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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Maerz 2007; 19:52
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BRD/Ganz rechts:
> Keine "Fragen", bitte!
Debatte in Deutschland: Darf man sich als Antifaschist mit einer 
Schreckschusspistole wehren?
Es ist eigenartig, dass man bei "nationalen" Webseiten nachschlagen muss, 
wenn man eine klare und unverdaechtige Vorstellung vom Auftreten von 
Rechtsextremen haben moechte. So schreibt ein Blogger mit der 
Selbstbezeichnung "Der Nonkonformist": "Am 15. Maerz kam es in Erfurt zu 
einer Demonstration des ,Buendnis fuer Gerechtigkeit', einem Sammelsorium 
diverser linker Organisation von Gewerkschaften bis hin zur Antifa. Da bei 
der Demonstration auch ein Informationsstand errichtet worden war, begaben 
sich etwa 30 nationaldenkende Menschen zu diesem, um dem anwesenden 
Gewerkschaftsfunktionaer Angelo Lucifero einige Fragen zu stellen." Wenn man 
sich vorstellt, dass "30 nationaldenkende Menschen" auf einen zukommen, noch 
dazu wenn man ein in der Oeffentlichkeit bekannter Antifaschist ist, um 
einem "einige Fragen zu stellen", kann man schon verstehen, wenn der 
Betroffene sich fragt, wie er sich seiner Haut wehren koennte.
Nun allerdings ist in Deutschland eine heftige Debatte ueber die Mittel 
entbrannt, wie man sich in einem solchen Fall zu verhalten habe, denn 
Lucifero vermied diese "Fragen", indem er eine Schreckschusspistole zog und 
feuerte. Die NPD behauptet, mehrere ihrer Aktivisten waeren durch die aus 
naechster Naehe abgeschossene Schreckschusspistole verletzt worden. Lucifero 
verteidigt sich in einer Pressemitteilung: Er gibt an, er habe sich die 
Abschreckungswaffe besorgt, da er "seit 1991 14 mal von Nazis angegriffen" 
worden waere. Auch am 15.Maerz waere das passiert -- anfaenglich, ohne dass 
er die Pistole gezogen haette. Lucifero: "Ein junger Nazi ist mit einer 
kleinen Kamera auf mich zugegangen und hat mich damit ins Gesicht 
geschlagen. Ich habe ihm die Kamera heruntergeschlagen. Daraufhin habe ich 
von anderen wieder Schlaege auf die Brust, auf die Hand und auf den Bauch 
bekommen. Ich habe dann die ,Zoom Walther P22' herausgenommen. Sie sind 
weggelaufen und ich zurueckgelaufen, habe im Abstand von etwa 5 Metern drei 
mal in deren Richtung ,geschossen' . Die Schuesse verletzten nicht. Haette 
ich diese ,Zoom Walther P22' nicht gehabt, dann waere ich mindestens wie am 
9.Februar niedergeschlagen worden."
Aufgrund dieses Vorfalls ging Thueringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme auf 
Distanz zu seinem Gewerkschaftskollegen Lucifero. Den Einsatz von Waffen, 
auch von Schreckschusspistolen, gegen Rechtsextremisten lehne er ab. Er 
zeigte gegenueber der "Thueringer Landeszeitung" zwar Verstaendnis, dass ein 
so exponierter Antifaschist Vorsorge gegen taetliche Angriffe traefe, "aber 
nicht mit einer Waffe". Ob Lucifero kuenftig noch als exponierter 
Gewerkschaftsrepraesentant tragbar sei, liess Lemme dabei offen. Man muesse 
jetzt erst einmal das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens abwarten und mit 
Lucifero das Gespraech suchen. Eindringlich appellierte Lemme in dem 
Gespraech an die Verantwortlichen in Erfurt, den fuer den 1. Mai geplanten 
Neonazi-Aufmarsch in Erfurt zu verbieten. "1. Mai bleibt nazifrei", muesse 
die gemeinsame Position der Demokraten lauten, so Lemme.
Eine Gruppe namens "GewerkschafterInnen gegen Rechts" will aber diese 
Distanzierung nicht akzeptieren: "Wir erwarten von der Gewerkschaft ver.di 
und vom DGB, dass er unserem Kollegen Lucifero jede moegliche Unterstuetzung 
zukommen laesst, sich vorbehaltlos hinter ihn als engagierten Gewerkschafter 
stellt und oeffentlichen Schmaehungen durch CDU und andere entschieden 
entgegen tritt." Die Thueringer CDU hatte naemlich von Luciferos Verhalten 
als einen Ausdruck "zweifelhaften Demokratieverstaendnisses" gesprochen. Die 
Gewerkschaftsgruppe dazu in einem Offenen Brief: "Einige der 135 Todesopfern 
rechter Gewalt in Deutschland 1990-2005 wuerden vermutlich noch leben, 
haetten sie sich verteidigen koennen. Statt Passivitaet gegenueber 
rechtsextremen Gewalttaetern zu verlangen, muss die Thueringer 
Regierungspartei endlich deren potentielle Opfer wirksam schuetzen."
-br-
Quelle u.a.: http://www.trend.infopartisan.net/trd0307/t400307.html
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