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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Oktober 2006; 19:17
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Kapital/Niederoesterreich:
> EVN vor Mehrheitsprivatisierung?
Wie die OeVP das oeffentliche Eigentum absicherte
"Von den Anteilsrechten an der EVN AG muessen mindestens 51 vH im Eigentum 
des Landes Niederoesterreich stehen. Diese Anteilsrechte sind entweder 
direkt vom Land Niederoesterreich oder indirekt ueber Gesellschaften, an 
denen das Land Niederoesterreich mit 100 vH beteiligt ist, zu halten." So 
haetten es die Gruenen gerne in der Niederoesterreichischen Landesverfassung 
gelesen -- knapp und unmissverstaendlich.
So wurde es aber letzten Donnerstag nicht beschlossen. Denn zwar behaupteten 
OeVP und SPOe immer, sie wollten ein Mehrheitseigentum des Landes an der 
Energiversorgung Niederoesterreich (EVN) absichern, doch deren eigener 
Verfassungsgesetzesentwurf lautete etwas anders. In vollkommen verquastem 
Amtsdeutsch wurde beschlossen, dass die EVN lediglich zu 51% im Besitz der 
Landesbeteiligungsholding zu verbleiben habe. Und dass die 
Landesbeteiligungsholding zu 51% im Besitz der NOe Holding zu verbleiben 
habe. Und die NOe Holding zu 51% im Besitz des Landes Niederoesterreich zu 
verbleiben habe. Alles klar?
Die Gruenen im NOe Landtag rechneten nach und stellten fest, dass diese 
Holdingkonstruktion (2004 gebildet, um steuerliche Vorteile der 
Gruppenbesteuerung fuer das Land lukrieren zu koennen) mittels dieses 
Verfassungsgesetzes dafuer verwendet werden kann, 86,7% der EVN-Anteile zu 
verhoekern. Ausserdem koenne dieses Verfassungsgesetz in seinen windigen 
Formulierungen auch so interpretiert werden, dass damit der Regierung fuer 
den Verkauf eine Vollmacht erteilt wuerde ohne den Landtag konsultieren zu 
muessen. Und da es ein Verfassungsgesetz ist, das nur mit 
Zweidrittel-Mehrheit aufzuheben waere, faehrt die Eisenbahn auch dann 
drueber, sollten die Schwarzen wieder ihre absolute Mehrheit im Landtag 
verlieren -- ein juristisches Kabinettsstueckerl aus dem Hause OeVP mit 
freundlicher Assistenz der SPOe.
Daher schrieen die Gruenen noch kurz vor der Abstimmung "Feuer", doch fuer 
eine oeffentliche Diskussion war es schon zu spaet.
Rechtliche Vorsorge
Noch steht den Verkaufsabsichten aber ein Bundesverfassungsgesetz ueber den 
Behalt von Mehrheiten von Energieversorgungsunternehmen entgegen -- denn das 
Landesverfassungsgesetz wurde ja vorgeblich gerade deswegen vorbereitet, um 
bei einer Aufhebung dieses Bundesverfassungsgesetzes eine zusaetzliche 
Sicherheit einzubauen. Jetzt sieht es aber so aus, als ob die 
Landesregierung beim Fall des Bundesverfassungsgesetzes geruestet sein 
wollte, um gleich in Verkaufsverhandlungen gehen zu koennen.
Aggressiver Atomkonzern auf dem Sprung
Interessant ist dabei auch ein Kommentar des sich als 
"Generalbevollmaechtigten" der EnBW (Energie-Baden-Wuerttemberg) 
bezeichnenden Amir Goreishi in "News" (39/06, S.79), wo dieser Herr 
einerseits feststellt, dass die EnBW nun schon 35% an der EVN halten und 
andererseits offen mitteilt, dass sie noch mehr wollen: "Wir wuerden bei der 
EVN gerne zusaetzliche Anteile erwerben". Dazu muss man nur noch erwaehnen, 
dass EnBW bekannt ist fuer ihre aggressive Erwerbspolitik und vom 
franzoesischen Atomgrosskonzern Électricité de France kontrolliert wird, und 
es ergibt sich ein wenig schoenes Bild.
Die EVN ist ja auch nicht irgendein Unternehmen, gehoert sie doch bei 
Elektrizitaet, Gas, Muellverbrennung, Waermeerzeugung und Wasserversorgung 
zu den groessten Playern in Oesterreich. Die EVN bezeichnet sich auf ihrer 
Homepage selbst als "fuehrendes oesterreichisches Energie- und 
Infrastrukturunternehmen" und das stimmt auch. Der Marktwert betraegt (laut 
"Presse" 2.10.05) derzeit 3,1 Milliarden. Euro. Die EVN hat als einzige 
oesterreichische E-Gesellschaft auch direkte Auslandsinvestitionen (in 
Bulgarien und Mazedonien) getaetigt. (DAZ/akin)
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Weitere Infos:
Wikipedia ueber EnBW: http://de.wikipedia.org/wiki/EnBW
Aussendung der Gruenen ueber ihren Abaenderungsantrag
http://niederoesterreich.gruene.at/wirtschaft/artikel/lesen/10138/
Aussendung der Gruenen ueber die Holdingkonstrunktion
http://niederoesterreich.gruene.at/wirtschaft/artikel/lesen/10186/
EVN-Beteiligungen: http://www.evn.at/evngruppe/tochterunternehmen.asp
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