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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. Dezember 2006; 15:35
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Polizei/Rassismus/Menschenrechte/Prozesse:
> Oh du mein Oesterreich!
Eine Rundschau
In 2 Wochen erreicht so manches die akin-Redaktion. Und weniges davon ist 
erfreulich. Da waere zum Beipiel die Geschichte von P.J., 29jaehriger Inder 
und derzeit noch Assistent an der TU Graz. Eines Nachts in diesem Sommer 
wurde J. mit seinem unbeleuchteten Fahrrad fuenf Meter vor seiner Wohnung 
von Polizisten aufgehalten. Diese forderten ihn auf, den Ausweis zu zeigen. 
J. bietet an, seinen Reisepass aus seiner Wohnung zu holen. Doch dazu kommt 
er nicht mehr, denn der Uni-Assistent findet sich am Boden wieder -- mit 
Pfefferspray in den Augen, veraetzter Haut und angelegten Handschellen. Doch 
damit nicht genug: Die Polizisten fordern im Kampf gegen den Inder 
Verstaerkung an - drei Funkstreifenwagen gegen einen Inder. Im Spital fragt 
der Inder einen begleitenden Polizisten: "Was hab ich falsch gemacht?" Und 
als Antwort habe er bekommen: "Hier in Oesterreich sprechen wir Deutsch." P. 
J. hatte naemlich auf Englisch mit den Polizisten kommuniziert.
Und dies scheint wohl eine Form von Widerstand gegen die Staatgewalt zu 
sein, wenn man nicht im akzentfreien Steirisch spricht, sondern mittels 
fremder Zunge eine Amtshandlung zu vereiteln sucht. Und es kam auch zum 
Prozess, wo die Polizei wie gewohnt aus dem Angeklagten einen Randalierer 
machte. Nicht beamtete Zeugenaussage wurden vom Richter mit Aussagen wie: 
"Es hat Sie nicht zu interessieren, was die Polizei macht!" quittiert. Der 
Prozess endete Mitte November mit einem Schuldspruch. Das Urteil ist nicht 
rechtskraeftig. Ein Verfahren, dass der Beamtshandelte vor dem UVS gegen die 
Polizisten angestrent hat, ist noch nicht abgeschlossen. Seine zukuenftige 
Universitaetskarriere moechte der Inder nunmehr in einem anderen Land 
machen.
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In Kaernten hingegen koennte sowas wohl nie vorkommen. Nein, in Kaernten ist 
die Polizei strikt antifaschistisch -- auf ihre Art. no-racism.net 
berichtet, dass einige antifaschistischen Aktivisten aus St. Veit an der 
Glan wegen fehlender Ausweise auf den naechsten Polizeiposten verfrachtet 
worden waeren. Dort waeren sie abfotografiert und gezwungen worden, ihre 
Hemden auszuziehen und gefragt, ob sie "irgendwo SS-Abzeichen taetowiert" 
haetten. Einer der Antifas haette ein durchgestrichenes Hakenkreuz auf 
seinem Schuh aufgemalt gehabt, welches er in Gegenwart der Bullen haette 
uebermalen muessen. Bei Ungehorsam habe man ihm eine Abnahme des Schuhs 
sowie eine Anzeige wegen nationalsozialistischer Wiederbetaetigung 
angedroht.
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Doch manchmal funktioniert der Rechtsstaat ja doch -- zumindest das kann man 
hier positiv vermerken. Ein Osttiroler Campingplatz-Betreiber muss fuer das 
Anbringen eines rassistischen Verbotsschilds Strafe bezahlen. Dies hat der 
Unabhaengige Verwaltungssenat (UVS) am 22. November 2006 entschieden.
An der Rezeption eines Campingplatzes in Osttirol hing im Sommer 2005 ein 
Schild mit dem Text "Kein Platz fuer Zigeuner - Nessun posto per i gypsies". 
Zwei Urlauber fotografierten die Tafel und liessen die Bilder dem Verein 
"ZARA - Zivilcourage und Antirassismusarbeit" zukommen. Eine Anzeige bei der 
Bezirkshauptmannschaft war die Folge. Die Bezirkshauptmannschaft verhaengte 
eine Strafe von 450 Euro (1090 Euro waere die moegliche Hoechststrafe 
gewesen). Der Taferlaufsteller berief beim UVS, der das Urteil jedoch 
bestaetigte.
Der Campingplatzbetreiber ist nun rechtskraeftig verurteilt. Er moechte aber 
eine Beschwerde beim Verwaltungs- oder Verfassungsgerichtshof erheben.
Ein Schelm, der sagen wollte, der gute Mann haette Polizist werden 
sollen. -br-
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Quellen:
Steiermark:
Standard,
http://www.stmk.gruene.at/themen.php?tid=44205&wo=3&kat=menschenrechte&kid=310
 http://www.stmk.gruene.at/newsletter_menschenrechte1.php
Kaernten:
http://no-racism.net/article/1891
Tirol:
Bizeps, ORF, Standard
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