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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. September 2007; 16:49
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Venezuela:
> Repression gegen GewerkschafterInnen
Das mit dem Sozialismus des 21.Jahrhunderts duerfte auch nicht so ganz 
perfekt sein. Zumindest muss man diesen Verdacht haben, wenn man 
nachfolgenden Bericht und Kommentar der "RSO -- Revolutionaer Sozialistische 
Organisation" liest:
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Im Rahmen des Kampfes um einen neuen Rahmenkollektivvertrag fuer rund 1,5 
Millionen oeffentlich Bedienstete in Venezuela kam es Mitte August zur 
Besetzung des venezolanischen Arbeitsministeriums durch 
GewerkschaftsvertreterInnen.
Wiederholt hatte die venezolanische Regierung in den letzten Wochen 
versucht, die Kollektivvertrags-Verhandlungen im Oeffentlichen Dienst zu 
sabotieren. Dies ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass die Regierung 
Chávez, insbesondere der Arbeitsminister José Ramón Rivero, den starken 
Einfluss der klassenkaempferischen Gewerkschaftsstroemung C-CURA 
("Clasistas") in den Reihen der venezolanischen ArbeiterInnenbewegung 
brechen will. Denn aehnlich wie in den Basisgewerkschaften der -- fuer 
Venezuela so wichtigen -- Erdoelindustrie, wo momentan auch ueber einen 
neuen Kollektivvertrag verhandelt wird, hat die C-CURA bei den 
Beschaeftigten des Oeffentlichen Dienstes grossen Rueckhalt.
Um Verhandlungen zu erzwingen, hatte eine Gewerkschaftsdelegation am 15. 
August das Arbeitsministerium in der Hauptstadt Caracas besetzt. Daraufhin 
wurden Zaeune rund um das Gebaeude errichtet und Spezialeinheiten der 
Polizei aufgefahren, eine Versorgung der BesetzerInnen mit Nahrungsmitteln 
wurde verwehrt. Nach einigen Tagen wurde die Besetzung schliesslich von 
einer rund 80 Personen umfassenden Schlaegerbande -- unter der wohlwollenden 
Aufsicht der (dem Praesidenten Chávez unterstehenden) Nationalgarde und der 
Polizei -- gebrochen.
Dieser Vorfall ist moeglicherweise ein Vorbote einer Zunahme der Repression 
gegen kaempferische AktivistInnen der venezolanischen ArbeiterInnenbewegung, 
gegen den "Gewerkschaftsterrorismus" um es mit den Worten des chavistischen 
Gouverneurs des Bundesstaates Bolivar, Francisco Rangel Gomez, zu sagen. 
Denn der von Chávez proklamierte "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", der, 
wie der Praesident vor kurzem in einer Fernsehsendung bestaetigt hat, ein 
"Sozialismus des Privateigentums" sein wird, akzeptiert offenbar keine 
unabhaengigen, klassenkaempferischen oder gar wirklich revolutionaeren 
ArbeiterInnenorganisationen.
Im Juni 2006 loeste die Polizei eine Strassenblockade von protestierenden 
ArbeiterInnen unter Einsatz von Traenengas, Gummigeschossen und 
Schlagstoecken auf; zwoelf ArbeiterInnen wurden verhaftet, der chavistische 
Staatsanwalt forderte 4-8 Jahre Haft (!!) wegen "Blockade einer 
oeffentlichen Strasse". Im Juli 2006 wurde eine Gewerkschaftsdemonstration 
in Caracas vom chavistischen Innenministerium verboten (und trotzdem nahmen 
ueber 6.000 Menschen daran teil). Im Sommer 2006 wurden fuenf Arbeiter des 
Stahlwerks SIDOR, die fuer hoehere Loehne und bessere Arbeitsbedingungen 
protestiert hatten, von der Nationalgarde unter dem Vorwurf der 
"uebertriebenen Aneignung von Fabrikmaschinen" inhaftiert. Und im April 2007 
ueberfielen Polizei und Nationalgarde in einem Gewaltexzess mit Macheten, 
Traenengas, Schlaegen und Gummigeschossen eine Gruppe von ArbeiterInnen der 
bis vor kurzem besetzten Fabrik Sanitarios Maracay; es gab rund ein Dutzend 
Verletzte und 19 Verhaftungen. (gek.)
Quelle: http://www.sozialismus.net/ue_texte/venezuela-repression.html
Anm: RSO ist eine Fusion der oesterreichischen Gruppen "Arbeitsgruppe 
Marxismus" (AGM) und "AL-Antifaschistische Linke" seit Mai 2007.
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