**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Oktober 2007; 16:33
**********************************************************

Nationalismus:

> Hetze gegen Yezidi erreicht Europa

Aussendung von WADI Oesterreich

Nachdem im April 2007 ein kurdisches Maedchen, das der religioesen
Minderheit der Yezidi angehoert hatte, einem grausamen "Ehrenmord" durch
ihre eigene Familie zum Opfer gefallen war und die TaeterInnen weitgehend
unbestraft davon kamen (1), nutzten verschiedenste islamistische Gruppen
dies wiederum zur Hetze gegen Yezidi. Die von konservativen Muslimen
faelschlicherweise als "Teufelsanbeter" betrachteten Angehoerige dieser
nichtmuslimischen Minderheit waren zuvor schon Opfer von Angriffen radikaler
Islamisten geworden. Obwohl "Ehrenmorde" keineswegs nur unter Yezidi
vorkommen, sondern auch unter irakischen Muslimen ein Problem darstellen,
wurde der Fall auch ausserhalb des Irak fuer islamistische Propaganda gegen
Yezidi herangezogen. Waehrend im Irak selbst die Angriffe auf Yezidi im
August 2007 mit den Anschlaegen auf die Gemeinden Tal Asir (arabisch:
Kataniya) und Siba (arabisch: Al-Gazira), mit ueber 500 Toten ihren
Hoehepunkt erreichten (2), wird mittlerweile auch in Europa gegen Yezidi
gehetzt.

Das juengste Beispiel dafuer stellt ein Rapsong mit Video von einem
Deutschlibanesen namens SaDe dar, das auf Youtube und Myvideo
veroeffentlicht wurde (3). Darin wird vor Bildern des ermordeten Maedchens
gegen Yezidi gerappt:

"Ich bete, dass die Strafe Gottes folgt diesem Volk. [...] Allah soll sie
bluten lassen, all diese Ungerechten. [...] Ihr seid keine Muslime, das hat
nichts mit Islam zu tun. Das ist haram. [...] Allah braucht keinen von euch
Unglaeubigen um zu strafen. Allah wird euch dafuer richten. [...] Ihr werdet
bestraft werden."

Im Video werden immer wieder Symbole der Yezidis gezeigt und zerstoert.
Voellig unvermittelt wird die Textzeile "Israel needs Yezides" eingeblendet.

Die Wirkung des Videos auf einige jugendliche ZuseherInnen faellt recht
eindeutig aus. Auf Myvideo lautet eines der Postings: "sowas ist echt haram!
was ihr gemacht habt... dieses volk soll beschtraft werden! respekt sade!"

Ein Poster im Forum von Youtube ist "traurig" ueber den Mord an der jungen
Frau, und freut sich ueber das Massaker an Yeziden im Sommer 2007:

"Das ist wirklich traurig was die gmacht haben aber dafuer haben dann auch
die islamischen kurden yezidische laster in die luft gejagt! ich schreibe
euch bald eine seite auf wo man die richtigen videos sieht!!!!!!!
!!!!!!ALLAH!!!!!!!!"

Ein anderer Poster meint: "ehj duh hueresohn dini muetter ish e bitch..figg
dini ganzi generation duh shaiss? yeziid" oder noch kuerzer "scheiss
yezeeden". Von "Bastarde und Schweine" ueber "gottlos" reichen die
Beschimpfungen junger Fans des islamistischen Rappers SaDe gegen Yezidi.

Yezidi und saekulare junge Muslime sind entsetzt ueber diese Hetze im
Internet. Thomas Schmidinger, Obmann von WADI Oesterreich und
Politikwissenschafter an der Universitaet Wien, erklaert dazu, dass zwar nur
eine Minderheit der jugendlichen Muslime von solcher Hetze begeistert sind,
das Internet aber einzelnen Gruppen die Moeglichkeit gibt, sich selbst als
Teil eines Kampfes zu sehen - und sei es mittels Computer in Europa: "Die
Verbreitung extremistischer Ideologien eines politisch verstandenen Islam
ist heute durch das Internet wesentlich einfacher geworden. So finden
Gleichgesinnte leichter zusammen. Gerade fuer Jugendliche der zweiten und
dritten Generation wird das Internet immer mehr zum Mittel ideologischer
Indoktrination."

Auch wenn es in Oesterreich nur sehr wenige Yezidi gibt, so fuerchtet WADI
Oesterreich, eine NGO, die in den kurdischen Gebieten des Irak und der
Tuerkei Hilfsprojekte unterstuetzt und mit Fluechtlingen aus der Region in
Oesterreich zusammenarbeitet, dass auch hier die Lage fuer Yezidi
bedrohlicher werden koennte. "In Deutschland gibt es relativ grosse
yezidische Gemeinden," weiss Kiymet Ceviz von WADI Oesterreich zu berichten,
"fuer diese ist es sicher nicht beruhigend, dass ihnen auch in Europa
Islamisten nach dem Leben trachten." Von der Oeffentlichkeit wuenschen sich
die AktivistInnen von WADI Oesterreich mehr Sensibilitaet fuer die Anliegen
bedrohter Minderheiten aus dem Nahen Osten in Europa und mehr Augenmerk auf
politische Bildung unter muslimischen Jugendlichen der zweiten und dritten
Generation:

"Wenn diese Jugendlichen aus arabischen Medien nur Ressentiments gegen
Yezidi vermittelt bekommen und auf der anderen Seite niemand da ist, der/die
aufklaert und gegen die Hetze anschreibt und argumentiert, dann wundert es
wenig, wenn sich Unwissenheit und Hass ausbreiten. Hier haette auch das
oesterreichische Bildungssystem eine Verantwortung wahrzunehmen", so Soma
Ahmad von WADI Oesterreich. "Bildungsprojekte, wie zum Beispiel "Bildung
gegen Antisemitismus" oder "ufuq" (4), die in Deutschland von der
Bundeszentrale fuer politische Bildung finanziert und unterstuetzt werden,
waeren auch in Oesterreich das Gebot der Stunde." ###

(1) http://www.wadinet.at/Media/Presse/press 27-04-07.php
(2) http://www.wadinet.at/Media/Presse/press_15-08-07.php
(3) http://www.youtube.com/watch?v=b2gfWI3gth8
(4) http://www.ufuq.de



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin