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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Dezember 2006; 16:22
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Arbeit/Kapitalismus:

> Streik im Bruessler VW-Werk

Die Werksleitung droht mit dem Abbau von 4000 Arbeitsplaetzen

Seit 17. November wird im Bruesseler VW-Werk gestreikt, nachdem die
Geschaeftsleitung die Entlassung von 4000 Arbeitern und die Verlagerung und
Konzentration der Produktion des Golf nach Wolfsburg angekuendigt hatte.
Nach einer kurzen Werksbesetzung wurden die Arbeiter inzwischen ausgesperrt.
Auch das Management hat sich aus dem Werk zurueckgezogen. Die Gewerkschaften
(die Mehrheit ist in der sozialistischen FTGB organisiert) bewachen das Werk
und stellen sicher, dass nichts beschaedigt und nichts abtransportiert wird.
Sie wollen das Werk in einem Zustand erhalten, der die Wiederaufnahme der
Arbeit ermoeglicht. Am 4. Dezember hat das Management von VW in der Presse
angekuendigt, dass das Werk teilweise erhalten bleiben koenne, wenn der
Streik beendet wuerde und die Arbeiter einer Arbeitszeitverlaengerung von
28,8 auf 33 Stunden ohne Lohnausgleich zustimmen. Die Arbeiter glauben
nicht, dass diese Ankuendigung wahrgemacht werden wird. Sie gehen davon aus,
dass VW eine Verlagerung und Konzentration der Produktion des Golf in
Wolfsburg plant, wo die IG Metall in den letzten Tarifverhandlungen der
Arbeitszeitverlaengerung ohne Lohnausgleich zugestimmt hat, um die
Auslastung der deutschen Werke zu verbessern. Im Bruesseler Werk bleibe dann
allein die Produktion des Polo uebrig, wobei langfristig auch fuer die
verbleibenden 1500 Beschaeftigten keine Perspektive gesehen wird. Die
Karosserie des Polo werde in Bratislava gefertigt bei einem Arbeitslohn von
7 Euro die Stunde, waehrend eine Arbeitsstunde im Bruesseler Werk 40 Euro
und eine in Wolfsburg 45 Euro koste. Die Geschaeftsleitung plane in Wahrheit
eine Schliessung des gesamten Werks wegen Streiks der Belegschaft in der
Vergangenheit, aehnlich wie im VW-Werk in Iruna/Pamplona, wo die Produktion
strafhalber abgezogen wurde. Die Arbeiter kritisieren die Schliessungsplaene
auch im Hinblick auf die enorm hohen Subventionierung des Werks durch die
belgische Regierung.

Vom Streik sind indirekt auch die meisten Zulieferbetriebe betroffen. Ein
Teil davon sind ehemalige Teile des Werks, die ausgegliedert wurden und in
denen im Gegensatz zum VW-Werk zahlreiche Arbeitsimmigranten bei schlechten
Arbeitsbedingungen beschaeftigt sind. Insgesamt sind damit 12 000 Menschen
von dem VW-Werk in Bruessel abhaengig.

Die Gewerkschafter gehen davon aus, dass der Streik bis in den Jaenner
hinein andauern wird. obwohl der letzte Lohn Anfang Dezember gezahlt wurde.
Derzeit bekommen die Arbeiter nur noch 25 Euro pro Tag Unterstuetzung aus
der Streikkasse der Gewerkschaft.

Die Werksleitung hat in Aussicht gesellt, dass bei der Annahme der
Arbeitszeitverlaengerung statt der Golf-Produktion ein neuer Audi-Kleinwagen
im Bruesseler Werk gefertigt werden koenne (ab 2008). Dadurch koennten 3000
Arbeitsplaetze erhalten werden. Voraussetzung sei aber die Senkung der
Lohnkosten pro Stunde. Dieses Angebot der Geschaeftsleitung wirft jedoch
einige Fragen auf. Die Stueckzahl des geplanten Audi-Kleinwagens wuerde nur
die Haelfte der derzeitigen Golf-Produktion ersetzen. Ausserdem waere eine
Uebergangsloesung bis zum Start der neuen Audi-Fertigung noetig. Die
Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat sollen heute, am 12.
Dezember fortgesetzt werden. -mp-

Quelle u.a.: http://at.indymedia.org/newswire/display/56112/index.php



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