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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. November 2007; 21:42
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Wien:
> Die Pankahyttn kommt in den 15. Oder?
Seit mehr als 2 Jahren verhandelte die "Initiative Pankahyttn" mit dem Fond 
Soziales Wien um ein Haus, um ihr Kultur-, Wohn- und Sozialprojekt zu 
verwirklichen -- und besetzte in der Zwischenzeit ein Haus nach dem anderen 
(siehe mehrere Berichte in der akin, zuletzt in den Ausgaben 14 und 
22/2007). Der Kompromiss ist nun ein Haus in Rudolfsheim-Fuenfhaus in der 
Johnstrasse 45 mit Platz fuer 30 Menschen, einem offiziellen 
Veranstaltungsverbot und einer mit rund um die Uhr von SozialarbeiterInnen 
besetzte Anlaufstelle vor Ort. Die SozialarbeiterInnen sind 
Ansprechspersonen sowohl fuer die Punks als auch fuer die AnrainerInnen. 
Laut Zusage koennen die Mitglieder der Initiative Pankahyttn vor Weihnachten 
in das Haus einziehen. Ein Lagebericht von Birgit Hebein.
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Die Bezirks-SPOe unterstuetzte eine FP-Anfrage im Juni, eine Pankahyttn im 
15. Bezirk unbedingt zu verhindern, und wollte zu einer gemeinsamen Linie 
aller Bezirksparteien gegen den Standort kommen. Wir lehnten das ab, ausser 
es wird ein mindestens gleich gutes Haus im Einverstaendnis der Punks im 
15.Bezirk angeboten. Die Bezirks-SP wurde indes von den eigenen GenossInnen 
im Rathaus vor vollendete Tatsachen gestellt. Trotzige Reaktion: Ablehnung 
der Pankahyttn in der Johnstrasse. Mit medialer Begleitinszenierung in der 
Kronen Zeitung verstieg sich die Bezirks-SP sogar zum Sammeln von 
Unterschriften gegen den Standort (und damit auch gegen die eigene Fraktion 
im Rathaus). Es kam, wie es kommen musste: nach einem Machtwort aus dem 
Rathaus musste die Bezirks-SP klein beigeben.
Doch FPOe und OeVP hetzen weiter gegen das Projekt. Viele AnrainerInnen vor 
Ort sind wuetend und verunsichert. Was fuer ein toller Start fuer diese 
Initiative! Wir Gruene im 15.Bezirk fuehren mit den Punks der Initiative 
Gespraeche ueber Unterstuetzungsmoeglichkeiten. Wir fordern dringendst die 
AnrainerInnen ueber das konkrete Wohnprojekt zu informieren. Die Punks sind 
bereit, es vorzustellen, es fragt sie nur niemand.
Sitzungshighlights
Unter Anwesenheit von aufgebrachten AnrainerInnen ergeht sich die FPOe bei 
der Bezirksvertretungssitzung letzte Woche, unterstuetzt von der OeVP, in 
widerliche Kampfrhetorik und vergleicht z.B. das Wohnprojekt mit der 
Gefaehrlichkeit eines Atomkraftwerks und unterstellt SozialarbeiterInnen, 
sich ihre eigene Klienten "zu zuechten", um ihren Job zu behalten. Herhalten 
muessen viele ueble und noch ueblere "Argumente": von Ebergassing bis 
Sachbeschaedigungen, von "alle betteln und niemand arbeitet" bis Kampfhunde, 
die Kinder gefaehrdeten.
Ich werde mich hoffentlich nie dran gewoehnen! Die SPOe haelt sich bedeckt 
und muss offensichtlich die Entscheidung der eigenen Partei erst verkraften. 
Unsere Position ist klar: Es gibt Punks, sie sollen dieses Wohnhaus erhalten 
und ihr Projekt verwirklichen und wir koennen sie nicht fuer 
Fehlentwicklungen in unserem Bezirk verantwortlich machen.
Gleichzeitig wird bei der Sitzung bekannt gegeben, dass unsere 
Sozialantraege von der Stadt Wien abgelehnt wurden. Wir wollen eine 
niederschwellige Beratungsstelle fuer SexarbeiterInnen und zumindest 50.000 
Euro fuer die ausserschulische Jugendbetreuung. Der 15. ist der aermste 
Bezirk von Wien (niedrigste Einkommen, geringste Kaufkraft, groesster 
MigrantInnenanteil) und es gibt genuegend soziale Probleme. Immer mehr, 
immer juengere SexarbeiterInnen und zunehmende Probleme im engen, 
oeffentlichen Raum unter den Gruppierungen. Viel Aerger ueber 
Fehlentwicklungen im Bezirk kriegen jetzt die Punks bei einigen 
BewohnerInnen zu spueren.
Wie geht es weiter?
Unser Antrag fuer eine Informationsveranstaltung mit AnrainerInnen und 
BewohnerInnen der Initiative zum bevorstehenden Wohnprojekt in der 
Johnstrasse wurde ebenfalls von der Bezirks-SPOe abgelehnt. Im Antrag kommt 
das Wort Pankahyttn vor und in der SPOe darf nur mehr vom "betreuten 
Wohnheim fuer jugendliche Erwachsene" gesprochen werden. Zumindest gibt es 
jetzt die erste Veranstaltung zum Thema "Betreutes Wohnen fuer junge 
Erwachsene": Mi, 21.11. ab 19.00 Uhr in der Bezirksvorstehung mit den 
AnrainerInnen. Noch unklar ist, ob VertreterInnen der Initiative ihr Projekt 
vorstellen koennen, was urspruenglich nicht vorgesehen war.
Fuer den 28.11. war eine Informationsveranstaltung von der FPOe 
angekuendigt. Am Montag war aus den Medien zu erfahren, dass FPOe und OeVP 
an diesem Tag eine Demo gegen das Wohnprojekt vor Ort veranstalten werden. 
Fast bin ich froh, dass gerade Winter ist und sich vielleicht dadurch die 
Menschen nicht so sehr "mobilisieren" lassen, aber wer weiss. D.h. einfach, 
es gibt noch viel zu tun, um dem Wohnprojekt wirklich eine Chance zu geben 
und nicht nur theoretisch von Solidaritaet zu reden. Es kann nicht das 
entscheidende Argument sein, dass diejenigen im 15., die taeglich mit 
Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Vereinsamung usw. hadern, sich 
weniger Auseinandersetzung mit Solidaritaet "leisten" koennen, als viele 
BewohnerInnen des 6. oder 7. Bezirks. Vielleicht reagieren die AnrainerInnen 
ueberall aehnlich. Die Prinzipien bleiben gleich und die Vision auch: eine 
andere, gerechte Gesellschaft.
(B.H. ist Gruenen-Klubobfrau im 15.)
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> Divide et impera?
Im Zusammenhang mit der Pankahyttn tauchte auch ein Geruecht auf, das 
nunmehr ehemalige Asylwerberheim Gaensbachergasse sollte der neue Raum fuer 
die Punx werden. Tatsache ist, dass das Heim von Fonds Soziales Wien (FSW) 
und Rotem Kreuz geraeumt worden ist. Die Rathauskorrespondenz argumentierte, 
das Haus im dritten Wiener Gemeindebezirk waere nur ein Notquartier gewesen, 
nun aber haette man bessere Unterkuenfte gefunden. Jedoch kam es dabei zu 
sehr seltsamen Geschehnissen, denn erst am 23.Oktober war diese Raeumung 
bekanntgegeben worden, bereits am 29. wurden die ersten Asylwerber 
delogiert. Dass viele Betroffene dort nach langem Leiden endlich 
einigermassen zu einem neuen Zuhause gekommen waren, zaehlte dabei nicht. 
Ohrenzeugen zu Folge soll es zu massiven Drohungen bis hin zum Entzug der 
Bundesbetreuung gekommen sein oder dass man Muettern gedroht habe, ihnen die 
Kinder wegzunehmen, wenn sie nicht freiwillig auszoegen. Das berichtet 
zumindest Indymedia, offizielle Bestaetigungen gibt es dafuer natuerlich 
nicht. Nachfragen von Radio Orange wurden ignoriert.
Dieses Haus war -- obwohl es ja gerade wegen seines "baufaelligen Zustandes" 
geraeumt wurde -- tatsaechlich den Punx angeboten worden. Der Verdacht 
draengt sich auf, dass die Gemeinde wieder einmal marginalisierte Gruppen 
gegeneinander ausspielen wollte -- diesmal Punx gegen Asylwerber. 
Aufgegangen ist das Spiel nicht, denn die Punx lehnten ab, da ihnen das Haus 
einfach zu gross war -- schliesslich haette das bedeutet, dass sie von der 
Gemeinde in ihrer fuersorglichen Art mit anderen Gruppen zusammengesperrt 
worden waeren, was die Punx ja von vornherein abgelehnt hatten. Es hat den 
Anschein, die Gemeinde wollte eine Art zentrales 
Sozialrehabilitationszentrum aufbauen. Schliesslich spricht sie ja auch bei 
dem Projekt in der Johnstrasse von einer Einrichtung, die dazu geschaffen 
wuerde, "den jungen Erwachsenen eine Zukunft zu bieten, damit sie wieder 
Fuss fassen koennen". Zum Teil sind solche Formulierungen wohl auch 
gewaehlt, um die Akzeptanz der Bevoelkerung fuer dieses Projekt zu gewinnen. 
Zum anderen war die Wiener SPOe noch nie dafuer bekannt, alternative Wege 
der Lebensgestaltung auch nur verstehen zu wollen.
*Bernhard Redl*
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