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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Jaenner 2008; 19:00
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Moderne Zeiten/Nord-Sued:
> Eine nette Idee
Das Computer-Entwicklungshilfeprojekt OLPC geraet ins Trudeln
Nicholas Negroponte ist ein eigenwilliger Mensch. Der Professor am
Massachusetts Institute of Technology erklaerte einmal, er wuerde nicht
telefonieren, denn diese Kommunikationsform sei weder oekonomisch noch
persoenlich. Er habe zwar ein Handy, aber damit lese er nur seine Emails.
Ansonsten mache er alles face-to-face aus. Aber telefonieren will er einfach
nicht. Punkt.
Ein sturer Kerl also. Und ein Mensch mit Ideen. Nur so jemand konnte das
Projekt "One Laptop Per Child" (OLPC) ins Leben rufen. Die Idee
praesentierte er vor genau 3 Jahren auf dem WEF in Davos: "Die meisten der
knapp 2 Millionen Kinder in den Entwicklungslaendern werden unzureichend
unterrichtet oder bekommen ueberhaupt keinen Unterricht. ... Die wertvollste
natuerliche Ressource jeder Nation sind ihre Kinder. Wir glauben, dass eine
sich rasant entwickelnde Welt diese Ressource nutzbar machen muss, indem es
die den Kindern angeborenen Faehigkeiten, zu lernen, sich auszutauschen und
aus sich selbst Neues zu schaffen, aufgreift. Unsere Antwort auf diese
Herausforderung ist der XO-Laptop, eine Kindermaschine, geschaffen fuer das
´Lernen zu Lernen´." Und jedes dieser Kinder sollte einen solchen Laptop
bekommen, einen Rechner, der, weil unter Weglassung allen Schnickschnacks
und in riesiger Auflage produziert, in der Produktion nur 100 US-$ das
Stueck kosten sollte.
Ein ehrgeiziges Projekt. Die Idee zur Realisierung: Entwicklungslaender
sollten die Dinger in grosser Stueckzahl ordern, denn in dieser Preisklasse
und als notwendige Investition in die Zukunft muessten die sich das leisten
koennen. Die Geraete sollten den Kindern und der Einsatzumgebung angepasst
sein: Klein, leicht, robust, intuitiv bedienbar, mit einem auch im Freien
erkennbaren Display und mit einer Kurbel, um den Akku zu versorgen, wenn
gerade mal kein Strom vorhanden ist.
Kritik kam schnell auf: Die Frage stelle sich, ob die akute Armut, die
diesen Kindern oft nicht einmal ausreichende Ernaehrung erlaubt, nicht
andere Prioritaeten setze. Auch ob das Ganze nicht einfach nur zu einer
Exportfoerderung fuer IT-Konzerne verkomme, wurde kritisiert. Die boesesten
Kommentare á la der XO sei kein "ordentlicher Computer" und nutze den
Kindern nichts, kamen aber von Vertretern von Intel und Microsoft -- kein
Wunder, sollte der XO doch ohne teure Intel-Hardware und
Microsoft-Betriebssystem auskommen. Microsofts "Foerderungsmassnahmen", bei
denen Menschen in Entwicklungslaendern Windows-Schulungen bekommen, die halt
den angenehmen "Nebeneffekt" haben, dass die Schueler auf MS-Software
eingeschworen werden, wuerden natuerlich durch eine massenhafte Verwendung
von linuxbasierten XO-Rechnern torpediert.
Negroponte wollte sich aber nicht irritieren lassen und trieb sein Projekt
voran -- trotz enormer Schwierigkeiten. Denn das Projekt verteuerte sich
zunehmend, schliesslich wollten die Firmen ganz unphilantropisch gut daran
verdienen. Die Prototypen wandelten sich im Monatstakt und niemand wusste
mehr wirklich, wie das Endprodukt ausschauen sollte. Am auffaelligsten
dabei: Die Dynamokurbel verschwand und wurde durch Solarzellen ersetzt.
Billiger wurde das Geraet durch die vielen Neuerungen nicht, im Gegenteil.
Dazu kam, dass Intel im XO ploetzlich eine neue Vermarktungsidee entdeckte
und ein eigenes Produkt im selben Preissegement, den "Classmate"
ankuendigte -- marktwirschaftliche Konkurrenz also gegen ein
Entwicklungsprojekt.
Schliesslich liessen auch die Bestellungen aus Entwicklungs- und
Schwellenlaendern auf sich warten. Negroponte wollte mit der Produktion erst
beginnen lassen, wenn 3 Millionen Bestellungen eingegangen waeren. Jetzt
gibt es nicht annaehernd diese Bestellungen und er laesst trotzdem
produzieren -- doch der Preis liegt jetzt bereits bei rund 200 US-$.
In seiner Not versuchte Negroponte Mitte 2007 Intel doch wieder ins Boot zu
holen und verschaffte einem Vertreter des Chip-Riesens einen Sitz im
OLPC-Vorstand. Intel nahm den Sitz gerne an, aber bewarb trotzdem weiter
seinen Classmate. Worauf Negroponte Intel wieder aus dem Projekt warf -- um
vom Teufel zum Beelzebub zu wechseln: Letzte Woche verkuendete er, dass er
jetzt bei Microsoft Unterstuetzung suche und dazu den XO alternativ auch mit
einem auf die Hardware angepassten Windows anbieten moechte.
Willkommen in der kapitalistischen Wirklichkeit!
*Bernhard Redl*
Quellen:
http://www.heise.de
http://futurezone.orf.at
http://www.laptop.org
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