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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 13. Juni 2006; 19:26
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Wien kommunal/Glosse:
> Von Buechern und Menschen
Ein kleines Antiquariat in der Fussgaengerzone Barnabitengasse in Mariahilf
kaempft ums Ueberleben. Es liegt eingezwaengt zwischen Schanigarten und
Pflanzentrog und wird so von den in groesserem Abstand vorbeigehenden
Passanten kaum wahrgenommen. Also suchte man beim hohen Magistrat um die
Genehmigung an, vor dem Geschaeft zwei kleine Buechertische aufstellen zu
duerfen: Liebevoll sortiert, Flaechenbedarf etwa ein Quadratmeter.
Der gelernte Wiener ahnt es schon: Natuerlich beginnt alsbald der
Amtsschimmel froehlich zu wiehern. Und das klingt so: "...Warenausraeumungen
bilden in Summe untypische Elemente im Strassenraum. Zwangslaeufig fuehrt
das zu einer negativen optischen Wirkung und in weiterer Folge zu einer
Entwertung des oertlichen Stadtbildes." Und es wird bedauernd festgestellt,
dass die Praesentation antiquarischer Buecher "dem qualitativ und preislich
gehobenen Niveau und dem hohen Anspruch der Geschaefte der Stadt" leider
nicht entspricht.
Buchhaendler sind im Allgemeinen recht kultivierte Menschen. Also pflegen
sie auch bei hinreichender Motivation nicht Amok durch verstaubte Amtsstuben
zu laufen, sondern reichen hoeflich Rekurs gegen schwachsinnige Expertisen
ein. Und manchmal geschieht ja auch ein kleines Wunder: Bei der zweiten
Kommissionierung der Tischerl konnte sich der beamtete Stadtbildpfleger dann
doch mit der "Warenausraeumung" anfreunden.
Happy End? Haha - waere doch gelacht! Denn nun greift die liebe Frau
SPOe-Bezirksvorsteherin beherzt ein und verhindert durch Intervention an
hoeherer Stelle die Ausstellung eines positiven Bescheides. Und mehr noch:
Sie zeigt auch gleich noch zwei Beamte wegen "persoenlicher Vorteilnahme"
an! Womoeglich haben die sich fuer ihre Zustimmung ja mit antiquarischen
Buechern bestechen lassen...
Schade nur, dass diese aus Steuergeldern hoch bezahlte Kaempferin gegen
Stadtbildzerstoerung und Raubtierkapitalismus ihr Muetchen nur an kleinen
Gewerbetreibenden zu kuehlen wagt. Hinter besagtem Antiquariat zum Beispiel
liegt ein grosser gruener Innenhof, an den auch das Gebaeude der
Arbeiterkammer NOe grenzt.
In diesem Gartenhof hat nun die Arbeiterkammer zur besseren Temperierung
ihres Kobels eine "Waermetauscher- und Rueckkuehlanlage" mit zwanzig
riesigen Ventilatoren errichten lassen: Die Folgen fuer die zahlreichen
Anrainer der bislang ruhigen, bis hinauf zur Mariahilferstrasse reichenden
Innenhoefe kann man sich lebhaft ausmalen.
Warum die Vorsteherin nichts gegen dieses zerstoererische Werk ihrer
Genossen von der AK unternommen hat? Gute Frage. Wahrscheinlich war sie halt
zu sehr damit beschaeftigt, das Stadtbild vor Buechertischerln zu schuetzen.
Und hier hat sie nun auch einen schoenen Erfolg errungen: Ende Juni muss die
"Buecheroase mit exzeptionellem Angebot" (Falter) schliessen. Der
Kulturbezirk Mariahilf dankt seiner Vorsteherin.
*Richard Weihs, Gruen-Alternativer Bezirksrat*
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