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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. Juni 2007; 15:16
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Initiativen:
> Sozial statt neoliberal
Kampagne gegen die privatwirtschaftliche Orientierung der Sozialarbeit
Das "Kompetenzzentrum fuer Soziale Arbeit" am fh-campus wien versteht ihr 
Projekt "Fachliche Standards in der Sozialarbeit gestern - heute - morgen" 
als ein Forum zur Fachdiskussion fuer MitarbeiterInnen sozialer 
Organisationen, um Fragen der Qualitaet und Rahmenbedingungen von 
professioneller Sozialer Arbeit zu diskutieren. Drei MitarbeiterInnen dieses 
Kompetenzzentrums (Josef Bakic, Marc Diebaecker und Elisabeth Hammer) 
verfassten dazu die "Wiener Erklaerung zur Oekonomisierung und Fachlichkeit 
in der Sozialen Arbeit", in der konkrete Forderungen zur Abkehr von der 
immer mehr staerker werdenden Tendenz zur Neoliberalisierung der 
Sozialarbeit aufgestellt werden. Wir drucken die Einleitung der Erklaerung 
nach.
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Soziale Arbeit ist ein vielschichtiges Theorie- und Praxisfeld. Sie ist der 
Foerderung der menschlichen Entwicklung verpflichtet und beschaeftigt sich 
schwerpunktmaessig mit individuellen Krisen und sozialen Problemlagen. Sie 
sichert und strukturiert soziale Bedingungen dort, wo die Anforderungen 
gesellschaftlichen Lebens die Moeglichkeiten der Selbstbehauptung von 
Einzelnen oder Gruppen uebersteigen. Die im Austausch zwischen Fachkraeften 
und KlientInnen sich entwickelnden Lern- und Erfahrungsprozesse brauchen 
Zeit und verlaufen in der Regel nicht linear. Soziale Arbeit kann daher mit 
eindeutigen Ziel-Mittel-Relationen in ihrer Komplexitaet nicht hinreichend 
erfasst und abgebildet werden. Diese Aspekte muessen jedenfalls in der 
Qualitaetsbestimmung der Sozialen Arbeit beruecksichtigt werden.
Die gegenwaertigen gesellschaftlichen Entwicklungen sind durch verlangsamtes 
Wirtschaftswachstum, erhoehte Arbeitslosigkeit, verstaerkte 
Einkommensungleichheiten, groessere Armutsrisiken und 
Marginalisierungstendenzen gekennzeichnet. Gleichzeitig wird das 
Oekonomische staerker als zuvor als Massstab politischen Handelns 
verstanden. Sozialstaatliche Massnahmen werden unmittelbaren 
wirtschaftlichen Zielen untergeordnet. Groesste Prioritaet nehmen inzwischen 
jene sozialpolitischen Interventionen ein, die die Anpassung der Individuen 
nach (arbeits-)marktbezogenen Erfordernissen leisten. Verteilungsfragen und 
soziale Anliegen abseits einer oekonomisierten Logik werden nur selten 
thematisiert.
Die Oekonomisierung der Sozialen Arbeit ist geleitet von Maximen einer 
Privatisierung bzw. betriebswirtschaftlichen Orientierung. Sie ist 
gekennzeichnet von einem Abbau staatlicher Unterstuetzungssysteme, der 
Kuerzung bzw. Nichtanpassung sozialer Ausgaben und der Einschraenkung 
sozialarbeiterischer Handlungsbezuege im Sinne oekonomisierter bzw. 
sicherheitspolitischer Logiken. Diese Tendenzen lassen auf ein Menschenbild 
schliessen, das die Menschen nicht mehr umfassend und eingebettet in ihre 
unterschiedlichen Bezuege in den Blick nimmt, sondern sie auf ihre Konsum- 
und Marktfaehigkeit reduziert. Der Druck zu Selbstbestimmung, 
Eigenverantwortung und Flexibilitaet wird erhoeht, im Gegensatz dazu werden 
individuelle Rechtsansprueche und kollektive Sicherungssysteme ausgehoehlt.
Soziale Arbeit ist in ihrem Bezug zu Bildung und Sozialisation sowie 
Menschen- und Sozialrechten mehr denn je durch oekonomische und 
gesellschaftliche Entwicklungen herausgefordert. In ihrer politischen 
Funktion muss sie anwaltschaftlich fuer Menschen in sozialen Problemlagen 
Stellung beziehen. Dies erlangt besondere Bedeutung auch und gerade in einer 
Situation, in der Soziale Arbeit selbst in ihrer fundamentalen Begruendung 
in Frage gestellt wird und als Dienstleistung zur unmittelbaren Erfuellung 
vordefinierter AuftraggeberInnen-Interessen umgedeutet wird.
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Der Volltext der Erklaerung kann unter 
http://www.sozialearbeit.at/petition.php nachgelesen und online unterstuetzt 
werden.
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