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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Oktober 2007; 19:18
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> Bin Laden in Sidney

Die Wahlen In Australien werfen ihre Schatten voraus

Der Australische Praemier, John Howard, koennte einem fast leid tun. Seit
1996 ist er an der Macht und muss in vier Monaten Bundeswahlen zulassen, die
nach allen Voraussagen fuer ihn und seine Regierungskoalition schlecht
ausgehen werden. Bis jetzt hat sie die Mehrheit im Unterhaus
(Representatives) und im Oberhaus (Senat) und hat sie benuetzt um die
reaktionaersten, gewerkschaftsfeindlichen, die Menschenrechte beschneidenden
und die Aborigines entmachtenden Gesetze durchzupeitschen. ABER in den sechs
Bundeslaendern und den zwei Territorien gibt es schon "Labour"-Regierungen,
und den Voraussagen nach werden viele der Konservativen Abgeordneten die
naechste Wahl nicht ueberleben.

Ein Witz: Howard begibt sich in die Parteizentrale; alle seine
Parlamentarier sind in die Zeitungen vertieft: Howard fragt: "Was gibt es
fuer eine interessante Nachricht?"- "Keine Nachricht, wir lesen die
Stellenangebote."

Howard sucht verzweifelt nach einem Trick, der ihm gestattet, die erwartete
Niederlage zu vermeiden. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er versucht, die
Aborigines zu kriminalisieren wegen angeblichem Kindersex; kurz darauf
passiert aber eine peinliche Geschichte: Der Senator der Northern
Territorien Collins stirbt (vermutlich Selbstmord) und wird nach seinem Tod
angeklagt, Kinder missbraucht zu haben. Collins.Collins gehoert zwar zur
Labour Party, aber er ist weiss! Ganz unangenehm!

Dr Haneef, ein indischer Arzt, angestellt in einem Spital in Queensland,
wurde verhaftet unter der Anklage des Terrorismus. Howard unterstuetzte die
Fahndung, jedoch die Anklage musste fallengelassen werden. Die Regierung
verwies ihn des Landes, was von den Richtern als illegal bezeichnet wurde.
Howard wollte nicht nachgeben. Haneef klagte von Indien aus fuer sein
Aufenthaltsrecht und seinen Arbeitsplatz. Howard und sein
Emigrationsminister Andrews haben sich in diesem Fall blamiert.

Die APEC-Konferenz Anfang September 07 sollte der naechste Stimmenfaenger
sein: 27 Staatsmaenner (war da doch eine Frau?) sollten in Sydney die
Regierung aufwerten. Und die Sicherheit der Gaeste vor
Islamisten-Anschlaegen sollte durch umfangreiche Anti-Terror Sondergesetze
garantiert werden. Und die Hoffnung der Regierung war, dass es es zumindest
Krawalle, Verhaftungen geben wuerde,die dem starken Mann Howard
ermoeglichen, sich zu profilieren.

Sydney - zumindest der zentrale "Business District" - wurde total
abgeriegelt. Absperrungen durchschnitten die Stadt. Der Verkehr wurde
lahmgelegt, Um das totale Verkehrschaos zu vermindern, wurde der
Konferenz-Freitag als oeffentlicher (bezahlter!) Ferientag deklariert...

Hauptgast Bush aenderte seine Reiseplaene und verliess Sydney bereits vor
dem Freitag. Aber sonst spielte er, der "Potus" (President of the US), die
erwartete Rolle, indem er den Verbuendeten Howard als Mann aus Stahl lobte.
Ob dies dem Premier nuetzen wird ? Das ist nicht so sicher, Bush ist hier
... na, sagen wir: nicht so beliebt.

Die Sicherheitsmassnahmen eroberten den Himmel: Scharfschuetzen auf vielen
Daechern. Hubschrauber ueber der Stadtmitte. Polizei von ueberall her nach
Sydney abgezogen. Aber wie wirksam sind die Massnahmen? Am letzten Tag des
Bush-Besuchs kommt Bin Laden an. Verkleidet als Premierminister Kanadas.
Seine drei regierungsoffiziellen Automobile sowie die Motorradeskorte werden
durch die vielen, strengen Polizei-Barrikaden hoefflichst durchgeschleust.
Bis zum Hotel Interkontinenal, wo Bush weilt. Die Scharfschuetzen schauen
(Gott sei Dank!) gerade anderswo hin. Der erwartete Premier Kanadas steigt
aus:

Mein Gott, das ist Bin Laden! Vollbaertig, im weissen Kittel. Zum Glueck
gibt es noch keine Schuesse, nur eine Verhaftung. Bin Laden zieht seinen
Bart herunter und verjuengt sich um 30 Jahre! Er ist nicht der kanadische
Premier, nicht Bin Laden! Beide bleiben der APEC Konferenz fern. Der junge
Mann ist "The Chaser", Chefkomoediant der ABC, des Australischen Fernsehens.

Chaos und Riesengelaechter ist die Folge. Kluge Australier (die gibt es!)
reden von "Schwejk", manche Alte sogar vom Hauptmann von Koepenick. Ueber
die Konferenz wird kaum etwas berichtet. Potus Bush reist ab.

Die Australische Polizei verhaftet elf Fernsehleute, muss sie aber bald frei
lassen. Gegen sie wird Anklage erhoben - weswegen eigentlich?

Polizisten verpruegelten einen 51jaehrigen Steuerberater, der am Freitag den
Sonderfeiertag benuetzen wollte, um mit seinen 11jaehrigen Sohn die (sonst
leere) Stadt Sydney mit Fahrrad zu besuchen. Verhaftet, wird der
Steuerberater 22 Stunden in Isolationshaft gehalten ohne Information der
Familie. Dieser Fall hatte schlimme Folgen fuer die Obrigkeit: Der
Steuerberater war ein Duzfreund einer beruehmten, erzreaktionaeren
Zeitungsinhaberin, Miranda Devine, die den bisherigen polizei- und
Howardfreundlichen Kurs total geaendert hat.

Ein letzter Versuch, am Samstag in Sydney doch noch einen Aufruhr zu
provozieren, schlug auch fehl. Eine grosse Anti-APEC Schlussdemonstration,
die von der Regierung und der Polizei im vorhinein als "gewaltsam"
denunziert worden war, verlief aeusserst geordnet und froehlich. Auch
gezielte provokatorische Verhaftungen einiger Demonstranten loesten keine
Krawalle aus. Die Stop-Bush Koalition, die die Demonstration organisiert
hat, hat die Kontrolle ueber die Veranstaltung aufrechterhalten. Nach einer
Siegesfeier im begaben sich manche Teilnehmer zum Polizeihauptquartier das
sie (sehr laut aber friedlich) belagerten, bis die Verhafteten freikamen.

Potus Bush war schon weg, seine Wahlhilfe fuer John Howard durch das
Gelaechter ueber den falschen Bin Laden ueberlagert und in Vergessenheit
geraten. Ein anderer Amerikaner, Matt Howard (nicht mit dem Premier
verwandt) - ein 26-jaehriger Marinekorporal a.D., der nach zwei Jahren im
Irak zum militanten Kriegsgegner geworden war - sprach in der
Schlusskundgebung gegen den Krieg und gegen Premier Howard: "Wenn der Potus
Bush in die australische Politik eingreifen kann, kann ich das auch !"

Korporal Matt Howard ist jetzt einer der Fuehrer der IVAW (Iraq Veterans
Against the War) geworden. Die IVAW waechst schnell, auch innerhalb des
amerikanischen Militaers.

Die APEC Konferenz, die eigentlich als Wahlpropaganda fuer Howard dienen
sollte, hat an die 350 Millionen australische Dollar gekostet.

Na ja. Eine der Ausgaben bestand in 27 handgearbeiteten und mit Namen
versehene Goldmedaillen fuer die Chefteilnehmer. Darunter eine besondere
fuer den Chef der Chefs: Potus Bush. Aus "Weissgold", nur eine Kleinigkeit.
*Max Watts, Annandale*


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