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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. August 2007; 15:15
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Mexiko:
> Normalisierung einer Linkspartei
Die Partei der Demokratischen Revolution geht auf ihrem Parteitag den Weg 
aller Sozialdemokratie
Dem viertaegigen Eiertanz um klare politische Positionen folgte am Ende ein 
kleiner Eklat. Ein knappes Fuenftel der mehr als tausend Delegierten auf dem 
X. Ausserordentlichen Kongress der linksmoderaten mexikanischen Partei der 
Demokratischen Revolution (PRD) verliess am 19. August die Veranstaltung 
vorzeitig unter Protest.
Hintergrund: Eine vom pragmatischen Parteifluegel "Neue Linke" dominierte 
Mehrheit strich ueberraschend die zuvor fuer ein Parteidokument vereinbarte 
Formulierung, Gespraeche mit Staatschef Felipe Calderón, dem "Usurpator des 
Praesidentenamtes", kategorisch auszuschliessen.
An den Vortagen hatten die Delegierten noch ihrem ehemaligen 
Praesidentschafts- kandidaten Andrés Manuel López Obrador die Unterstuetzung 
ausgesprochen. Sie bekraeftigten die Auffassung, Calderón von der 
konservativen Regierungspartei der Nationalen Aktion (PAN) habe die 
Praesidentschaftswahlen im Juli 2006 nur durch "Betrug" gewonnen. Waehrend 
Vertreter wie die PRD-Gouverneurin Amalia García den Vorfall vom Sonntag als 
"Ausdruck der intensiven Debatten" werteten, sprachen Delegierte des López 
Obrador nahe stehenden "Politischen Buendnisses der Linken" von einer 
"schweren Krise" der Partei. Sie kuendigten an, die "hinter dem Ruecken der 
Mitglieder" gefaellte Abstimmung anzufechten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten diejenigen politischen Beobachter Recht 
behalten, die fuer den Parteitag einen Nicht-Angriffspakt zwischen den 
beiden grossen Parteifluegeln vorher sagten. Eher bemuehte sich die PRD, 
nach aussen Geschlossenheit zu zeigen. So erhielt López Obrador, der zur 
Eroeffnung des ausserordentlichen Kongresses sprach, durchaus von allen 
PRD-Stroemungen Beifall. Der Ex-Kandidat belegte damit, ein politischer 
Faktor in der Partei zu bleiben, der nicht einfach uebergangen werden kann. 
Er selbst rief zur Einheit auf, warnte allerdings vor Zugestaendnissen an 
die konservative Regierung. Eine legitimierende Linke sei "nichts anderes 
als eine zaghafte und simulierende Rechte".
Die angekuendigte inhaltliche Debatte zu Parteiprinzipien und Programm 
fanden auf dem Kongress aber kaum statt. Wie erwartet, nutzte die von Jesús 
Ortega gefuehrte Neue Linke die Mehrheitsverhaeltnisse unter den 
Delegierten, sich in eine strategische guenstige Position fuer die 
zukuenftige Kontrolle der Partei zu bringen. So wurde der Vorschlag 
verworfen, bei der Wahl des naechsten Parteivorsitzenden im Maerz 2008 auch 
Nicht-Parteimitgliedern das Stimmrecht zu geben.
Das kommt Ortega entgegen. Er strebt den PRD-Vorsitz seit ueber einem 
Jahrzehnt vergeblich an und wird im kommenden Maerz mit Alejandro Encinas, 
einem Vertrauten López Obradors, erneut einen gewichtigen Gegner haben. Doch 
derzeit ist Ortegas Stroemung parteiintern am besten organisiert. Dagegen 
sind viele Anhaenger der von López Obrador im Rahmen der Wahlproteste 
initiierten ausserparlamentarischen Bewegung nicht unbedingt eingeschriebene 
PRD-Mitglieder. Auch die Abschaffung des 21-koepfigen Parteivorstandes 
zugunsten eines umfangreicheren Parteirates wird unter den aktuellen 
Bedingungen als Staerkung der rechteren Parteikraefte interpretiert.
Die Aussenwirkung des Parteitages wird sich bald zeigen. Zuletzt waren die 
Ergebnisse bei regionalen Urnengaengen in mehreren Bundesstaaten 
ernuechternd. Damit droht das von der PRD angefuehrte Breite 
Fortschrittliche Buendnis (FAP), im mexikanischen Senat und im 
Abgeordnetenhaus nach dem Juli 2006 die zweitstaerkste Kraft, angesammeltes 
poltisches Kapital zu verspielen. Die Gouverneurswahlen in der PRD-Hochburg 
Michoacán im November sind in dieser Hinsicht eine harte Bewaehrungsprobe. 
Sollte die Partei einbrechen, werden sich die internen Auseinandersetzungen 
weiter verschaerfen.
(Gerold Schmidt, poonal, 21.8.2007)
Quelle: http://www.npla.de/poonal/
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