**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. November 2006; 20:08
**********************************************************
Kommentar der Anderen/Nicaragua:
> Sandinistische Revolution ist Geschichte
Daniel Ortega hat die Wahlen in Nicaragua gewonnen. Damit ist er nicht nur 
der erste Revolutionaer, der sich (1990) samt seinem System abwaehlen liess, 
sondern auch der erste, der ueber die Urnen wieder zurueck kommt. Allerdings 
kann er heute schwerlich das Etikett Revolutionaer fuer sich beanspruchen. 
Ortega ist ein populistischer Machtpolitiker geworden, der die Gesetze der 
politischen Intrige perfekt beherrscht.
Um das Wahlgesetz nach seinen Beduerfnissen masszuschneidern, paktierte 
Ortega mit dem korrupten Ex-Praesidenten Arnoldo Aleman. Alle wichtigen 
Institutionen wurden unter Gefolgsleuten der beiden aufgeteilt: Justiz, 
Wahlrat, Rechnungshof, Bankenaufsicht,... Aleman, der zu 20 Jahren Haft 
verurteilt wurde, geniesst dank Paktes einen lockeren Hausarrest, eine 
Untersuchung gegen Ortega wegen Missbrauchs seiner Stieftocher wurde 
eingestellt. Der Pakt spaltete beide Parteien. Allerdings ging der Riss bei 
den Liberalen tiefer. Ortega konnte den Abgang der staedtischen 
Intellektuellen durch die Oeffnung nach rechts wettmachen. Auf seiner 
Kandidatenliste finden sich ehemalige Konterrevolutionaere. Vizepraesident 
wird der Unternehmer Jaime Morales Carazo, der einst als Sprecher der 
Contras auftrat und in den Kabinetten der liberalen Praesidenten gedient 
hat.
Diese Allianzen koennten noch als Produkt der Versoehnungspolitik 
gerechtfertigt werden. Wie sich Ortega an die reaktionaersten Kreise der 
Katholischen Kirche anbiedert, geht aber auch vielen ueberzeugten Anhaengern 
zu weit. So wurde die Kriminalisierung der therapeutischen Abtreibung, die 
die Bischoefe durchsetzen wollten, auf Initiative der Sandinisten im 
Schnellverfahren durch das Parlament gepeitscht.
Und der versprochene Schwenk in der Agrarpolitik zugunsten der 
existenzgefaehrdeten Kleinbauern klingt wenig glaubwuerdig, wenn ein 
sandinistisches Unternehmen zu Lasten der lokalen Produzenten im grossen 
Stil subventionierten Reis aus den USA importiert. Die Ideale der 
Sandinistischen Revolution, die einst fuer ganz Lateinamerika Signalwirkung 
hatten, sind und bleiben Geschichte.
(Ralf Leonhard/DAZ)
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen 
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht 
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck 
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete 
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von 
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine 
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als 
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann 
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin