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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 7. November 2006; 18:13
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Behinderung/Zeitgeschichte/FPOe:
> Euthanasie von damals und Feingefuehl von heute
Am Mittwoch, den 18. Oktober 2006 fand im Stadttheater Hallein die 
feierliche Eroeffnung der Ausstellung "NS-Euthanasie im Land Salzburg" 
statt. Ein Redner allerdings passte nicht so ganz in die 
Erwartungshaltung...
In der Einladung zur Eroeffnung wurde formuliert: "Waehrend der 
NS-Herrschaft fielen ueber 400 kranke und behinderte Salzburger und 
Salzburgerinnen der Mordaktion, die von den Nationalsozialisten 
zynischerweise als Euthanasie (schoener Tod) bezeichnet wurde, zum Opfer. Es 
war keine ‚Erloesung von einem Leiden'. Allein ihr Abweichen von Normen, ihr 
Aussehen, ihr Verhalten oder ihre Leistungsfaehigkeit setzte sie der 
todbringenden Verfolgung durch das NS-Regime aus. Das Leben der Menschen 
wurde als ‚lebensunwert' bezeichnet. Der Tod dieser Menschen ist ein 
Verlust, nicht nur fuer die Angehoerigen, sondern fuer unsere Gesellschaft 
insgesamt. Ihr Leben waere lebenswert gewesen."
Als Veranstalterin zeichnet die Laube GmbH. verantwortlich. Ihr 
Geschaeftsfuehrer Alois Autischer betonte in seiner Eroeffnungsrede, dass 
das Projekt ohne Unterstuetzung der Menschen, die die Laube in ihrem 
Lebensweg begleitet, nicht moeglich gewesen waere und bedankte sich 
ausdruecklich bei den zu begleitenden Menschen dafuer, dass in der 
Vorbereitungszeit viele Ressourcen in das Projekt fliessen konnten.
Waehrend sich die ZeitzeugInnen Waltraud Haeupl und Walter Thaler auf ihre 
Erfahrungen als Angehoerige von Opfern bezogen, berichtete die 
Kloserschwester Donata Hampel aus dem Leben der Anna Berta Koenigsegg.
Wolfgang Neugebauer (Dokumentationsarchiv des Oesterreichischen Widerstands) 
bezog in seine Darstellungen die Neugruendungen der Parteien in der 
Nachkriegszeit unter Betonung der Formierung ehemaliger 
NationalsozialistInnen mit ein.
Herbert Haupt als Behindertenanwalt
Ein Redner am Podium wurde in der Einladung nicht erwaehnt. Ein Zufall? Es 
handelt sich um den "Behindertenanwalt" Herbert Haupt, Ex-Sozialminister 
fuer den BZOe. Seit 22. November 2005 suchte das Sozialministerium eine 
"Anwaeltin oder einen Anwalt in Gleichbehandlungsfragen", die Ausschreibung 
las sich wie massgeschneidert fuer Herrn Haupt. Eine Vielzahl von 
Bewerberinnen und Bewerbern gab ihre Bewerbung bekannt. Die meisten sind 
selbst "Menschen mit Behinderung" und qualifiziert fuer die 
Behindertenanwaltschaft. Viele von ihnen hatten langjaehrige Erfahrungen mit 
dem Gleichstellungsbereich. Die Entscheidung wurde von Sozialministerin 
Ursula Haubner, ebenfalls BZOe, getroffen. Herr Herbert Haupt, ehemaliges 
Mitglied der FPOe, dann Mitglied des BZOe, ehemaliger Sozialminister, wurde 
von seiner Parteikollegin Ursula Haubner zum Behindertenanwalt ernannt. Ohne 
im Programm der Ausstellungseroeffnung benannt worden zu sein, wurde ihm 
Redezeit zur Verfuegung gestellt.
Wenigstens bezog sich Wolfgang Neugebauer in seiner Rede vorsichtig auf die 
Neugruendung der ‚Partei der ehemaligen Nationalsozialisten'.
Diskussion?
Die Eroeffnung der Ausstellung war planmaessig erfolgreich. Einige 
BesucherInnen zeigten sich verwundert ob des Umstandes, dass es einem 
Mitglied der FPOe/BZOe gelingen konnte, sich und seine Parteistroemungen zu 
repraesentieren. Es wurde kein Platz fuer Diskussionen eingeraeumt. Das Ziel 
der VeranstalterInnen, fuer einen ‚reibungslosen' Ablauf Sorge zu tragen, 
kann als gelungen betrachtet werden.
Eine Ausstellungsbesucherin wagte im Rahmen dieser festlichen Umgebung die 
Frage, ob es denn zulaessig sei, voellig undiskutiert einem Mann am Podium 
einen Platz einzuraeumen, der ob seiner Parteienzugehoerigkeit sich auf die 
Ideologie des Nationalsozialismus beziehend, es wagt, sich zu einem Sprecher 
fuer ‚Menschen mit Behinderung' zu ernennen. Herr Haupt nennt sich 
‚Behindertenanwalt', die Geschichte seiner Parteizugehoerigkeit beginnt nach 
dem zweiten Weltkrieg mit der Begruendung des VdU, des Sammelbeckens der 
ehemaligen NationalsozialistInnen, aus denen sich spaeter die FPOe 
formierte, auf deren ideologischen Standpunkten diese bis in die Gegenwart 
ihre politischen Haltungen aufbaut. Doch die Security war perfekt 
organisiert. Es wurden beruhigende Worte gesprochen. "Wir koennen ueber 
alles reden. NACH der Veranstaltung." Beruhigen Sie sich".
Wir reden ueber die Euthanasie. Die Veranstaltung war wichtig. Die Art, wie 
wir darueber reden, bettet sich ein in ein gesellschaftliches Ganzes. Die 
Art und Weise wie wir darueber reden, schafft und setzt hierarchische 
Strukturiertheit voraus. Sie schafft unsere Lebensbedingungen. Die Botschaft 
der Inszenierung lautete: Bitte lehnen wir uns nicht dagegen auf. Dann 
wuerden wir den Erfolg gefaehrden!
Ruhe und Schweigsamkeit. Die Eroeffnungsveranstaltung "NS-Euthanasie im Land 
Salzburg" ist in diesem Sinne gelungen. Widerstaendige Stimmen wurden 
mundtot gemacht. Theoretisch im Zeichen der Menschenwuerde. Welch ein 
Widersinn.
Rosi Krenn (gek.)
Die Ausstellung wird bis zum 26.11.2006 im Halleiner Keltenmuseum zu sehen 
sein.
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