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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Oktober 2006; 18:35
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Bolivien:
> Auseinandersetzungen und Putschgeruechte
16 Tote und 81 Verletzte. Das ist die Bilanz regelrechter Gefechte zwischen 
Minenarbeitern in Huanuni (Dept. Oruro). Sieben Opfer starben durch 
Schussverletzungen. Die Kontrahenten setzten Gewehre und Dynamit ein. 
Viertausend Kooperativenarbeiter standen dabei Tausend Arbeitern der 
staatlichen Minengesellschaft COMIBOL gegenueber.
Ursache des Konflikts ist der Streit um Schuerfrechte am Cerro Posokoni, wo 
sich die reichsten Zinnlagerstaetten des Landes befinden. Seit einer 
Verdoppelung der Zinnpreise ist der Bergbau wieder attraktiv geworden. Viele 
im Zuge der Privatisierung entlassene Minenarbeiter kehren auf eigene Faust 
zu den Bergwerken zurueck.
Nach Aussage des Vizepraesidenten Álvaro García Linera sind bereits 16 
Verhandlungsrunden an der Unnachgiebigkeit der Fraktionen gescheitert. Die 
umstrittene Mine wurde waehrend der Privatisierungen Mitte der 90er Jahre an 
einen britischen Investor verkauft, der seine Rechtspersoenlichkeit 
aenderte, bevor die neue Firma dann Pleite ging. Etliche der 
Kooperativenarbeiter hatten Anteile an dieser Firma erworben und fuehlen 
sich nun geprellt. Die Cooperativistas erwarten sich von der regierenden MAS 
Unterstuetzung und hatten versucht, die Mine zu besetzen. Die Arbeiter der 
staatlichen COMIBOL werden vom Gewerkschaftsbund COB vertreten. Der fordert 
den Kopf verantwortlicher Minister. Die COB, die schon in der Vergangenheit 
als Radikalopposition gegen die Regierung Morales in Erscheinung getreten 
war, erfreut sich auslaendischer Kooperation. Ob letztere oder der Ehrgeiz 
einzelner Funktionaere die radikalen Positionen forciert oder beides, ist 
offen.
Unterdessen war es Ende September in einem Randgebiet des Chapare zu den 
ersten Toten im Rahmen der Zwangsvernichtung von Kokafeldern gekommen. Nach 
Darstellung der Regierung handelte es sich um bewaffneten Widerstand; elf 
Polizisten wurden dabei als Geiseln genommen. Die fraglichen Felder haetten 
sich im Naturschutzgebiet des Parque Carrasco befunden. Die Bauern 
argumentieren, sie seien zu Unrecht behelligt worden. Die Felder laegen in 
den Yungas de Vandiola, einem Gebiet, wo der Kokaanbau legal ist. Solche 
Definitionsschwierigkeiten sind in abgelegenen Gebieten Boliviens keine 
Seltenheit. Um so wichtiger waere es, das umstrittene Drogengesetz No. 1008 
zu reformieren, das eine fragwuerdige Zonifizierung des Kokaanbaus vorsieht. 
Und auch wenn sich die politischen Vorzeichen nun geaendert haben: Die fuer 
die Drogenbekaempfung zustaendigen Einheiten sind alle von den USA 
geschaffen, trainiert und ausgeruestet worden. Sie bestehen nach wie vor 
weiter. Ihnen wurde in der Vergangenheit das Gros der 
Menschenrechtsverletzungen angelastet.
Unterdessen mehren sich Geruechte um angebliche Putschvorbereitungen in 
Kreisen des Militaers, das offiziell bisher loyal hinter der Regierung 
steht. Diese hat ohne Zweifel ein ganzes Buendel von Problemen geerbt, wozu 
auch einige notorisch kompromisslose und gewaltbereit-kaempferische soziale 
Bewegungen gehoeren. Klar ist aber auch: Jede soziale Destabilisierung kaeme 
solchen Putschvorbereitungen natuerlich sehr gelegen.
(Robert Lessmann, Vorabdruck aus Lateinamerika Anders Panorama, Nr.5/2006)
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LATEINAMERIKA ANDERS PANORAMA
Erscheint 5-6/Jahr
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