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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. April 2007; 16:43
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Ruestung/Schweiz:
> Kein Geschaeft mit dem Tod
GSoA will Waffenexporte generell verbieten lassen.
Die Gruppe fuer eine Schweiz ohne Armee (GSoA) ist der Horror jedes 
wehrhaften Schweizers. Sie wurde 1982 in Solothurn von rund 100 Frauen und 
Maennern gegruendet, um eine Volksinitiative fuer eine Schweiz ohne Armee zu 
lancieren. Zunaechst belaechelt und beschimpft, gelang es der GSoA im Herbst 
1986 mit 111.300 Unterschriften, eine Volksabstimmung ueber die Abschaffung 
der Armee zu erzwingen -- zwei Drittel der Schweizer gingen abstimmen, weit 
mehr als bei ueblichen Volksentscheiden, und davon waren 35,6% fuer die 
totale Abschaffung des Heeres. Der Spruch "Die Schweiz hat keine Armee, die 
Schweiz ist eine Armee" war danach nur mehr selten zu hoeren.
Der GSoA aber gab dieses Ergebnis gewaltigen Auftrieb und seitdem nervt sie 
kontinuierlich das Militaer. Zwar war dieser Riesenerfolg seitdem nicht mehr 
zu wiederholen, doch ist die Gruppe nach wie vor sehr aktiv. Wobei die 
Bezeichnung "Gruppe" nur mehr als Understatement zu verstehen ist, kann doch 
die GSoA nach eigenen Angaben doch auf die Unterstuetzung von rund 20.000 
Mitgliedern und Sympathisierenden bauen.
Heute ist die GSoA treibender Motor hinter der Volksinitiative fuer ein 
Verbot von Kriegsmaterial-Exporten -- auch sowas, das zum Beispiel die SVP 
sicher nicht lustig findet. Rund 120.000 Unterschriften sind fuer ein 
Referendum noetig, praktisch werden es wohl 150.000 sein muessen, denn bei 
der Ueberpruefung der Gueltigkeit gehen immer viele verloren. Derzeit steht 
man etwa beim Stand von 80.000, das Referendum rueckt in greifbare Naehe.
Die Ruestungsindustrie ist vom Volumen her nicht von grosser Bedeutung. 
Immerhin wurde 2003-2005 Ruestungsgueter im Wert von einer Milliarde Franken 
exportiert. 78 Prozent der Waffenlieferungen gingen an Staaten, die sich am 
"Krieg gegen den Terror" im Irak und in Afghanistan beteiligen. Auch 
chronische Krisengebiete wie der Nahe Osten werden regelmaessig mit Waffen 
aus der Schweiz eingedeckt. Ebenso Botswana, wo die durchschnittliche 
Lebenserwartung unter 35 Jahren liegt, oder Regime wie die Saudi-Arabiens 
und Agyptens, die mit Gewalt gegen die demokratische Opposition vorgehen. 
Interessanterweise verdient der Staat daran nicht nur ueber Steuern, sondern 
sogar direkt, denn die Firma Ruag, Europas groesster Produzent von 
Kleinwaffen-Munition, ist im 100%igen Eigentum der Eidgenossenschaft.
Die Volksinitiative will dieses "Geschaeft mit dem Tod" stoppen. Die Schweiz 
habe es nicht noetig, wirtschaftlich von Krieg und Gewalt zu profitieren, so 
die Initiatoren. Eine restriktivere Bewilligungspraxis reiche nicht aus, 
denn es gaebe keine unproblematischen Waffenausfuhren. Der "Krieg gegen den 
Terror" zeige, dass auch westliche Demokratien nicht vor 
voelkerrechtswidrigen Kriegen und Menschenrechtsverletzungen 
zurueckschreckten, wenn handfeste Interessen im Spiel seien. Und auch die so 
genannten "Endverbraucher-Erklaerungen" seien das Papier nicht wert, auf dem 
sie geschrieben stehen -- eine Einschaetzung die spaetestens seit den 
Noricum-Exporten auch in Oesterreich wohl breite Zustimmung findet.
Tatsaechlich hat diese Volksinitiative weit ueber die Grenzen der Schweiz 
hinaus ihre Bedeutung -- denn anderswo laesst man ja das Volk ueber solche 
Fragen nicht abstimmen, ja man diskutiert sogar selten darueber. Wuerde die 
Volksinitiative angenommen, muesste die Schweiz tatsaechlich ihre 
Ruestungsproduktion einer Konversion unterziehen -- und waere ein 
willkommenes Beispiel fuer friedensbewegte Menschen bei jeder 
Ruestungsdiskussion in ganz Europa.
*Bernhard Redl*
Quellen und weitere Infos:
http://www.gsoa.ch/
 http://www.kriegsmaterial.ch/
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