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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. September 2006; 16:59
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Nachruf:
> Walter Lauber ist tot
Es gibt nur wenige Menschen, die, ohne es zu wissen oder zu wollen, das 
Leben anderer entscheidend praegen. Zu diesen besonderen Menschen zaehlte 
Walter, der nicht nur mich, sondern viele meiner Generation durch sein 
Wirken beeinflusste. Vor vielen Jahren lernte ich ihn als Betriebsrat der 
Fa. Express kennen, bei der meine Mutter beschaeftigt war. So manche 
vorbildliche soziale Errungenschaft , die diesen Betrieb auszeichnete, war 
dem Engagement Walters zuzuschreiben. Aber sein Wirken beschraenkte sich 
schon damals nicht nur auf seine betriebliche Taetigkeiten, sondern er war 
sowohl in der Kommunistischen Partei, der er sich zugehoerig fuehlte, als 
auch in der Gewerkschaft aktiv. Das allein waere ausreichend, sich seiner 
Aktivitaeten zu erinnern, doch viel beeindruckender war, mit welchem Geist 
er sich diesen Aufgaben stellte. Solidaritaet, sich Sorgen machen um seine 
KollegInnen, Menschlichkeit, Guete und Verstaendnis fuer menschliche 
Schwaechen zeichneten ihn aus. Die Einheit zwischen Theorie und Praxis war 
fuer ihn unverzichtbar. "Wasser predigen und Wein trinken" war fuer ihn 
inakzeptabel.
Als 1968 russische Panzer "den Sozialismus mit menschlichen Antlitz" in der 
Tschechoslowakei niederwalzten, erhob er laut seine Stimme gegen dieses 
Verbrechen und konsequenterweise verliess er die KPOe.
So wurde er einer der ersten in der Gewerkschaftsbewegung, die fuer die 
Autonomie der Gewerkschaften von der Partei kaempften. Er urgierte in seiner 
Gewerkschaft, der GPA, und bei den Handelsangestellten Demokratisierung und 
Transparenz. Uebrigens: die Gewerkschaften haetten sich viel Leid erspart, 
haetten sie auf ihn gehoert, anstatt ihn zu ignorieren bzw. seine Kritik als 
gewerkschaftsschaedigend zu diffamieren.
Er war auch einer jener kritischen und linken Gewerkschafter, die erkannt 
hatten, dass soziale Gerechtigkeit nur dann langfristig erzielbar ist, wenn 
es gelingt, in Frieden und in einer heilen Umwelt zu ueberleben. Daher war 
es selbstverstaendlich, dass er in der Ostermarsch- und in der 
Friedensbewegung aktiv beteiligt war. Gegen den Widerstand und das 
Unverstaendnis vieler seiner Kollegen begann er sich mit der Frage der 
Atomkraftwerke auseinander zu setzen und erkannte, dass AKW und Atombomben 
gefaehrliche Zwillinge seien. Er war der Initiator der Initiative 
"Gewerkschafter gegen AKW" und unter anderem ist es ihm zu verdanken, dass 
es auch innerhalb der seinerzeitigen GE zu einer Neuorientierung auf die 
Alternativ- und Oekologiebewegung kam. Er war dem "Neuen" stets 
aufgeschlossen, aber er uebernahm nicht alles unkritisch. Bei den "Gruenen" 
war er einer derjenigen, die immer wieder darauf verwiesen, dass die 
Probleme der Arbeitswelt, dass die soziale Frage von immenser Bedeutung 
sind. gewerkschaftsfeindlichen Tendenzen trat er immer wieder bewusst 
entgegen, auch wenn er wusste, dass so manche Kritik am OeGB mehr als 
berechtigt war.
In all dieser Zeit war Walter sowohl in der GPA als auch in der GE aktiv. In 
unzaehligen Sitzungen und in persoenlichen Gespraechen versuchte er jene 
KollegInnen, die an der Sinnhaftigkeit unserer Taetigkeit zu zweifeln 
begannen, die resignieren wollten angesichts der Uebermacht des Sumpertums 
in unserem Land, aufzubauen und ihnen Mut zuzusprechen. Er war ueberzeugt, 
dass es sich lohnte, gegen Faschismus und Rassismus aufzutreten, dass es 
sich lohnte, fuer Demokratie und Selbstbestimmung der Menschen zu 
engagieren. Mit seinem Handeln hat er bewiesen, dass es noch immer Menschen 
gibt, die den Herrschenden und Etablierten in dieser Welt zeigen: "MICH HABT 
IHR NICHT VEREINNAHMT UND MUNDTOT GEMACHT"
Dafuer danken wir ihm!
*Schani Margulies*
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