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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Oktober 2006; 19:21
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Gewerkschaften:

> Anders als geplant

OeGB-Regionalkonferenz fuer kaempferische Gewerkschaften

Derzeit gibt es in allen Bundeslaendern Regionalkonferenzen des OeGB - offen
fuer alle Mitglieder. Wozu diese Treffen gut sind, ist fraglich. Wie sie
ablaufen haengt von den Anwesenden ab.
Bericht und Kommentar ueber eine Wiener Regionalkonferenz von der
Sozialistischen Linkspartei.

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Die Regionalkonferenz des OeGB in Wien am Donnerstag den 5. Oktober in den
Raeumlichkeiten der GPA verlief nicht ganz so, wie es sich die
OrganisatorInnen vorgestellt hatten. Geplant war - warscheinlich erdacht von
einer sauteuren Beraterfirma - eine reine Dampfablassaktion. In Kleingruppen
sollten die TeilnehmerInnen vorgegebene Fragen diskutieren die im
wesentlichen dem ohnehin bekannten Fragebogen entsprechen.

Diskussion - nicht nach Plan der OeGB-Fuehrung

Aber die anwesenden Gewerkschaftsmitglieder machten deutlich, dass sie mehr
wollen. Gleich zu Anfang brachte Michael Gehmacher, Betriebsrat und
"Aktivist der Plattform fuer kaempferische und demokratische
Gewerkschaften", einen Antrag ein. Er erklaerte, dass die Gewerkschaft nicht
so weitermachen koenne wie bisher, dass eine Regionalkonferenz mehr als nur
Diskussionen bringen muesse - naemlich konkrete Vorschlaege und Beschluesse.
Der OeGB-Moderator versuchte sich lange um die Frage einer Abstimmung
herumzudruecken aber die Reaktionen der Mehrheit der anwesenden
Gewerkschaftsmitglieder waren eindeutig: Man wollte nicht nur Vorschlaege
auf ein paar Flip-Charts schreiben und Punkte zu vorgefertigten Fragen
kleben, die dann von "ExpertInnen evaluiert" wuerden - man wollte selbst
aktiver Teil der Neugestaltung des OeGB sein.

Die Diskussionen in den Arbeitsgruppen drehten sich dann auch rund um
Fragen: Wie kann der OeGB kuenftig erfolgreiche Streiks organisieren? Wie
kann eine kaempferische Kampagne zur Arbeitszeitverkuerzung organisiert
werden? Wieviel sollen GewerkschaftsfunktionaerInnen verdienen? Wie muessen
die Gewerkschaftsstrukturen aussehen, damit die Mitgliedschaft entscheidet
und nicht eine duenne FunktionaerInnenschicht?

Antrag beschlossen

Im Anschluss wurde der am Anfang der Regionalkonferenz vorgestellte Antrag
zur Abstimmung gebracht. Der Antrag umfasste folgende Punkte:


ANTRAG

Die 1,3 Millionen Gewerkschaftsmitglieder muessen wirklich entscheiden!

Am kommenden OeGB-Kongress koennen nur sehr wenige Gewerkschaftsmitglieder
mitentscheiden. Damit moeglichst viele Mitglieder nicht nur in den
Diskussions- sondern auch den Entscheidungsprozess eingebunden sind,
schlagen wir der heutigen Regionalkonferenz vor, folgende Punkte zu
beschliessen:

* Urabstimmung und BetriebsraetInnenkonferenzen: Bei wichtigen Fragen (zB.
KV-Verhandlungen) muessen die Ziele auf BR-Konferenzen erarbeitet und
beschlossen und die Ergebnisse durch Urabstimmung legitimiert sein.

* Jederzeitige Waehl- und Abwaehlbarkeit der FunktionaerInnen:
Spitzenfunktionaere muessen von den betroffenen Mitgliedern direkt gewaehlt
werden. Delegierte zu Kongressen sollen auf Betriebs- und
Regionalkonferenzen direkt gewaehlt werden. Es muss moeglich sein
FunktionaerInnen abzuwaehlen.

* Durchschnittslohn fuer FunktionaerInnen: Kein GewerkschaftsfunktionaerIn
soll mehr verdienen, als die Mitglieder die er/sie vertritt.
FunktionaerInnen sollen den Durchschnitt des KVs in ihrem Bereich verdienen.

* Kaempferischer Kurs statt Sozialpartnerschaft: Die Gewerkschaftspolitik
muss sich an den Mitglieder- und nicht an Wirtschaftsinteressen orientieren.


65% der Anwesenden stimmten fuer den Antrag, 22% dagegen, 13% enthielten
sich (mehrheitlich weil sie gegen die Forderung nach Durchschnittslohn
waren - nicht gegen einen kaempferischeren Kurs).

Die TeilnehmerInnen verliesen diese Regionalkonferenz mit einem lachenden
und einem weinenden Auge: die geringe TeilnehmerInnenzahl zeigt, das sich
viele Gewerkschaftsmitglieder gar nicht erwarten, Einfluss nehmen zu
koennen. Das "Design" der Veranstaltung hat diese Befuechtungen rundum
bestaetigt. Es hat sich aber auch gezeigt, dass GewerkschaftsaktivistInnen
nicht mehr einfach ueber sich drueberfahren lassen. Es waren junge und
aeltere Gewerkschaftsmitglieder gemeinsam aus verschiedenen
Fachgewerkschaften, die gegen den Willen der GewerkschaftsfunktionaerInnen
ihre Ideen eingebracht haben. Das ist die Zukunft der Gewerkschaft, wenn sie
wieder zu einer Kampforganisation werden soll. (gekuerzt)

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Quelle: SLP-Homepage

http://slp.at/index.php/artikel/1/?&cHash=a651f1b6e6&tx_ttnews[tt_news]=1672


Diskussionsforen abseits vom OeGB:

http://www.labournetaustria.at/initiative.htm
Initiative "OeGB in die Haende der Mitglieder"

http://www.gewerkschaftsplattform.org
SLP-nahe "Plattform fuer kaempferische und demokratische Gewerkschaften"
Naechstes Treffen in Wien: Dienstag 17.10.06. um 19h, Zypresse,
Westbahnstrasse 35a, 1070 Wien



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