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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Juni 2006; 17:22
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OeGB/Glosse:
> Die SPOe - eine grosse Partei
Teil-Chronologie eines grauslichen Unterganges
Mehr kann man wirklich nicht tun: 40 fuehrende Gewerkschaftsfunktionaere 
haben sich an diesem Wochenende zu einer Klausur getroffen. Die Themen waren 
selbstredend noch weitere Einsparungen und vor allem Fusionierungen 
innerhalb des OeGB. Dieser Auftritt war aber laut OeGB keinesfalls ein 
Anlasstreffen aufgrund der allerletzten Ereignisse, sondern nur der letzten, 
und der war schon seit Wochen geplant. Hoch zufrieden ist bis jetzt nur der 
GOeD (Gewerkschaft Oeffentlicher Dienst), denn als eines der Ergebnisse 
dieser Klausur ist mehr Finanzautonomie fuer die Einzelgewerkschaften - und 
damit natuerlich auch fuer den GOeD - herausgekommen. Darueber hinaus 
duerften schon zwei grosse Einsparungsmassnahmen fix sein: Der Verkauf der 
OeGB-Zentrale am Wiener Ring und die Nicht-Nachbesetzung ausscheidender 
OeGB-MitarbeiterInnen. Immerhin muessen insgesamt 70 Mill. Euro eingespart 
werden. All dies wurde vom OeGB schon mehrmals angekuendigt. Ganz 
funkelnagelneu ist hingegen die Gehaltsobergrenze fuer OeGB-Mitarbeiter und 
Funktionaere: "Maximal 140 Prozent eines Abgeordnetensalaers, in Zahlen 
derzeit 10.800 Euro monatlich. Eine Idee, die das Image staerkt, aber den 
OeGB nicht wirklich aus den Schulden reissen wird -- auf Nachfrage hiess es 
im OeGB, es gebe eine Handvoll Mitarbeiter, die das betreffen koennte. Die 
Grenze von 10.800 Euro koennte auch noch sinken, meint OeGB-Chef Rudolf 
Hundstorfer."
Nichts Genaues will der OeGB-Chef ueber die Causa Gusenbauer-OeGB 
verlautbaren. Klar ist nur, dass Hundstorfer nach der Klausur verlangte, 
Gewerkschaftsfunktionaere sollten in allen gesetzgebenden Koerperschaften 
vertreten sein. Fuer Gusenbauer stellte sich dieses Verlangen natuerlich als 
ein rotes Tuch dar, denn er will bekanntermassen weder die 
Gewerkschaftsvorsitzenden noch den jeweiligen OeGB-Praesidenten mehr im 
Parlamentsklub sehen. Jetzt sollen als belebende Massnahmen weitere Ideen 
auf weiteren Konferenzen in den Bundeslaendern eingeholt werden, auch ueber 
Frageboegen in der OeGB-Zeitschrift und uebers Internet. "Ob der Reformzug 
nach dem Passieren dieser Weichen nun schnell genug faehrt, werden die 
Arbeitnehmer beurteilen: Indem sie ihrer Gewerkschaft den Ruecken kehren 
oder auch nicht, und in dem OeGB verstaerkt neue Mitglieder beitreten --  
oder auch nicht. Die Werbung von neuen Mitgliedern sei oberste Prioritaet, 
sagte Rudolf Hundstorfer" (ORF-Journale 25. und 26. Juni 2006).
In der ORF-Sendung 'Offen gesagt' am Sonntag, 25.06.06, fuehlt sich der 
Eisenbahner-Gewerkschafter Haberzettel "sehr schlecht". Nach dem Beschluss, 
Spitzengewerkschaftern kein Mandat mehr zuzugestehen, will der 
Eisenbahner-Chef kuenftig oeffentlich die Parteispitze kritisieren, denn 
"man geht in einer Familie miteinander nicht so um". Die Vorschlaege 
bezueglich Strukturreform, Finanzen und Personalia sind fuer Haberzettl 
"Harakiri mit Anlauf". Abgesehen davon sei Rudolf Hundstorfer als 
Dauerloesung an der OeGB-Spitze "nicht unbedingt geeignet". Der 
geschaeftsfuehrende SPOe- Klubobmann Josef Cap verteidigte hindessen 
weiterhin den Beschluss seiner Partei, wonach kuenftig der OeGB-Praesident 
und die Vorsitzenden von Teilgewerkschaften kein Mandat im Nationalrat 
innehaben sollen. Diese Funktionaere werden laut Cap in Zukunft "sehr viel 
zu tun haben und sehr beschaeftigt sein bei der Reform des OeGB". Es 
beduerfe hier einer "Konzentration der Kraefte". Daher sei eine klare 
Trennung notwendig, auch um einen "Konflikt der Loyalitaeten" zu verhindern. 
Jedenfalls sollte man nicht "zu viele Funktionen und Aemter haben", meinte 
der SPOe-Klubchef. Der Politologe Emmerich Talos plaedierte fuer eine 
Trennung der Funktionen in Gewerkschaft und im Nationalrat. Es gebe hier 
eine Unvereinbarkeit. "Das ist schlicht ein Glaubwuerdigkeitsproblem", 
meinte er. Die Handlungsfaehigkeit von Gewerkschaftern sei groesser, wenn 
sie nicht im Parlament vertreten sind.
Nun stellt sich eine Frage, die leicht beantwortet werden kann: Ist es nicht 
eine demuetigende Schwaechung der Gewerkschaften, wenn ihnen von Gusenbauer 
lapidar mitgeteilt wird, sie haetten doch genug zu tun und muessten 
keinesfalls die Zeit im Nationalrat versitzen? Sie ist es, denn was tut 
Gusenbauer: er versucht mit unnoetigen Kraftakten, sein halbwegs 
funktionierendes Team auf die Wahlen auszurichten, spaltet es jedoch. Seine 
Aktion sind unnoetig wie ein Kropf. Er kann keinesfalls sicher sein, wie 
sich Teile der Partei, der er mit sturer und ausschliesslicher Sicht auf die 
Wahlen autoritaere Strukturen verpasst, schlussendlich verhaelt. Und 
schliesslich ist Gusenbauer sowohl in seiner Partei als auch bei den 
WaehlerInnen keinesfalls unglaublich beliebt. Man wuerde ihn halt vielleicht 
waehlen, um Schlimmeres zu vermeiden. Er sollte es unterlassen, den grossen 
Mann der SPOe zu spielen, dafuer sind ihm die Schuhe von Kreisky zu gross.
*Fritz Pletzl*
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