**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Jaenner 2007; 20:22
**********************************************************

Regierungsbildung/Studiengebuehren/Glosse:

> "Gehts was hackeln!"

Wie war das nochmal mit den Studiengebuehren? Die SPOe wollte sie
abschaffen. Nunja, war wohl nix. Aber warum sind der OeVP die Gebuehren gar
so wichtig? Argumentiert wurden sie ja als Beitrag zum Bildungsbudget. Fuer
ganz Bloede gab es auch noch das Argument, die Studierenden wuerden die
Lehre viel mehr schaetzen lernen, wenn sie dafuer zahlen muessten.

Wenn man sich die jetzigen Plaene aber anschaut, wird sehr viel klarer,
worum es der OeVP wirklich geht. Ein Modell, das Studiengebuehren fuer
diejenigen aufhebt, die entweder in kuerzester Zeit fertigwerden oder aber
Fronarbeit leisten -- zu einem Stundenlohn, der sich aus den abzuarbeitenden
Gebuehren errechnet und niedriger ist als die meisten klassischen
Studentenjobs. Damit ist der Applaus des "gesunden Volksempfindens" sicher:
"Die Studenten sollen was hackeln!"

Ein Bummelstudent, der deswegen bummelt, weil er daneben sowieso arbeiten
muss oder weil er sich vielleicht sich auch anderweitig weiterbilden will,
blockiert viel weniger Seminarplaetze pro Semester und darf dafuer noch
extra zahlen -- marktwirtschaftlich voellig unlogisch!

Die Kinder aus besserem Hause, die sich nicht um ihren eigenen Unterhalt
kuemmern muessen und daher auch die Moeglichkeit haben, sich auf ihr Studium
zu konzentrieren, will die Regierung aber eventuell (ganz klar ist das
Modell ja immer noch nicht) die Gebuehren ersparen, wenn sie sich
tatsaechlich links und rechts nicht umschauen -- so produziert man eine
Elite aus Fachidioten, die die Standesduenkel ihrer Eltern fortsetzen. Eine
Rebellion gegen die Eltern, ein notwendiger Generationenkonflikt? --
vergesst es, potentielle Akademiker, das koennt ihr euch nicht leisten, wenn
ihr fertigstudieren wollt! Das ist die unmissverstaendliche Botschaft.

So erhaelt man eine "geistige Elite", die funktioniert und das
althergebrachte Gesellschaftsmodell tradiert oder allerhoechstens fuer eine
sich trotzigerweise doch noch wandelnde Gesellschaft adaptiert. Da baut man
eine Schar von Schullehrern, Uniprofessoren, Primaraerzten, Richtern und
Politikern auf, die dafuer sorgen, dass auch in Zukunft Oesterreich
Oesterreich bleibt. "Ganzheitliches Denken", "Interdisziplinaere Forschung",
"Schauen ueber den Tellerrand" etcetera ist gut fuer Sonntagsreden -- in
Wirklichkeit ist sowas unerwuenscht. Zweiter Bildungsweg, Studium als
Erweiterung des Horizonts? Vielleicht sogar in der Pension? Zu was brauch ma
des?

Der Zweck der Studiengebuehren ist also rein Disziplinierung -- denn bei
allem Neoliberalismus ist die OeVP vor allem eines: Eine Partei mit einer
Grundhaltung, die sich seit Kaisers Zeiten nicht geaendert hat. Schuessel
verzichtet auf gar nichts, was er fuer gut haelt, aber lieber wuerde er die
Weisheiten der Chicago-Boys vergessen als sein antirepublikanisches
Weltbild. Gott erhalte!
*Bernhard Redl*


***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin