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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. Juni 2006; 17:37
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Glosse/Gruene:
> Wenn nur der Wald nicht stirbt
Es begann alles mit dem Scheitern der Gusenbauer-SPOe. Nach und nach 
verstrickten sich die Genossen in einem engen Netzwerk, worin der rote Filz 
zum System erhoben wurde. Die SPOe verlor die letzte Wirtschaftskompetenz, 
andererseits sorgte der ehemalige BAWAG-Aufsichtsratsvorsitzende und heutige 
AK-Praesident Tumpel dafuer, dass freizuegigst Penthaeuser und 
Luxuseinrichtungen genehmigt wurden -- fuer Elser, Floettl und Verzetnitsch. 
Keine Frage, die SPOe-Spitzenfunktionaere verrieten nicht zum ersten Mal die 
Arbeitnehmerinteressen. Tumpel tat dies alles mit den Worten "Es ist nichts 
passiert" ab. Aber was sollen sich Arbeitnehmer von einem AK-Praesidenten 
denken, der hochspekulative ,Heuschreckengeschaefte' genehmigt und 
hochbezahlten Managern suendteure Penthaeuser samt Luxuseinrichtungen 
ueberlaesst? Die Gruenen kritisierten waehrenddessen die BZOe und FPOe fuer 
ihre Auslaenderpolitik. SPOe, BZOe und FPOe betrachten die Auftritte Van der 
Bellens als Anbiederung an die OeVP. Dieser betonte aber, dass sich das 
buergerliche Waehlerreservoir gerade fuer die Gruenen oeffnen wuerde, und so 
praesentierte Van der Bellen seine Partei als Alternative fuer enttaeuschte 
OeVP-Waehler. Die Gruenen seien fuer diese Wahl ,geradezu die einzig 
waehlbare Partei' und ausserdem die einzig verbliebene ,vernuenftige'. Das 
war vor den Wahlen.
Wir schreiben gerade an einem Tag im Winter 2006. Van der Bellen hat leider, 
leider nicht anders koennen, als mit Schuessel eine Koalition einzugehen. 
Endlich Macht und endlich an der Regierung. ,Es war einfach zu verlockend, 
Freunde', und ,wir werden beweisen, dass die Gruenen durchaus 
regierungsfaehig sind', sagte er auch noch. Inzwischen tut sich rundherum 
recht viel. Die OeVP-Riege ist zwar dieselbe geblieben, aber Van der Bellen 
freut sich ueber den schoenen, neuen Titel: ,Bundesminister fuer Umwelt, 
insbesonders Wald- und Forstschutz'. Er ist jetzt ausserdem Vizekanzler, 
sitzt in einem riesigen Ministerium und kontrolliert von dort die 
Geschehnisse -- ja, vorzugsweise die im Wald. Nach einigem Zoegern haben 
auch die restlichen Gruenen bis auf Karl Oellinger und Freunde diese 
wichtigen Kompetenzen erkannt, denn sie sind alle im Ministerium 
untergekommen. Zu ihrer grossen Freude faehrt sogar der Bundeskanzler 
manchmal vorbei -- da duerfen ihm alle zuwinken. Es ist eine gute Zeit 
angebrochen. Das gilt natuerlich auch fuer die Wirtschaft. Bisher ist es 
doch so verlaufen: muehsamste Kollektivverhandlungen, grosse Aufregungen und 
wirtschaftsfeindliche Ergebnisse. Da konnte nichts ,aufbluehen', rein gar 
nichts. Das ist jetzt anders. Kurz nach den Wahlen wurden -- natuerlich 
einstimmig -- das Gesetz fuer Betriebsvereinbarungen beschlossen. Das 
heisst: Gewerkschaften und alle Miesmacher raus, vernuentiges Denken rein in 
die Betriebe.
Selbstredend zoegerte auch Van der Bellen als Wirtschaftsprofessor nicht 
lange, mit den wirtschaftsfeindlichen Massnahmen aus den Urzeiten roter 
Kumpanei Schluss zu machen. Jetzt ist in den Betrieben alles so freundlich 
zueinander -- und vor allem zum Chef. Frueher sagte jeder zu jedem nur: 
,guten Tag', und die Atmosphaere war durch die anonymen Forderungen der 
Roten vergiftet. Heute springen die Angestelten zur Tuer, wenn jemand von 
der Firmenleitung erscheint -- dieser entscheidet naemlich auch bei der 
naechsten Betriebsvereinbarung ueber das Gehalt. Es ist alles viel netter 
geworden. So kuemmerte sich frueher kaum jemand, ob die mit Recht 
stattlichen Autos der Betriebsleitung oder gar des Chefs schmutzig waren. 
Heute -- ja heute steht die halbe Firma noch vor Arbeitsbeginn mit 
Putzmaterial bereit, um der Geschaeftsleitung eine Freude zu bereiten. Der 
lang ersehnte Wirtschaftskurs hat sich inzwischen so gut bewaehrt, dass die 
Chefitaeten selbst ueber die Ausschuettung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld 
entscheiden koennen. Das geht ganz einfach und klappt vorzueglich: bei gutem 
Verhalten werden Praemien ausgeschuettet, bei unbotmaessiger oder 
schlampiger Vorgehensweise gibt es weniger Gehalt. Ab und zu schaut Van der 
Bellen beim Portier von BK Schuessel vorbei, um fuer Freunde 
Verguenstigungen zu erbitten. Diese werden ihm dann meistens gewaehrt, um 
den Koalitionsfrieden nicht zu gefaehrden. Und jedermann kann sich davon 
ueberzeugen, dass der oesterreichische Wald in bester Ordnung ist. 
Ueberhaupt seit sich Auslaender dort auf Wunsch der Bevoelkerung die Schuhe 
ausziehen muessen. Van der Bellen kann das nur recht sein, denn Ordnung und 
Naturschutz muss sein, vor allem bei den Gruenen.
*Fritz Pletzl*
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