**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Maerz 2007; 19:29
**********************************************************
Verkehr(t)/Kommentar:
> Mit Vollgas in die Klimakatastrophe
Die Regierung will die Verkehrsanlagen ausbauen. Ganz umweltfreundlich 
natuerlich. Doch der Teufel steckt im Detail -- was man am Beispiel 
Niederoesterreichs sehen kann.
Das von Verkehrsminister Faymann und Vizekanzler Molterer eben praesentierte 
Verkehrsbauprogramm heisst nichts anderes, als dass die Geschwindigkeit bei 
der Fahrt in Klimakatastrophe noch erhoeht wird. Die Regierung verlautbart 
treuherzig, das mehr in den oeffentlichen Verkehr investiert wuerde. Sieht 
man sich das im Detail an (1), so heisst es zwar fuer NOe
"Gesamtinvestitionen :
Strasse u. Schiene bis 2012:
EUR 8525,9 Mio;
Schiene bis 2012: EUR 5584,1 Mio;
Strasse bis 2012: EUR 2941,8 Mio."
Aber bei naeherem Hinsehen stellt sich beim oeffentlichen Verkehr heraus, 
dass darunter 2,2 Mrd.€ fuer den sowieso schon laufenden Westbahnausbau samt 
Wienerwaldtunnel bestimmt ist, und andererseits 2,1 Mrd. € fuer einen 
Semmeringtunnel beim oeffentlichen Verkehr dabei sind, der laut Proell aber 
nur "Theorie" ist. Auch sonst sind beim oeffentlichen Verkehr hauptsaechlich 
solche Projekte angefuehrt, die irgendwann unter den naechsten Regierungen 
vielleicht kommen. Beim Strassenausbau handelt es sich hingegen nicht um 
schon in Realisierung befindliche Projekte oder Zukunftsprojekte, sondern um 
harte Baumassnahmen, die in der Masse sehr konkret und bereits fuer die 
naechste Zeit fixiert wurden.
Das Verhaeltnis der konkreten neuen "harten" Massnahmen zwischen Bahn und 
Strassenbau, duerfte real nicht 2:1 wie kolportiert, sondern umgekehrt 1: 5 
sein. Der ORF laesst aber den Bluff, dass angeblich 2/3 in den oeffentlichen 
Verkehr gehen, voellig unhinterfragt, und sicher werden es auch die meisten 
Zeitungen so abschreiben.
Nur zusaetzliche Strassenbauprojekte werden vom ORF richtig charakterisiert: 
"Die Nordautobahn (A5), die Traisental-Schnellstrasse, die Donaubruecke 
Traismauer-Grafenwoerth wird nun doch vierspurig. Auch die 
Weinviertel-Schnellstrasse (S3) und die S8 durch das Marchfeld sollen gebaut 
werden. Die Aufregung der letzten Wochen scheint also umsonst gewesen zu 
sein. Da hat es ja Warnungen von Landeshauptmann Erwin Proell (OeVP) an 
Faymann gegeben" (2)
Landeshauptmann Proell hat mit diesem Strassenausbauprogramm mit Faymann 
gleichzeitig vereinbart, dass in NOe 6 Nebenbahnen ab 2008 eingestellt 
werden (bzw. wie es beschoenigend heisst, "durch Busse ersetzt") und 5 
"durch Laender oder andere uebernommen werden" (was nach bisherigen 
Erfahrungen ein Kahlschlag werden duerfte). Eingestellt werden sollen 
insbesondere Schwarzenau-Zwettl, Schwarzenau-Waidhofen und Freiland-St. 
Aegyd werden. Uebernommen werden soll etwa die Ybbstalbahn und die 
Mariazellerbahn.
Auffallend ist, dass in den Medien wenig berichtet wird (ich fand nur im 
"Standard" vom 16.3. die Hinweise zur Regionalbahneinstellung) und das die 
SP verdaechtig ruhig ist. Auch die Stellungsnahme der NOe-Gruenen zu den 
Regionalbahnen war sehr allgemein. Es sieht danach aus, das da 
professionelle Einkocher am Werk waren und ganze Arbeit geleistet haben. Die 
SP-Kritik der letzten Jahre war offenbar nicht sehr ernsthaft, denn jetzt 
wird die Verkehrspolitik von Schwarz-blau nicht nur fortgefuehrt, sondern 
sogar noch verschaerft.
Gusenbauer und Faymann haben ja schon ihre Zustimmung zur Privatisierung des 
Bahngueterverkehrs gegeben und damit eine gigantische Enteignung der 
oeffentlichen Hand beschlossen. Der Gueterverkehr ist ja ziemlich profitabel 
betrieben wird, und bei der oeffentlichen Hand bleiben nur mehr die 
defizitaeren Strecken.
Einer der Hauptverantwortlichen und Drahtzieher fuer die Fahrt mit noch mehr 
Gas in die Klimakatastrophe ist Landeshauptmann und Verkehrslandesrat 
Proell. Gleichzeitig laesst Landeshauptmann Proell verkuenden, dass er jetzt 
schon Landtagswahlen haben will, weil er offenbar glaubt, mit diesem Coup zu 
punkten.
Leider also wenig Lichtblicke: Aber zumindest einer: Gestern im Zug hab ich 
laenger mit einem Lokfuehrer gesprochen: Er meinte, dass allgemein die 
Enttaeuschung unter seinen Arbeitskollegen ueber den neuen Verkehrsminister 
sehr gross ist, und die Meinung sehr verbreitet sei, dass sich die 
Sozialisten von den "Sozialdemokraten" trennen sollten.
*Josef Baum*
(1) http://static2.orf.at/vietnam2/files/200713/strae_5174.doc
 (2) http://noe.orf.at/stories/181224/
*
> Auch in der Slowakei wird heftig gebaut
Geplant ist bis 2010 der Ausbau von derzeit 330 Kilometer auf 400 Kilometer 
Autobahnen. Die Schnellstrassen werden von 130 auf 170 Kilometer 
ausgeweitet, so der slowakischen Verkehrsminister 1/4ubomír Vážny gegenueber 
den Medien.
Um das wirklich so schnell durchziehen zu koennen, will das 
Verkehrsministerium die Genehmigungsverfahren "beschleunigen". Eine 
diesbezuegliche Gesetzesnovelle steht dieser Tage zum Beschluss im 
slowakischen Nationalrat an.
Die Kosten teilen sich die Europaeische Union, die den EUR 3,2 Milliarden 
aus dem Strukturfonds beisteuern wird, und die Slowakei, die EUR 600 
Millionen aus dem Staatsbudget bereithaelt.
(CEE BusinesNews/akin)
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen 
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht 
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck 
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete 
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von 
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine 
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als 
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann 
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin