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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 29. Jaenner 2008; 17:09
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OOe/Energie AG/Kommentar:
> Plan B(etrug)?
Der von Puehringer und Anschober praesentierte "Plan B" zur Energie AG 
entpuppt sich zunehmend als "Plan Betrug", um eine direktdemokratische 
Entscheidung der Bevoelkerung zu umgehen. OeVP und Gruene wollen bereits am 
31. Jaenner die Privatisierung der Energie AG durch die Hintertuer 
durchziehen, nachdem der Boersegang am breiten Widerstand gescheitert ist. 
Die Werkstatt Frieden & Solidaritaet macht dagegen eine Online-Petition.
In Oberoesterreich hat sich eine breite Allianz gegen die Privatisierung von 
Energie und Wasser gebildet. Ueber 90.000 Menschen haben die Einleitung 
einer BuergerInnenbefragung am Gemeindeamt unterschrieben und damit das 
Recht auf eine BuergerInnenbefragung erzwungen. Unter dem Druck dieser 
Bewegung haben Landeshauptmann Puehringer (OeVP) und Umweltlandesrat 
Anschober (Gruene), die zunaechst noch um jeden Preis den Boersegang vor 
einen Volksbefragung durchpeitschen wollten, den Boersegang abgesagt. Das 
ist ein wichtiger Erfolg einer breiten Allianz gegen den Verkauf der Energie 
AG! Doch der nun von Puehringer und Anschober praesentierte "Plan B" 
entpuppt sich zunehmend als "Plan Betrug", um eine direktdemokratische 
Entscheidung zu umgehen. Es soll nicht mehr ueber die Boerse privatisiert 
werden, sondern maechtige private Banken, allen voran Raiffeisen sollen mehr 
als 25% der Energie AG direkt serviert bekommen. Von Raiffeisenboss 
Scharinger wird gerne das Bonmont zitiert "Wer unter mir Landeshauptmann 
ist, ist mir egal." Offensichtlich ist sein Einfluss auf die Landespolitik 
schon so gross, dass bereits jeder Winkelzug im Landhaus mit dem 
Raiffeisenchef abgestimmt wird.
Gerade Banken haben in erster Linie ein Interesse am raschen Geld und nicht 
an der langfristigen Staerkung der Versorgungssicherheit. Es ist 
bezeichnend, dass das durch die Privatisierung einzunehmende Geld in erster 
Linie in den Aufkauf von Energie-, Wasser- und Abfallunternehmen in 
Osteuropa gesteckt werden soll, wo die Energie AG selbst als 
Privatisierungshai auftritt.
Beispiel EVN
Raiffeisen hat bereits beim niederoesterreichischen Energieunternehmen EVN 
als Mittelsmann fuer die Atomwirtschaft agiert. Im selben Mass, in dem 
Raiffeisen sich von EVN-Anteilen trennte, stockte der deutsch-franzoesische 
Atomkonzern EnBW auf. Dass das Land sich ein Vorkaufsrecht sichern will, ist 
kein Ruhekissen. Wenn schon jetzt der Verkauf des "Familiensilbers" Energie 
AG dazu dienen soll, ein "strukturelles Defizit des Landesbudgets" 
(Gottfried Hirz, Gruener Klubobmann) abzudecken, wie soll dann das Land in 
der Lage sein, einen Weiterverkauf an Atomkonzerne zu verhindern, wenn 
Raiffeisen seine Anteile versilbern will?
Der jetzt von Puehringer und Anschober vorgelegte Plan der "Privatisierung 
durch die Hintertuer" sieht auch die Teilprivatisierung der Wasserresourcen 
und Wasserinfrastrukturen vor. Die Energie AG ist immerhin fuer die 
Trinkwasserversorgung von rd. 130.000 OberoesterreicherInnen zustaendig und 
will diesen Geschaeftsbereich kraeftig ausweiten. OeVP und Gruene hatten 
versprochen, dass im Fall der Boerseprivatisierung Wasserressourcen 
und -infrastrukturen vom Land OOe zurueckgekauft wuerden und "nur" die 
Wasserdienstleistungen ueber die Energie AG privatisiert wuerden. Wie 
"wasserdicht" diese Vertraege waren - der Rechnungshof hat zuletzt herbe 
Kritik daran geuebt - kann mit Fug und Recht bezweifelt werden, nun aber 
kuendigte Umweltlandesrat Anschober an, dass auch auf diesen Rueckkauf 
verzichtet werde! "Es bestehe kein Risiko mehr" (OOeN, 15.01.2008), erklaert 
Anschober lapidar, warum nun auch Wasserressourcen und Wasserinfrastrukturen 
teilprivatisiert werden sollen. Das waere ein von der Dimension unerhoerter 
Dammbruch der Wasserprivatisierung in Oesterreich, der noch einen 
Rattenschwanz an weiteren Folgen nach sich ziehen koennte. Denn nach 
herrschender Rechtssprechung des Europaeischen Gerichtshofes muss die 
Erbringung von Dienstleistungen liberalisiert, d.h. EU-weit ausgeschrieben 
werden, sobald privates Kapital an Bord oeffentlicher Unternehmen ist.
Die staerkere Kooperation verschiedener oeffentlicher Energieunternehmen ist 
durchaus zu begruessen, der geplante Einstieg der Tiroler TIWAG bei der 
Energie AG ist jedoch hochproblematisch. Die TIWAG ist an 
Atomstromlieferungen des deutschen Energiekonzerns E.ON gebunden. Die 
Ankuendigung, die TIWAG werde diese Vertraege "auslaufen lassen", bleibt 
ausgesprochen vage und angesichts der Langfristigkeit dieser Vertraege 
zeitlich unbestimmt. Selbst Anschober Parteikollegin, die gruene 
Landtagsabgeordnete Heidi Reiter aus Salzburg "warnt ausdruecklich vor dem 
Tiroler Energieversorger. Zum einen sei er massiv im Geschaeft mit Atomstrom 
involviert, zum anderen betreibe er zahlreiche Kraftwerksprojekte, durch die 
Alpentaeler zerstoert wuerden. Zahlreiche Buergerinitiativen wuerden gegen 
die Plaene der TIWAG kaempfen." (SN, 11.01.2008).
Online-Petition fuer eine Volksabstimmung!
Ueber 90.000 Menschen haben sich mit ihrer Unterschrift das Recht auf eine 
direktdemokratische Entscheidung ueber die Zukunft von Energie und Wasser in 
Oberoesterreich erkaempft. Wenn anstelle einer Boersenprivatisierung eine 
direkte Privatisierung durchgezogen werden soll, so muss den Menschen 
genauso das Recht gegeben werden, direktdemokratisch darueber zu 
entscheiden. Sonst ist der "Plan B" nichts anderes als ein "Plan Betrug", 
der nur dazu dient, die Bevoelkerung ein weiteres Mal auszumanoevrieren. Wir 
erinnern auch an die Aussage des stv. Landeshauptmannes Erich Haider (SPOe): 
"Ich glaube, dass der Verkauf von oeffentlichem Eigentum das Volk 
entscheiden soll und nicht nur einige wenige Repraesentanten in Gremien. Man 
muss den Mut haben, die Menschen umfassend zu informieren und sich dann 
deren Votum stellen", (OTS, 18.10.2007). Offensichtlich soll bereits bei der 
Landtagssitzung am 31. Jaenner 2008 die "Privatisierung durch die 
Hintertuer" durchgezogen werden.
Die Werkstatt Frieden & Solidaritaet hat eine Online-Unterschriftenaktion 
gestartet. Motto: "Keine Privatisierung der Energie AG durch die Hintertuer! 
Die Bevoelkerung muss ueber eine allfaellige Privatisierung entscheiden! 
VOLKSABSTIMMUNG!" Diese Online-Aktion richtet sich an die 
Landtagsabgeordneten aller Parteien und die Landesregierung. Die 
Entscheidung ueber eine allfaellige Privatisierung der Energie AG muss in 
einer Volksabstimmung gefaellt werden, deren Ergebnis fuer die Landespolitik 
bindend ist. Alles andere waere eine grobe Missachtung demokratischer 
Spielregeln, insbesondere jener ueber 90.000 Menschen, die fuer die 
Einleitung einer Buergerbefragung unterschrieben haben.
*Werkstatt Frieden & Solidaritaet*
Online-Petition: http://www.werkstatt.or.at/Forum/VolksabstimmungEAG.php
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