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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. September 2006; 15:40
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Kapitalismus/Globalisierung:
> Warnhinweis: Made in China
Derzeit laeuft unter grossem medialen Interresse "China Blue" in Oesterreich
im Kino, ein Film ueber die chinesische Textilindustrie: In extremen Faellen
gilt die 7-Tage-Woche und der 17-Stunden-Tag -- ein Standortvorteil der
"Volksrepublik". Aber wie kam es dazu? Und was bedeutet das fuer die
Produktion hierzulande?
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Mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 9,5% pro Jahr -- seit
1978 -- ist China die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Welt. Dieses
konstante und starke Wachstum verdankt China zum Grossteil den
auslaendischen Direktinvestitionen und Joint Ventures. Von der rasanten
Entwicklung der Wirtschaft profitierten nur wenige Provinzen, primaer
dieRegionen an der Kueste mit Anschluss an Hafengebiete. Das Hinterland
blieb unterentwickelt. Die ungleiche Entwicklung zwingt ueber 120 Millionen
Menschen ihre laendliche Heimat zuverlassen. Diese WanderarbeiterInnen sind
flexible Arbeitskraefte, ueber die die chinesische Wirtschaft verfuegen
kann. Die groessten Nachtteile durch die Oeffnung des Landes ergaben sich
fuer Bauern und Angestellte, sowie ArbeiterInnen von staatlichen Betrieben.
Diese werden zunehmend geschlossen, da sie mit der Privatwirtschaft nicht
mithalten koennen.
In China sterben taeglich rund 350 Menschen auf Grund von Arbeitsunfaellen.
Ueber 80 ArbeiterInnen erleiden taeglich Verstuemmelungen an der Hand durch
die Arbeit an nicht ausreichend gesicherten Maschinen. Neun von zehn
chinesischen Herstellern missachten nicht nur die internationalen
Kernarbeitsnormen, sondern auch Chinas eigene Arbeitsgesetze. So schreibt
das chinesische Arbeitsrecht eine taegliche Arbeitszeit von acht Stunden
vor, tatsaechlich sind die ArbeiterInnen 14 Stunden und mehr in den Fabriken
beschaeftigt. Die ArbeiterInnen produzieren sieben Tage die Woche Waren fuer
den Export, obwohl ein freier Tag vorgeschrieben waere. Die monatlichen
Ueberstunden sind sieben Mal hoeher als das vom Gesetzgeber definierte
Maximum von 36 Stunden. Trotz der ueberlangen Arbeitszeiten bekommen die
Beschaeftigten ein Gehalt unter dem Mindestlohn ausbezahlt. In der
Sonderwirtschaftszone Shenzhen waere ein Gehalt in der Hoehe von 700 yuan
(70 Euro) gesetzlich vorgesehen, effektiv bekommen die ArbeiterInnen 500
yuan (50 Euro). Insbesondere die Provinzregierungen sind primaer am
wirtschaftlichen Wachstum interessiert. Die Lage der ArbeiterInnen ist
zweitrangig.
Nicht nur die Regierung traegt Verantwortung fuer die schlechten
Arbeitsbedingungen. Besonders der Druck der westlichen Konzerne zwingt die
Zulieferbetriebe in China ihre ArbeiterInnen bis 3 Uhr in der Frueh arbeiten
zu lassen.
China als Produktionsstandort
Seit dem WTO Beitritt Chinas 2001 sind die Exporte staerker gestiegen, als
die Importe. Die Folge davon sind Handelsueberschuesse, aus denen wiederum
in die Wirtschaft investiert wird. China exportiert zu 91% Industriewaren
(v.a. arbeitsintensive Produkte wie Textilien, Bekleidung, Maschinen,
Elektro- und Elektroniktechnik, etc.) und zu 9% Rohstoffe. China versorgt
die Welt mit Industrieprodukten und wird trotzdem als "Entwicklungsland"
definiert. US-amerikanische und europaeischeUnternehmen verlagern ihre
Produktionsstandorte zunehmend nach Asien und vor allem nach China. Die so
genannten Standortvorteile sind:
* Niedrige Lohnkosten
* Gute Qualitaet der Arbeit bzw. der hergestellten Produkte
* Niedrige Baukosten
* Geringe Regulierung des Arbeitsmarktes und schwache Gewerkschaften
* Geringe Umweltauflagen
* Niedrige Sozialstandards
* Niedrige Steuern; Beguenstigungen fuer auslaendische Investoren
* Naehe zu anderen dynamischen Wirtschaftsraeumen (USA, asiatische
Schwellenlaender)
Abbau der Grenzen
Zum Schutz der Maerkte der Industrielaender wurden Handelsbeschraenkungen
fuer Textilien durch das Multifaserabkommen institutionalisiert. Seit Anfang
der 1990er Jahre werden diese Einschraenkungen des Handels durch das
Welttextilabkommen kontinuierlich abgebaut. Die Folge davon ist, dass sich
die oesterreichische Textil- und Bekleidungsindustrie und ihre Zulieferer
zunehmend internationaler Konkurrenz stellen muessen. Mit Anfang 2005 sind
vorerst alle Quotenregelungen ausgelaufen, was eine verstaerkte
Liberalisierung des Textil- und Bekleidungsmarktes bedeutet. Innerhalb
weniger Monate stiegen die Exporte von T-Shirts aus China um 500%, die von
Schuhen um 700% und die Preise sind um bis zu 75% gefallen. Die EU hat
daraufhin mit der VR China eine erneute Quotenregelung vereinbart. Nun hat
die EU Zeit, sich bis 2007 an die neuen Handelsbedingungen anzupassen. Das
Problem wurde zeitlich verschoben, aber nicht geloest.
Schon heute stammen weltweit 20% aller Textilexporte aus China. Bis 2010
soll der Anteil auf 50% steigen. Durch die Standortvorteile Chinas und den
zu erwartenden endgueltigen Fall der Quotenregelungen wird mit einer
Abwanderung der Bekleidungsindustrie aus Europa, Lateinamerika, Karibik,
Afrika und den USA gerechnet. Weltweit sind 30 Millionen Arbeitsplaetze
inGefahr.
Europas Beziehungen zu Asien
1996 wurde das Asia-Europe-Meeting (ASEM) einberufen. Das erste Treffen fand
1996 auf Initiative Singapurs in Bangkok statt. Seitdem wird der Gipfel alle
zwei Jahre, abwechselnd in Asien und Europa abgehalten -- 1998 in London,
2000 in Seoul, 2002 in Kopenhagen, 2004 in Hanoi. Das sechste Treffen gab es
vorletztes Wochenende (10.--11.9.) in Helsinki. Zusammengetroffen sind 25
EU-Mitgliedslaender und 13 Staaten aus Asien. Kuenftig soll sich der ASEM
Gipfel um sechs weitere Mitglieder erweitern (u.a. Bulgarien, Rumaenien,
Indien). Insgesamt repraesentieren sie derzeit 40% der Weltbevoelkerung und
mehr als die Haelfte des Welthandelsaufkommens. Das Treffen gleicht einem
Dialog. Es werden lediglich unverbindliche Vereinbarungen in den Bereichen
Wirtschaft, Politik, Bildung, Kultur, Umwelt und Klimaschutz getroffen.
Oesterreich und China
Die Importe aus China nach Oesterreich sind hoeher als die Exporte. 40% der
Importe betreffen Fertigwaren (Bekleidung, Lederwaren, Schuhe, etc.) und 42%
Maschinen und Fahrzeuge. Oesterreichische Firmen haben, im Unterschied zu
anderen EU-Laendern, sehr wenig in China investiert, obwohl die
Investitionen von Jahr zu Jahr steigen. 2005 waren ueber 240
oesterreichische Betriebe aus diversen Branchen in China taetig. Zuletzt
waren die ArbeiterInnen der kaerntnerischen Ara Shoes GmbH in Feldkirchen
betroffen. Wo 1990 noch 900 ArbeiterInnen beschaeftigt waren, werden Ende
September 2006 die letzten 170 MitarbeiterInnen gekuendigt. Die
Aufrechterhaltung der Produktion in Oesterreich ist aufgrund des Preisdrucks
nicht mehr rentabel. (Clean Clothes Kampagne/bearb.)
Quellen:
http://www.oneworld.at/cck/start.asp?showmenu=yes&fr=&b=31&ID=11730
http://www.oneworld.at/cck/start.asp?showmenu=yes&fr=&b=31&ID=11742
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