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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Mai 2007; 17:34
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Glosse:
> Serbien muss...
Die westeuropaeische Oeffentlichkeit ist empoert -- speziell die deutsche. 
Nein, nicht ueber irgendwas von Belang (dafuer sorgt schon unsere 
pluralistische Medienlandschaft), sondern ueber das Ergebnis des 
Eurovisions-Songcontests. Auf den ersten 16 Plaetzen liegen -- mit Ausnahme 
der Tuerkei und Griechenlands -- nur Beitraege aus dem vormals roten Osten. 
Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen! Schiebung! Und obendrein gewinnt 
dann auch noch Serbien! Dieses unzivilisierte Balkanvolk! Das ist der 
Niedergang des Abendlandes! Diese verschlagenen Tschuschen haben uns den 
Songcontest geraubt! Wo bleibt da die Dankbarkeit?
Die Bild-Zeitung bringt es auf den Punkt: "Warum machen wir da ueberhaupt 
noch mit?" und: "Peinliche Punkteschieberei -- und wir bezahlen!" Die 
ehemalige Song-Contest-Gewinnerin Nicole fordert gar, dass Deutschland nicht 
mehr teilnehmen solle.
Ja, es ist schon schlimm. Irgendwie war das mit der europaeischen 
Wiedervereinigung doch ein bisserl anders gedacht. Die Westeuropaeer gingen 
schon davon aus, dass dieses Zusammenwachsen Europas bedeute, "wir" haetten 
den Kalten Krieg gewonnen und jetzt nehmen "wir" die armen Ostler gnaedig 
bei uns auf und bringen ihnen Kultur bei. Und dann das!
Jetzt kommt man ploetzlich auf die Idee, zwei Halbfinali zu machen -- um 
diesen Clash of Civilizations ein bisschen abzufangen und zu vermeiden, dass 
"wir" vom Osten ueberrollt werden. Huntington laesst gruessen.
Irgendwie erinnert mich das an die Zeit, als Rapid nach dem Anschluss 
"Deutscher Fussballmeister" wurde und Schalke 04, der Verein aus dem 
Altreich, das Nachsehen hatte. Natuerlich haetten die Nazis das damals so 
verkaufen koennen, dass hier doch der Beweis zu sehen sei, dass nun in 
Grossdeutschland alle Deutschen gleich seien. Dazu waren sie aber zu dumm.
Zugegeben, der Vergleich hinkt: Ein intelligenter Nazi ist natuerlich ein 
bisserl ein schwarzer Schimmel. Und die Bild-Zeitung ist nicht der 
Voelkische Beobachter. Selbstverstaendlich nicht, kein Vergleich!
Aber ganz ist die Kritik an dieser Sieger-Praepotenz wohl doch nicht von der 
Hand zu weisen, wie man auch in der harten Welt des Kapitalismus sieht: Wenn 
russische Oligarchen in Europa in ihrer slawischen Verschlagenheit alles 
zusammenraffen, was sie kriegen koennen, dann ist das schlagzeilentauglich. 
Wenn westeuropaeische (und nicht zuletzt oestereichische) Banken in einem 
Ausmass in Osteuropa expandieren, dass man ihre Logos an jeder Strassenecke 
sieht, ist das voellig normal. Und richtig. Und gut. Und ganz natuerlich.
Tja, das ist Europa. Hat sich was mit der Partnerschaft...
*Bernhard Redl*
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