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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 13. Juni 2006; 19:25
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Gipfel/Russland:
> St.Petersburg: Der Druck waechst
In Putins Reich waermt die Polizei schon mal fuer den G8 auf
Aus der englischsprachigen St.Petersburger Tageszeitung "The St.Petersburg 
Times", 6. Juni 2006
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Weniger als sechs Wochen vor dem Treffen der G8 Regierungsspitzen in St. 
Petersburg haben Aktivisten der Opposition ueber politischen Druck durch die 
Polizei informiert. Ziel der Repression sei es, waehrend des Treffens vom 
15.-17.Juli politische Ruhe zu erzwingen. Zahlreiche Mitglieder rechter und 
linker Oppositionsgruppen wurden in Polizeibueros zu "informellen 
Gespraechen" vorgeladen. Josif Abramson, ein Veteran des antifaschistischen 
Kampfes und Kopf der St. Petersburger Marxistischen Assoziation schildert 
sein Telefongespraech mit einem Ermittlungsbeamten der Moskauer 
Distriktpolizei:
"Der Polizist forderte mich auf, zu einem Gespraech im Rahmen einer Kampagne 
gegen extremistische Verbrechen in seine Dienststelle zu kommen. Ich war 
sprachlos und verwirrt. Meine Organisation kaempft gegen Extremismus und 
Fremdenfeindlichkeit und ich war mehr als ueberrascht, dass man mich als 
potentiellen Verdaechtigen betrachtet."
Vladimir Soloveichik ist ein St. Petersburger Linkspolitiker und einer der 
Organisatoren des Zweiten Russischen Sozialforums. Es wurde von russischen 
Mitgliedern des internationalen antiglobalistischen Netzwerks organisiert, 
mit Unterstuetzung opposititioneller Bewegungen. Es soll als 
Alternativgipfel zum Treffen der G8 fungieren.
Nach Auskunft Soloveichiks begann die Polizei Ende Mai, mit den 
oppositionellen Gruppen Kontakt aufzunehmen. "Sie schickten keine 
offiziellen Vorladungen weil sie sehr genau wissen, dass es gegen das Gesetz 
verstoesst, Buerger ueber ihre politischen Vorstellungen zu befragen. Der 
Hauptzweck dieser Gespraeche ist es, uns waehrend des Gipfels ruhig zu 
halten. Die Polizisten sagten das ganz deutlich. Sie befragten uns genauer 
nach Einzelheiten unserer ideologischen Auffassungen, nach unseren 
finanziellen Verhaeltnissen und sogar, welche Webseiten wir besuchen." Es 
gab sogar Hausbesuche durch die Polizei.
Beschwerden ueber das Vorgehen der Polizei scheitern u.a. daran, dass es in 
St. Petersburg keine Ombudsstelle gibt - Die gesetzgebende Versammlung von 
St. Petersburg hat diesen Posten in den letzten acht Jahren nicht besetzt.
Maxim Reznik, fuehrendes Mitglied der St. Petersburger Teilorganisation von 
Yabloko, einer Oppositionspartei, sagte, er sei sich bewusst, dass sein Name 
auf der Liste der zu befragenden Personen steht. "Ich bin sicher, dass es 
Provokationen (durch die Polizei) geben wird - und wenn die Opposition der 
Polizei den kleinsten Vorwand liefert, wird die Antwort darauf Repression 
sein."
Im Vorfeld des Gipfels hat die Polizei eine massive anti-extremistische 
Anzeigen-Informationskampagne gestartet. Im Mai gab es von seiten der 
Exekutive demonstrative Erfolgsmeldungen, als Mitglieder der Mad Crowd, 
einer nationalistisch-extremistischen Gruppe in Zusammenhang gebracht wurden 
mit der Ermordung eines afrikanischen Studenten und ebenso mit einem Mord im 
Juni 2004 an Nikolai Girenko, einem prominenten Experten in der 
Auseinandersetzung mit dem Rassimus. Der Mord wird als Rache angesehen fuer 
Girenkos Gutachten bei Gericht gegen eine andere extremistische Gruppe, 
Schultz-88.
Weiterhin warnt die Polizei viele politisch aktive St. Petersburger Buerger, 
deren politische Meingungen sich von denen der Regierung unterscheiden. "Die 
Polizei betrachtet Mitglieder der Opposition als wenn sie in extremistische 
Aktivitaeten verwickelt waeren, sagt Soloveichik.
"Ein Arbeiter aus dem Newsky Distrikt, der kein Anhaenger irgendeiner 
politischen Partei oder Bewegung war, sondern lediglich hin und wieder an 
oeffentlichen Veranstaltungen von Menschenrechtsgruppen teilgenommen hatte, 
wurde befragt, weil sein Gesicht auf den Veranstaltungen gesehen worden war. 
Auf diese Weise wird ein sozial aktiver Buerger zum unzuverlaessigen Element 
gestempelt."
Menschenrechtsaktivisten berichten, dass die Sicherheitspolizei oefters 
Kameraleute zu den Versammlungen schickt, die die Gesichter der Teilnehmer 
filmen. Manche juengeren Teilnehmer versuchen, ihre Identitaet zu schuetzen 
indem sie Tuecher uebers Gesicht ziehen. Yekaterina Varguina, Aktivistin des 
St. Petersburger Komittees gegen den Krieg haelt das fuer naiv. "Kein Stueck 
Stoff kann dich vor den Augen der Sicherheitspolizei schuetzen".
(Ue: akin/gek.)
Quelle: http://www.sptimes.ru/index.php?action_id=2&story_id=17799
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