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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 13. Juni 2006; 19:21
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4.ESF in Athen:
> Weniger, aber besser
Ein Rueckblick anlaesslich des diese Woche stattfindenden Oesterreichischen 
Sozialforum
Das 4. Europaeische Sozialforum (ESF) in Athen von 4.-7.Mai hatte zwar " 
nur" 35.000 TeilnehmerInnen. An inhaltlicher Tiefe uebertraf es jedoch 
andere Sozialforen in der Vergangenheit.
Das ESF fand auf dem riesigen Gelaende des alten Flughafens statt. Es 
wimmelte nur so von Veranstaltungen, sodass man/frau in dem Riesenangebot 
unterzugehen drohte. Im Folgenden ist es daher nur moeglich auf einige 
wenige "highlights " einzugehn:
Bei der Debatte ueber die "Bildung einer sozialistischen Alternative zum 
kapitalistischen Europa" ging der Saal ueber. Alex Callinicos von der 
Socialist Workers Party aus Grossbritannien und Leonce Aguirre von der Ligue 
Communist Revolutionaire (franzoesiche Sektion der IV.Internationale ) 
kreuzten in solidarischer Manier die theoretischen Klingen.
Auf einem Riesen-Podium mit ueber 10 TeilnehmerInnen ( u.a. Jean Luc 
Melanchon vom linken Fluegel des franzoesichen SP, die sozialistische 
Europaparlamentarierin Francoise Castex, Bernard Cassen von Attac France, 
etc.) wurde das aktuelle neoliberale Europa kritisch hinterfragt. Als 
letzter Redner setzte Horst Schmitthenner von der IG Metall klare Akzente: 
"Statt Privatisierungen geht es um den Ausbau des oeffentlichen Sektors, um 
die Wiederherstellung eines "Wohlfahrtsstaats". Statt einem "Bollwerk 
Europa" und zunehmender Aufruestung ist der Aufbau eines friedlichen Europas 
notwendig. Der Weg dorthin fuehrt ueber Diskussion und gemeinsame 
solidarische Aktion von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und der Linken".
Regen Zulauf fand eine Veranstaltung , die sich dem aktuellen 
Rechtsextremismus/Rechtspopulismus in West- und Osteuropa widmete. In ihrem 
Rahmen wurde auch die - im Vorjahr gegruendete - internationale "Initiative 
gegen modernen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus" vorgestellt.Die 
Initiative setzt sich neben Informationsaustausch und theoretischer Analyse 
zum Ziel "auch praktische Schritte zu erleichtern": ein 
Kristallisationspunkt ist der Versuch von rechts-rechten Parteien bei den 
Europawahlen 2009 eine gemeinsame, europaweite Liste (HC Strache und Andreas 
Moelzer sind dabei die Strippenzieher) zu bilden.
Ein weiter Publikumsmagnet: "Soziale Bewegungen, linke politische Parteien 
und progressive Regierungen in Lateinamerika". Neurri Rosetto von der 
brasilianischen Landlosenbewegung MST gab einen Ueberblick ueber die 
versteinerten sozialen Verhaeltnisse in seinem Land und den enttaeuschten 
Hoffnungen nach der Uebernahme der Praesidentschaft durch Lula. Der 
Sozialwissenschafter Michael Loewy traf dabei eine wichtige Unterscheidung : 
"Die progressiven Regierungen sind unterschiedlicher Natur: die 
sozialliberalen wie Lula oder Kirchner in Argentinien machen zwar einige 
fortschrittliche Reformen, akzeptieren jedoch das neoliberale Modell. Anders 
ist es bei Evo Morales in Bolivien und Hugo Chavez in Venezuela - sie 
streben einen Bruch mit dem Neoliberalismus an und optieren fuer einen 
‚Sozialismus des 21.Jahrhunderts'".
Die abschliessende Demo umfasste 70.000 TeilehmerInnen - wobei das 
Saebelrasseln gegen den Iran und die neoliberale Abbaupolitik ("prekaer 
arbeiten und leben") im Zentrum standen.
Um sich einen Begriff von der Breite der Sozialforums zu machen, nur ein 
Beispiel : beim Weg ins Pressezentrum drueckt mir ein junger 
griechisch-othodoxer Priester ein Flugblatt in die Hand: "Nein zum Krieg 
gegen den Iran" - unterzeichnet mit: "Die kaempferische Priesterbewegung".
*Hermann Dworczak*
(Vorabdruck aus: "MITBESTIMMUNG - Zeitschrift fuer Demokratisierung der 
Arbeitswelt ".)
Infos ueber das kommende Austrian Social Forum gibt es unter 
http://www.socialforum.at/ .
Dort ist auch ein jeweils aktualisierter Programmkalender abrufbar. Dieser 
liegt auch der Selbstdruckausgabe der akin bei.
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