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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. Oktober 2006; 18:30
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Tuerkei/Oesterreich/Initiativen/Termine:
> Acht Staudaemme im Nationalpark
In der Tuerkei wird der Bau von Staudaemmen unter Beteiligung 
oesterreichischer Unternehmen vorangetrieben. Der bekannteste Fall bezieht 
sich auf den Ilisu-Staudamm (s.a. akin 21/06). Aber nicht nur am Tigris, 
sondern auch im Nationalpark am Fluss Munzur in der Region Tunceli 
(traditioneller Name: Dersim) werden Staudaemme mit oesterreichischer 
Beteiligung gebaut. Konkret sind die Firmen VA Tech und Strabag mit dem 
Bauvorhaben beauftragt. Wie beim Ilisu-Staudamm sind auch in diesem Fall 
oesterreichische Kontrollbank-Kreditgarantien geplant.
Der Nationalpark Munzur in der Tuerkei wurde 1971 geschaffen. Das Gebiet 
umfasst 42.000 Hektar und erstreckt sich entlang des Munzur, eines 
Nebenflusses des Euphrat, bis in eine Hoehe von 3.129 Metern. Der 
Nationalpark ist zwar offiziell geschuetzt, dessen ungeachtet ist seine 
Existenz und seine Qualitaet durch Grossprojekte des tuerkischen Staates 
gefaehrdet.
Auch wirft der Bau von acht Staudaemmen bei einer Flusslaenge von insgesamt 
nur 144 km die Frage nach der Sinnhaftigkeit auf. Nach Expertenmeinung 
koennte der durch diese Projekte erzeugte Strom nur einen Bruchteil des 
Strombedarfes der Region abdecken. Der Bau der Staudaemme drohe jedoch die 
lokale Fauna und Flora zu zerstoeren und vom Aussterben bedrohte Pflanzen- 
und Tierarten wuerden unwiederbringlich ausgerottet, so der Wiener "Natur- 
und Kulturschutzverein Dersim-Tunceli" in einer Aussendung. Vielen 
BewohnerInnen in der Region wuerde durch die Verwirklichung der 
Staudammplaene die Lebensgrundlage entzogen, die Infrastruktur wuerde 
zerstoert.
Die Region Tunceli befindet sich im Osten der Tuerkei und wird vorwiegend 
von alevitischen KurdInnen bewohnt. Um die Jahrhundertwende war die Region 
von Armeniern und von alevitischen Kurden besiedelt. Im Zuge der politischen 
Entwicklungen erfuhr dieser schwer zugaengliche Gebirgskessel eine 
weitgehende Entvoelkerung. Ueberlebende Armenier mussten die Tuerkei 
verlassen und alevitische Kurden liessen sich als zweifach verfolgte 
Minderheit bereitwillig als Gastarbeiter nach Westeuropa anwerben.
Die massive Entvoelkerung hatte aber auch zur Folge, dass sich im Munzurtal 
viele andernorts ausgestorbene oder bedrohte Pflanzen- und Tierarten 
ausbreiten konnten. Um diese Artenvielfalt zu schuetzen, wurde der 
Nationalpark geschaffen.
(Natur- und Kulturschutzverein Dersim-Tunceli / akin)
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Um die Oeffentlichkeit auf diese Problematik aufmerksam zu machen, laedt der 
Natur- und Kulturschutzverein zu einer Veranstaltungsreihe von 3. bis 12. 
November 2006. Den Schwerpunkt dieser Aktivitaeten bilden eine 
Fotoausstellung und eine Podiumsdiskussion.
Fotoausstellung: 3. -12. November 2006 VHS Favoriten, Arthaberplatz 18, 1100 
Wien
Podiumsdiskussion zu Staudammbauten in der Region Tunceli
Samstag 4.November ab 14 Uhr
Mit Johannes Saukel, Universitaet Wien, Experte fuer Systematische Botanik 
und Pharmakognosie; Ilyas Yilmazer, Yuezuencueyil Universitaet, Experte fuer 
Staudaemme; Ulrike Lunacek, Abgeordnete zum Parlament - Die Gruenen; Ali 
Riza Ulucan
Kontakt: Natur- und Kulturschutzverein, Dersim - Tunceli, Tigergasse 38/2, 
1080 Wien; Ilhami Bozkurt, ili_bozkurt@hotmail.com
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