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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. Februar 2007; 15:58
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Behinderung/Kino/Leserinbrief:

> Und noch ein Film

Zu: "Disney einmal anders" von Gerhard Lehner ueber "Der Gloeckner von
Notre-Dame II". (akin 5/07, akin-pd 13.2.2007)

Mir faellt da der Film "Zurueck nach Paris" ein. Er lebt von der Qualitaet
der Darstellung der Differenziertheit von Emotion.

In einem abgeschlossenen Heim fuer "Menschen mit Behinderung" gibt es wenig
Spass, viel Regelwerk, welches nur dazu dient, den Menschen die Freude am
Leben zu verderben und einen ausgebrannten besonders zynischen
Sozialarbeiter. Bis, ja, bis zu dem Tag, an dem sich einige Menschen
ueberlegen, auszubrechen. Sie zaehlen ihr Geld zusammen, packen
eigenstaendig ihre Koffer und machen sich auf den Weg nach Paris. Sie
schaffen es. Sie quartieren sich in Paris in einer Pension ein, die von
Menschen mit dunkler Hautfarbe bewirtschaftet wird. Ein Mann, der sein Leben
im Rollstuhl verbringt und diesen auf der Abenteuerreise irgendwie verliert,
entdeckt eine neue Fortbewegungsart: er macht sitzend auf einem Skatebord,
sich mit den Haenden fortbewegend die Strassen in Paris unsicher. Die
"Menschen mit Behinderung" meistern zum allerersten Mal ihr Leben selber,
sie durchleben Konflikte und finden kreative Loesungen, sie leben Freiheit.
Die Geschichte nimmt ein tragisches Ende: der Sozialarbeiter recherchiert
richtig, er findet die Menschen, alle fahren mit dem Zug wieder zurueck.
Nur: zunaechst ist dieser Betreuer noch sehr gemein, kontrolliert die
Waeschekoffer der Reisenden nach, ist abwertend und widerlich. Die
Lebensfreude und Lebenskraft, das Selbstbewusstsein der reisenden Gruppe ist
jedoch so stark geworden, dass der zynische Sozialarbeiter schlicht und
ergreifend zu sehr beruehrt wird, einiges begreift, eine Wandlung zur
Menschlichkeit vollzieht und alle freudig wieder im "Heim" auf einer neuen
Ebene der Begegnung eintreffen koennen. Die Schlussbilder lassen allerdings
die Interpretation offen, ob die Menschen in ihre Alltagssituation
zurueckgekehrt wirklich gluecklicher sein koennen, sie lassen offen, ob ein
zweiter Ausbruchsversuch aus der mittlerweile human gestalteten Begegnung
mit der Institution nicht doch mehr Begeisterung hervorrufen wuerde, sie
hinterlassen das Gefuehl der Sehnsucht nach Freiheit.
*Rosalia Krenn*



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