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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 29. Jaenner 2008; 17:10
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WEF/Drinnen...:

> Biosprit gegen Hunger?

In Davos war auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) ein wenig die Verzweiflung
ausgebrochen -- die Boersenkrise, die uns wieder einmal vor Augen fuehrte,
dass der Markt vielleicht doch nicht alles zum Besten regelt, ueberschattete
die Debatte und vor allem die Berichterstattung. Aber das WEF sicht sich ja
auch als grosser Problemloeser fuer die Armut beispielsweise in Afrika. Was
dabei rauskommen kann, laesst sogar den Gruender des WEF an der
Menschenfreundlichkeit der Konzerne zweifeln.


Nebst vielen anderen stand auf der Tagesordnung des WEF auch der Vorschlag
der "Business Alliance against Chronic Hunger", ueber die Verbesserung der
afrikanischen Landwirtschaft zu diskutieren. Diese Allianz, gebildet aus dem
Nahrungsmittelmulti Unilever, Sportbekleidungshersteller Nike und
Paketdienst TNT, argumentiert, dass Afrika "schliesslich auf seine eigene
Gruene Revolution zugehe", wobei sie auf die angestiegene Agrarproduktion
anspielen, die zwischen 1940 und 1960 in Mexico und Indien beobachtet wurde.

Daraus schliesst die Alliance, dass Firmen, die Biotreibstoffe und
Biotechnologie foerdern, eine fuehrende Rolle in einer solchen "Revolution"
spielen koennten. Ein zitiertes Pilot-Projekt zeigt, wie der fuehrende
Produzent von gentechnisch modifiziertem Saatgut, Monsanto, versucht, die
Maisernten im Siaya-Bezirk von Kenia zu vergroessern.

Zwei Gesellschaften, die Biosprit entwickeln -- Spectre und Technoserve --
sind ebenfalls an diesem Projekt beteiligt. Spectres besonderes Interesse
gilt dem Anbau von Jatropha, einem harten Unkraut mit oeligem Samen, der als
Energiequelle benuetzt werden kann. Im August war es in Indien zu
Aufstaenden gekommen, weil Bauern von ihrem Land vertrieben worden waren, um
Platz zu machen fuer Jatropha-Pflanzungen.

Mohammed Issah von "Social Enterprise Development Foundation SEND" in Ghana,
stellt fest, dass die multinationalen Konzerne "versuchen, die
Landwirtschaft zu uebernehmen, indem sie sagen, sie haetten die Loesung fuer
das Hungerproblem in Afrika". Er fuegte hinzu, dass weder Biosprit oder
Biotechnologie den kleinen Farmern in Afrika zugute kommen wuerden. "Wenn
die Gesellschaften die Verantwortung fuer die Lieferung gentechnisch
manipulierter Saatgutpflanzen uebernehmen, dann wandert die Kontrolle ueber
die Pflanzung von den Bauern zu den Multis." sagt Issah. "Sicher ist die
Hauptmotivation fuer die Gesellschaften, sich in dieser Gegend anzusiedeln,
moeglichst viel Gewinn zu machen. Bauern haben schon immer tradiertes Wissen
gehabt ueber Saatgut, das der Umwelt angepasst ist, in der sie produzieren.
Was sie brauchen, ist Unterstuetzung bei der Verbesserung der Methoden, die
sie haben, und nicht die Einfuehrung gentechnisch veraendertes Saatgut."

Klaus Schwab, der in Deutschland gebotene Gruender des WEF erkannte an, dass
das wachsende Interesse an Biosprit-Produktion eines der Hauptprobleme sein
wird, mit dem sich die Politiker herumschlagen werden muessen.
"Biotreibstoffe haben einen starken Einfluss auf das Wasser-Management",
sagte Schwab am 16.Jaenner, "Sie haben einen starken Einfluss darauf, wie
wir Ackerland benuetzen, und daher auch einen starken Einfluss auf die
Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Wir haben gesehen, dass die
Lebensmittelpreise stark gestiegen sind, was zu sozialen Problemen gefuehrt
hat, weil arme Leute das schwerer verkraften koennen als Leute mit hoeherem
Einkommen."

Im letzten Jahr haben die Regierungen der EU-Laender empfohlen, dass im Jahr
2020 in der EU mindestens 10% aller Treibstoffe Biotreibstoffe sein sollten.
Aber Louis Michel, der EU-Kommissaer fuer Entwicklungshilfe, hat dies
kuerzlich in Frage gestellt. In einem Interview sagte Michel, dass die
Gefahr bestuende, dass die traditionelle Landwirtschaft in Afrika zerstoert
wuerde, wenn Biosprit-Pflanzen dort angebaut wuerden, wo bisher Lebensmittel
angebaut worden waren. Gertrude Falk von Food First Information and Action
Network (FIAN) berichtete, dass Bauern kuerzlich in Uganda vertrieben worden
waren, damit Palmoel aus den Waeldern gewonnen werden kann. Palmoel ist der
Hauptbestandteil des in Europa benuetzten Biosprits. "Biosprit ist eine sehr
gefaehrliche Sache", betonte Falk, "er reduziert die fuer
Nahrungsmittelproduktion vorhandene Flaeche und treibt die
Lebensmittelpreise in die Hoehe".
(IPS/Ue.&bearb.:akin)



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