US-Steuerhinterziehungsgeschaeft Cross-Border-Leasing am Beispiel TIWAG
funktioniert so: Eine Briefkastenfirma in den USA kauft -- ueberwiegend mit
Fremdkapital -- zum Beispiel die Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz um 1,45
Milliarden US-Dollar. Die TIWAG darf die Anlage dann auf Bestandszeit von
der Briefkastenfirma gegen einen monatlichen Zins mieten. Ausserdem hat die
TIWAG nach 35 Jahren Laufzeit ein einziges Mal die Option, Sellrain-Silz zu
einem bereits fixierten Preis zurueckzukaufen.

Dafuer dass die TIWAG bei dieser Dummheit mitmacht, darf sie 6,8 Prozent des
Kaufpreises einbehalten, den sogenannten Barwertvorteil. Den "Rest" hat sie
noch am Tag des Verkaufes zum groesseren Teil an zwei Schulduebernahmebanken
abzuliefern, die die vereinbarten Monatsmieten abstottern, und zum kleineren
Teil bei der Depotbank anzulegen, die damit die Summe fuer den moeglichen
Rueckkauf anspart.

Man hat also der TIWAG das durch den Verkauf erloeste Geld zum groessten
Teil (naemlich 93,2 Prozent) sofort wieder abgenommen. Erstens weil die
Finanzjongleure ihren europaeischen Vertragspartnern nicht zutrauen, ueber
so lange Zeitraeume (in diesem Falle bis 2095!) verlaessliche Zahler an die
Trusts zu sein, zweitens, weil ja doch vor allem die Banken einen Reibach
machen sollen.

Nun bleibt aber - und das ist der schmutzigste Trick bei der ganzen
Geschichte - die letzte Verantwortung fuer die Mietzahlungen und die
Rueckstellung des Kaufpreises trotzdem bei der TIWAG haengen. Das heisst,
falls die Schulduebernahmebanken irgendwann tschari gehen, muss die TIWAG
selbst, obwohl sie das Geld dafuer laengst dort einbezahlt hat, fuer die
ausstehenden Monatsmieten aufkommen. Und falls die Depotbank kracht, wo der
Rueckkaufpreis heute schon angelegt ist, muss die TIWAG gleichfalls diese
Summe noch ein Mal aus Eigenem aufbringen. Sie haftet also fuer die auf
obige Banken bereits ueberwiesenen Summen bei deren Ausfall. So steht es im
Cross-Border-Leasing-Vertrag: "TIWAG remains, however, liable for rental
payments and the surety bond premium if the payment undertaker fails to make
the required payments."

Die TIWAG hat 1,35 Milliarden Dollar vom Verkaufspreis fuer Sellrain-Silz
den Boersenspekulanten ausgeliefert. Wenn sie dieses Geld fuer die laufenden
Mieten und den spaeteren Rueckkauf noch einmal hinblaettern muss, braucht
sie wenigstens an den Bau neuer Kraftwerke nicht mehr zu denken.

Ueber 1,1 Milliarden Dollar hat die TIWAG an Mietgeldern fuer Sellrain-Silz
bei der britischen Barclays Bank als Schulduebernahmebank deponiert.
Barclays ist im Trudeln. Laut FAZ soll sich die Bank bereits im November mit
Liquiditaetsproblemen an die Bank of England gewandt haben.

120 Millionen Dollar hat die TIWAG bei der schweizerischen Grossbank UBS
deponiert, die der TIWAG damit ueber hochverzinste US-Anleihen den fuer 2036
ermittelten Rueckkaufpreis erwirtschaften soll. Die UBS hat nach sieben
Milliarden US-Dollar "Wertberichtigung" im November dieses Jahres vor
wenigen Tagen weitere zehn Milliarden Dollar als Verlust abschreiben
muessen. Sie ist laut Handelsblatt vom 14. Dezember 2007 das groesste Opfer
der sogenannten US-Hypothekenkrise und hat in den letzten Monaten ein
Viertel an Wert eingebuesst.

Der "Kommunikationsaufwand" des CBL-Controllers der TIWAG, des famosen Herrn
Meysel, duerfte sich jetzt noch einmal rapide erhoehen.

Wie? Die oben erwaehnten Konten bei UBS und Barclays sind gar nicht
besichert? Doch, doch. Durch das Land Tirol, die "Province of Tyrol" wie es
in den "Operative Documents" des Sellrain-Silz-Vertrages heisst. Wenn das
keine Entwarnung ist!
(dietiwag.at)

Quelle: http://www.dietiwag.at/index.php?id=1400



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