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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Mai 2007; 13:56
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BRD/Rechts:

> Freikorps-Totengedenken in Oberbayern

Jedes Jahr im Mai findet in dem oberbayrischen Schliersee eine gruselige
Gedenkveranstaltung statt: die sog. "Annaberggedenkfeier". "Deutschland,
Deutschland ueber alles.. " schallt es vom Schlierseeer "Weinberg" wenn die
"Freikorps Oberland" unter schwarz-weiss-roten Fahnen ihrer gefallenen
Kameraden gedenken.

Die Annaberg-Gedenkfeier wird gemeinsam von der Landsmannschaft der
Oberschlesier und der rechtsextremen "Kameradschaft Freikorps- und Bund
Oberland" organisiert. Diese Kameradschaft unter ihrem "Fuehrer" Juergen
Popp bezieht sich auf die historischen Freikorps Oberland. Welches
Gedankengut in-nerhalb dieser "Kameradschaft" gepflegt wird, zeigt Ihr
Mitteilungsblatt "Der Oberlaender". Hier finden sich Artikel aus den
unterschiedlichsten rechten Publikationen. Ob Antisemitismus,
Geschichtsrevisionismus, Verschwoerungstheorien oder Berichte von
Neonaziaufmaerschen: zahlreiche rechte Themenfelder werden bedient. So
verwundert es auch kaum, dass die "Kameradschaft" an Gedenkveranstaltungen
der NPD teilnimmt und deren Pressemitteilungen in ihrem Mitteilungsblatt
abdruckt.

Wer war das Freikorps Oberland?

Das Freikorps Oberland war ein paramilitaerischer, deutschnationaler
antikommunistischer Freiwilligentrupp, welcher als Vorlaeuferorganisation
der SA gilt. Er ging aus der antisemitischen "Thule-Gesellschaft" hervor.
Wessen Geistes Kind diese Organisation war, wird an einem Zitat ihres
Gruenders Rudolf von Sebottendorf (Geburtsname Rudolf Glauer) deutlich:
"...Wir sind keine Demokraten, wir lehnen Demokratie ab. Demokratie ist
juedisch, alle Revolution der Demokratie ist juedisch...". Am 19.04.1919
erhaelt dieser Sebottendorf die Ermaechtigung das Freikorps Oberland
aufzustellen. Wenige Tage spaeter beteiligen sich bereits 300 "Oberlaender"
an der blutigen Niederschlagung der Muenchner Raeterepublik und dem
anschliessenden "weissen Terror". Im Juli 1919 sind bereits 1050 Mann unter
dem Kennzeichen des Edelweisses kampfbereit. 1920 kaempfen Teile der
Freikorps Oberland gegen die revolutionaeren Arbeiter im Ruhrgebiet und 1921
gegen polnische Freischaerler in Oberschlesien. Im Rahmen dieser Kaempfe kam
es am 21.05.1921 zu dem sogenannten "Sturm auf den Annaberg", weswegen das
jaehrliche "Gedenken" in Schliersee stattfindet. Umbenannt als "Bund
Oberland" beteiligten sie sich 1923 wesentlich am "Hitler-Ludendorff-Putsch"
Am 09.11.1933 wurde dann die Fahne der "Freikorps Oberland" feierlich an die
SA uebergeben. Das Ziel - das "Dritte Reich" - war erreicht.

Wer nimmt an der "Annaberg-Gedenkfeier" teil?

Es kommen TeilnehmerInnen aus dem ganzen rechten Spektrum zu den jaehrlichen
Feiern in Schliersee. Letztes Jahr waren, neben "alten Kaempfern", wie der
97 Jaehrige Max Zastow aus Wien und "Vertriebenen" auch neonazistische
Skinheads anwesend. Muenchner NPD- AktivistInnen waren mit von der Partie.
Auch junge lokale Rechtsextremisten waren praesent (NPD, Artgemeinschaft, Ex
"Wiking-Jugend"...).

Zum Gedenken an die "in Oberschlesien gefallenen Kameraden" wurde in
Schliersee ein Denkmal gebaut, welches am 30. September 1923 eingeweiht
wurde. Es entwickelte sich in den Folgejahren zum faschistischen Pilgerort.
Aus diesem Grund wurde das Denkmal 1945 von amerikanischen Streitkraeften
zerstoert. Jedoch wurde bereits 1956 an der Schlierseer "Weinbergkapelle"
eine Gedenktafel angebracht mit der Aufschrift: " Freikorps Oberland - Dem
Gedenken seiner 52 im Freiheitskampf in Oberschlesien anno 1921 gefallenen
Kameraden. Sie werden wieder auferstehen."

Proteste am 20.Mai

Bisher verlief das braune Treffen meist ungestoert, im letzten Jahr zeigte
sich zum ersten Mal ein Hauch von Protest: Die Gedenktafel wurde
"verschoenert", ein Buendnis gegen rechts organisierte eine
Infoveranstaltung. Fuer 2007 sind zum ersten Mal 5 groessere Proteste
geplant. Unter anderem soll es am 20.05.07 eine antifaschistische
Demonstration geben. Die Demonstration startet um 10:00 am Marktplatz in
Schliersee (direkt vor dem Bahnhof). Wo die Schlusskundgebung stattfinden
wird, muessen wohl die Gerichte entscheiden, da laut Aussagen bei dem
Kooperationsgespraech der angemeldete Schlusskundgebungsplatz (Kapelle am
Weinberg) nicht genehmigt wird.
(GAJ Wien, freikorps-oberland.de/bearb.)

Weitere Infos:
http://www.freikorps-oberland.de
http://www.u-berg.at



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