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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Oktober 2006; 19:37
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Gewerkschaften:
> Siemens: Streik in Sicht
Am 28.September fand im Saal E des Wiener AUSTRIA-Centers eine 
Betriebsversammlung der besonderen Art statt. Etwa 1350 Computer- und 
Softwareexperten von SIEMENS Oesterreich stimmten fuer Kampfmassnahmen, "die 
letzendlich auch einen Streik beinhalten koennen."
Ausgeloest wurde der Konflikt durch das Ansinnen der oesterreichischen 
Unternehmensfuehrung von Siemens PSE, den auf die Entwicklung von 
betriebseigenen Telephonanlagen spezialisierten so genannten Com-E Bereich, 
auszulagern. Seither bangen 200 MitarbeiterInnen um ihren Arbeitsplatz.
Eine besondere Pikanterie des Falles bildet der Umstand, das die Vorsitzende 
von SIEMENS Oesterreich niemand geringerer als Brigitte Ederer ist, die 
ehemalige SPOe Staatssekretaerin fuer Entwicklungszusammenarbeit im Kabinett 
Klima. Das hindert sie aber nicht daran, gegenueber dem Betriebsrat eine 
besonders harte Linie zu fahren: "Das Gesetz sieht eine Mitbestimmung der 
ArbeitnehmerInnen bei der Ausgliederung nicht vor!" lies sie auf Umwegen den 
VertreterInnen des Betriebrats ausrichten.
"Stimmt nicht", sagte der Gewerkschaftsfuehrer Karl Breuer vor der 
Versammlung, der namens der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA dem 
SIEMENS-Personal seine volle Unterstuetzung zusicherte. Ebensowenig scheint 
das von der Unternehmensfuehrung ins Treffen gefuehrte Argument zu stimmen, 
dass die Konzernfuehrung in Deutschland darauf bestanden haette, Com-E im 
Zuge einer weltweiten Umstrukturierung des Telecom-Sektors auszugliedern.
Jedenfalls hat die Unternehmensfuehrung bisher noch keine konkreten Konzepte 
vorgelegt, wie so eine ausgelagerte Com-E-Firma aussehen koennte. "Wir 
werden einen Sozialplan verlangen", meint auch der Betriebsratsvorsitzende 
von SIEMENS-Oesterreich Ataollah Samodani, ein gebuertiger Iraner, der seit 
18 Jahren in der Firma arbeitet. Ihm ist ebenso wie den uebrigen Mitgliedern 
der Versammlung klar, dass die Auslagerung des Com-E Bereichs nur die Spitze 
des Eisbergs einer weit umfassenderen Unternehmensstrategie bildet, der nur 
dadurch Einhalt geboten werden koenne, dass der Druck der ArbeitnehmerInnen 
verstaerkt wird.
"Gemeinsam solidarisch fuer die Erhaltung einer starken PSE!" steht deshalb 
auch auf dem riesigen Transparent geschrieben, das den bis zum letzen Platz 
gefuellten Saal des Austria-Centers schmueckt. Und bei der allgemeinen 
Diskussion zeigte sich, dass die sonst so coolen ComputerexpertInnen auch 
ganz schoen in Rage geraten koennen, wenn es um die Verteidigung ihres 
Arbeitsplatzes geht.
"Uns haben sie eine Reduzierung unserer Loehne und Gehaelter angeboten und 
Deutschland genehmigen sich die die Unternehmer, die bereits jetzt 3 
Millionen Euro im Jahr verdienen eine 30 prozentige Gehaltserhoehung", ruft 
eine Angestellte des SIEMENS-Konzerns in die Menge. Und ein aelterer 
Mitarbeiter sagt: "Wir haben drei Jahre auf unsere Praemien verzichtet; 
dafuer dass die Manager auf falsche Produkte gesetzt haben, koennen wir 
nichts.
In Anbetracht des aufgeheizten Klimas kann man der fuer 10. Oktober 
anberaumten naechsten Verhandlungsrunde des Betriebsrats mit der 
Unternehmensfuehrung von SIEMENS Oesterreich mit Spannung entgegensehen. 
Sollte diese ebenso ergebnislos verlaufen wie die vergangene, soll es zu 
einer Protestversammlung auf dem Betriebsgelaende kommen und, wenn das 
nichts fruchtet, zu einem Streik.
(Leo Gabriel, DAZ/gek.)
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Weiterfuehrende Links:
GPA http://www.gpa.at/servlet/ContentServer?pagename=GPA/Page/Index&n= 
GPA_0.a&cid=1159447118308
Siemens-Forum der IG-Metall Deutschland
http://dialog.igmetall.de/Ansicht.73+M578fa1f722b.0.html
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