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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Juni 2007; 16:23
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Ungarn:
> Aufdeckungsjournalistin halbtotgepruegelt
Schwer verletzt und gefesselt an Haenden und Fuessen wurde die ungarische 
Journalistin Iren Karman Freitag abend von einem Fischer am Donauufer in 
Budapest aufgefunden. Das Attentat durch unbekannte Schlaeger wird allgemein 
mit der Recherchetaetigkeit der 40jaehrigen in Zusammenhang gebracht. Sie 
war den Querverbindungen einer Schmuggelmafia auf der Spur, die in die 
Sicherheitsbehoerden und die Politik hineinreichen.
Mit dem Buch "Gegen die Mafia" wurde die beherzte Journalistin landesweit 
bekannt und geriet ins Visier der Maechtigen, gegen die sie anschreibt. Es 
geht um Betrug mit subventioniertem Heizoel. Schon im vergangenen September 
war ihr Auto aufgeknackt und eine Sporttasche mit Prozessakten sowie 
Dokumenten und einem Video ueber den Oelskandal gestohlen worden.
Anfang der 1990er Jahre, als der wirtschaftliche und politische Umbruch 
begann, bluehte die Wirtschaftskriminalitaet. Wie in vielen Laendern, wird 
in Ungarn das Heizoel subventioniert und zur besseren Kenntlichkeit rot 
eingefaerbt. Dadurch unterscheidet es sich vom farblosen Dieseltreibstoff, 
der an den Tankstellen weit teurer verkauft wird. Die ungarische Oelmafia 
entzog dem billigen Importheizoel, das nur geringfuegig verzollt werden 
musste, die Farbe und verkaufte es als Diesel. Damit sollen Gewinne von rund 
einer halben Milliarde US-Dollar gemacht worden sein.
Iren Karman war zuletzt den unbekannten Hintermaennern der Oelmafia auf der 
Spur. Dass hohe Zollbeamte, Polizisten und wahrscheinlich auch Politiker in 
den Skandal verstrickt waren, wurde immer vermutet aber nicht nachgewiesen. 
Ein Teil des Gewinns soll in das Schmieren von Beamten investiert worden 
sein. Dem ungarischen Staat erwuchsen damals Verluste in Milliarden-Hoehe. 
Es wurde aber nie Anklage gegen oeffentliche Funktionaere erhoben. Alle 
Dokumente, die Aufschluss geben koennten, wurden zum Staatsgeheimnis 
erklaert und unterliegen einer Sperre von 85 Jahren. Karman hat jetzt einen 
Dokumentarfilm namens "Geoelte Verhaeltnisse" gedreht, der nach Auskunft der 
ungarischen Journalistenunion MUOSZ demnaechst ausgestrahlt werden sollte.
Karman liegt mit lebensgefaehrlichen Kopfverletzungen in einem Budapester 
Krankenhaus und ist nach Angaben der Polizei nicht vernehmungsfaehig. 
Weitere Details ueber den bisher schwersten Anschlag auf die 
Meinungsfreiheit im modernen Ungarn wollte der Budapester Polizeisprecher 
Endre Kormos nicht preisgeben. Ihr Landsmann Miklos Haraszti, 
Medienbeauftragter der Organisation fuer Sicherheit und Zusammenarbeit in 
Europa (OSZE), verurteile das Verbrechen scharf. Von der ungarischen Polizei 
erwartet er sich entschlossenes Auftreten und die baldige Aufklaerung des 
Anschlags. Dieser wird gemeinhin als Warnung verstanden, sie solle die 
Finger von der Sache lassen. Mehrere Todesdrohungen, von denen auf der 
Website der Journalistin zu lesen ist, hatten die Mutter dreier Kinder 
offenbar nicht einschuechtern koennen.
(Ralf Leonhard/DAZ)
Quelle: 
http://www.dieanderezeitung.at/index.php?option=com_content&task=view&id=965&Itemid=80
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