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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Juni 2007; 17:29
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  Asien/Europa/Wirtschaft:
  
  > Mit ASEM auf Asiens Maerkte
  
  Als "Generalprobe" (Spiegel, Die Zeit, FAZ) und "Warmlaufen fuer den 
  G8-Gipfel" (Stern) bezeichneten deutsche Medien das am 28. und 29. Mai in 
  Hamburg abgehaltene Asia-Europe Meeting (ASEM). Im Windschatten des 
  G8-Gipfels konnte die EU im Rahmen dieses Treffens, auf dem per definitionem 
  
  keine verbindlichen Abkommen geschlossen werden, dennoch ihre 
  machtpolitischen Ambitionen in Asien geltend machen.
  
  Ein regelmaessiger Dialog zwischen hochrangigen Politikern aus europaeischen 
  
  und asiatischen Laendern waere ja an sich keine schlechte Idee - wenn er 
  denn auf gleicher Augenhoehe stattfinden wuerde. Dass die seit 1996 alle 
  zwei Jahre stattfindenden Aussenministertreffen und die haeufiger auf 
  anderen Ebenen organisierten Zusammenkuenfte jedoch vor allem unter dem 
  Einfluss der handelspolitischen Agenda der EU stehen, war schon vor der 
  diesjaehrigen zweitaegigen Versammlung in Hamburg klar.
  
  Zwar gibt sich das ASEM nach aussen hin den Anschein, sich in den Dienst 
  eines politischen, sozialen und kulturellen Dialogs zwischen zwei 
  Kontinenten zu stellen; tatsaechlich waren und sind die Beweggruende Europas 
  
  bei dieser Initiative jedoch primaer oekonomischer Natur. So erinnerte der 
  deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier in seiner Eroeffnungsrede 
  zum diesjaehrigen ASEM unmissverstaendlich an den Stellenwert dieser 
  Veranstaltung: "Im Asia Europe Meeting repraesentieren wir zusammen genommen 
  
  rund 50% des Welt-BIP, 58% der Weltbevoelkerung und 60% des Welthandels."
  
  Europas Interessen
  
  Die europaeischen Ambitionen in Asien gruenden sich in erster Linie auf die 
  
  exportorientierte wirtschaftliche Struktur Europas. Als groesste 
  Handelsmacht der Welt verfolgt die EU zumindest ebenso vehement wie die USA 
  
  die Deregulierung und Liberalisierung asiatischer Maerkte. In vorderster 
  Front stehen dabei Deutschland und Frankreich, jene Laender, die bereits im 
  
  Vorjahr als treibende Kraefte hinter der Ausformulierung der neuen 
  Handelsstrategie "Global Europe: Competing in the World" fungierten. In Form 
  
  von ergaenzenden, ueber die WTO-Abkommen hinausgehenden 
  Freihandelsvertraegen mit einzelnen Staaten und Wirtschaftsraeumen soll der 
  
  europaeischen Wirtschaft der Zugang zu den Maerkten des Suedens erleichtert 
  
  werden. In erster Linie konzentriert man sich dabei auf Asien, weshalb auch 
  
  dem ASEM eine gewichtige Rolle in der Aussenhandelsstrategie Europas 
  zukommt. Speziell in den gegenwaertig dynamischen Volkswirtschaften Chinas 
  und Indiens, auf die europaeische Unternehmen unterschiedlicher 
  Groessenordnungen draengen (daher auch die Zielsetzung des ASEM, das "small 
  
  and medium-sized businesses" zu beguenstigen), will Europas seinen Einfluss 
  
  ausbauen.
  
  Ein weiteres zentrales Anliegen, das die EU im ASEM zu verwirklichen 
  trachtet, ist die Promotion des Euro, um langfristig dem Dollar als globaler 
  
  Leitwaehrung zumindest in Asien den Rang abzulaufen. Konkret soll der 
  Warenaustausch mit Europa und insbesondere der Handel mit Erdoel und Erdgas 
  
  in Euro abgewickelt werden, doch auch die Umstellung eines Teils der 
  chinesischen Waehrungsreserven auf Euro ist als Ausdruck dieser 
  europaeischen Strategie zu werten.
  
  Kultureller Dialog als Feigenblatt
  
  Da angesichts dieser Entwicklungen die Kritik auch in Europa zunehmend 
  lauter wird - und die Proteste gegen die diesjaehrigen Versammlung also 
  keineswegs nur als Vorbereitung fuer den G8-Gipfel zu betrachten sind - 
  verstehen sich die Veranstalter darauf, den informellen Charakter der 
  ASEM-Initiative hervorzukehren. Politische, oekologische, wissenschaftliche, 
  
  soziale und vor allem kulturelle Themen werden vorgeschuetzt, die eigentlich 
  
  dominante oekonomische Komponente des ASEM wird hingegen kaum kommuniziert. 
  
  Folglich wissen auch die Medien ueber das diesjaehrige Treffen wenig mehr zu 
  
  berichten, als dass keine Einigung in oekologischen Fragen erzielt werden 
  konnte und ebensowenig andere konkrete Beschluesse gefasst wurden. Lediglich 
  
  in Bezug auf das atomare Programm des Iran und Nordkoreas Aufruestung konnte 
  
  eine gemeinsame Linie gefunden werden. Dass man in Fragen der militaerischen 
  
  Aufruestung an einem Strang zieht, beweist im uebrigen auch der Besuch des 
  deutschen Verteidigungsministers Franz Josef Jung in Indien. Brisant der 
  Auftrag: der Verkauf deutscher U-Boote an das indische Defence Ministry; 
  verraeterisch der Zeitpunkt: 6 Tage nach Ende des ASEM.
  (Stefan Meisterle/DAZ)
  
  Quelle:
  http://www.dieanderezeitung.at/index.php?option=com_content&task=view&id=912&Itemid=80
Weiterfuehrende Links:
  http://www.gerechtigkeit-jetzt.de/index.php?option=com_content&task=view&id=257&Itemid=132
  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56862
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