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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. Mai 2006; 19:16
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Der Polizei ist fad...:
> Wenn Rechte demonstrieren, werden Linke verhaftet
Ried im Innkreis: Behoerden und Polizei schuetzen Aufmarsch von 
Rechtsextremen und verhaften AntifaschistInnen! -- Ein Bericht der 
Sozialistischen Linkspartei.
Die neuerliche Abhaltung eines Aufmarsches von Rechtsextremen in 
Ried/Innkreis beweist, dass die Vorgangsweise der Behoerden nichts mit einem 
Missverstaendnis zu tun haben kann. Waehrend die Polizei die Untersagung der 
Aktion der Rechtsextremen am 27.Mai trotz mehrmaliger Aufforderungen nicht 
umsetzte, wurden zwei AntifaschistInnen und Mitglieder der SLP verhaftet.
Schon am 18.Maerz konnten ueber 100 Rechtsextreme in der seit langem 
groessten Demonstration in Oesterreich von der Polizei unbehelligt durch 
Ried marschieren und ihre rassistischen Parolen verbreiten. Hinter der 
Mobilisierung steht ein Buendnis aus dem bekannten Welser Rechtsextremen 
Ludwig Reinthaler und dem "Bund freier Jugend" (BFJ). Der BFJ ist eine 
gefaehrliche Organisation mit engen Kontakten zur faschistischen Szene in 
Deutschland. Gegen einen fuehrenden BFJ-Aktivisten laeuft derzeit ein 
Verfahren nach dem NS-Verbotsgesetz. Der BFJ haelt manche seiner Treffen in 
Raeumlichkeiten ab, in denen es bereits zu Waffenfunden durch die Polizei 
kam. Er will eine bewusste rechtsextreme Kaderorganisation aufbauen und laut 
Eigendefinition "Ueberzeugungstaeter" ausbilden. Ludwig Reinthaler verfuegt 
offensichtlich ueber umfassende Geldmittel. Er hatte in den letzten Tagen 
Rieder Haushalte mittels Postwurfsendung mit rassistischen Flugblaettern 
eingedeckt. Unter dem Motto "Multikulti beenden. Fuea unsa Hoamatland!" 
sollten am 27.Mai die naechsten Aufbauschritte von BFJ & Reinthaler gesetzt 
werden. Der 27.Mai sollte die Anknuepfung an die grosse Demonstration im 
Maerz werden. Die Rechtsextremen sehen in Ried besonders gute Chancen, da 
dort aufgrund des Drucks von RassistInnen ein Badetag fuer moslemische 
Frauen im oertlichen Hallenbad verunmoeglicht wurde und das 
FPOe-"Volksbegehren" das bundesweit beste Ergebnis erzielte.
Die SLP hat sofort nach Bekanntwerden der geplanten rechtsextremen 
Kundgebung in Absprache mit anderen Gruppen eine antifaschistische 
Kundgebung angemeldet. Aufgrund des oeffentlichen Drucks von verschiedenen 
antifaschistischen Personen und Organisationen (z.B. des "Mauthausen 
Komitees Oesterreich") kam es zu einer Untersagung der 
Reinthaler-BFJ-Kundgebung. Von Behoerdenseite wurden faschistische und 
antifaschistische Aktivitaeten gleichgesetzt, die Kundgebung der SLP wurde 
ebenfalls verboten. Der ehemalige Chef des "Landesamts fuer 
Verfassungsschutz und Terrorismusbekaempfung" (LVT = Staatspolizei) in 
Oberoesterreich, Herr Tischlinger, hatte im Juni 2005 in einer Ausgabe der 
"Welser Rundschau" die SLP attackiert und mit der Gefahr des 
Rechtsextremismus gleichgestellt. Tischlinger wird in diesem Artikel 
zitiert: "Seit die rechtsextreme Gruppierung auftritt, tut sich auch am 
linken Spektrum etwas. Etwa mit der ‚Sozialistischen Linkspartei'. Und wir 
koennen nicht einerseits den Rechten ihre Flugzettelaktionen und den 
Fackelzug in Linz untersagen, aber andererseits den extremen Linken 
erlauben, zu tun, was sie wollen."
Die Argumentation des Behoerdenvertreters in Ried, Herrn Obermair, fuer das 
Verbot der SLP-Kundgebung ist nur scheinbar formal. Er argumentiert, dass 
eine antifaschistische Kundgebung dazu fuehren koennte, dass Nazis 
auftauchen und es in Folge zu einer Gefaehrdung der oeffentlichen Sicherheit 
kommen koenne. Das heisst: die Untersagung antifaschistischer Aktivitaeten 
ist noetig, weil sich Nazis dadurch gestoert fuehlen koennten. Der 
Verfassungsexperte Mayer stellt in einem Gutachten ueber den rechtsextremen 
BFJ "... eine hetzerische Sprache mit deutlich aggressivem Ton gegen 
Auslaender, Juden und 'Volksfremde' ..." fest.
In einer Aussendung vom 24. Mai schreibt der BFJ: "Es findet trotzdem eine 
nationale Veranstaltung in Ried statt!!!". Der Behoerdenvertreter meinte in 
Gespraechen mit der SLP, Reinthaler haette ihm zugesichert, es gaebe von 
seiner Seite keine Missachtung des Untersagungsbescheides. Wir warnten die 
BH Ried vor dieser Illusion und kuendigten an, gegen dennoch stattfindende 
Aktionen zu mobilisieren. Nur die Mobilisierung einer entsprechenden Zahl 
von AntifaschistInnen kann solche Aufmaersche stoppen.
Am 27.Mai waren wir um 9 Uhr aus Linz und Wien zum Stelzhammerplatz gekommen 
und hatten gemeinsam mit Rieder und Welser AntifaschistInnen begonnen, die 
Bevoelkerung ueber die BFJ-Gefahr zu informieren. Viele hatten davon gehoert 
und waren froh, dass die rechte Kundgebung untersagt worden war. Vor allem 
Jugendliche fanden es gut, dass wir ein antifaschistisches Zeichen setzten. 
Mit Obermair einigten wir uns auf die Abhaltung unserer Kundgebung. Wir 
konnten friedlich Flugblaetter verteilen, unseren Infotisch aufstellen und 
sogar unser Transparent "Kein Fussbreit den Faschisten" aufhaengen. Wir 
erfuellten unsere Zusage, die Kundgebung sicher ablaufen zu lassen. Doch was 
taten die Behoerden? Als die Rechtsextremen auftauchten und wir gegen sie 
auftraten (was um so wichtiger war, da die Polizei genau nichts tat), ging 
die Polizei gegen uns vor. Wir konnten die Rechtsextremen einmal erfolgreich 
vom Platz zurueckdraengen, dann wurden wir von der Polizei daran gehindert 
und praktisch eingekesselt. Es sammelten sich fortan einzelne Gruppen von 
Rechtsextremen in Ried und organisierten Aufmaersche. Sie waren schwarz 
gekleidet und hatten schwarze Klebebaender vor dem Mund. Sie marschierten in 
Trupps zu jeweils 10 bis 15 Personen durch Ried, trugen dabei teilweise auch 
ein Transparent und marschierten immer wieder auf den Stelzhamerplatz, wo 
einerseits Polizei und andererseits AntifaschistInnen waren. Bei diesen 
Kundgebungen blieben sie von der Polizei voellig unbehelligt. Aufforderungen 
von SLP-VertreterInnen gegenueber den Behoerden, doch dagegen 
einzuschreiten, wurden zurueckgewiesen. Alle Zusicherungen von Polizei und 
Bezirkshauptmannschaft, sie wuerden keine Aktivitaeten von Rechtsextremen 
dulden, haben sich als heisse Luft erwiesen. Ploetzlich eskalierte die 
Polizei die Situation. Sie rissen sie uns gewaltsam das Transparent "Kein 
Fussbreit den Faschisten" weg. Dann verhaftete die Polizei Gerhard Ziegler, 
einen SLP-Aktivisten aus Linz, der das Transparent festhielt. Die 
SLP-Bundessprecherin Sonja Grusch ging mit, um ihm zur Seite zu stehen. Sie 
wurde beim Eintreten in die Wachstube dann auch noch "spontan" verhaftet. Es 
soll Anzeige wegen angeblichen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" 
erstattet werden. Aber es zeigte sich selbst in diesen Situationen etwas 
Positives: Waehrend die Rechtsextremen in ihrem Auftreten voellig isoliert 
von den anwesenden RiederInnen waren, erklaerte sich eine Reihe von 
PassantInnen mit uns solidarisch. Wir hatten zumindest sichergestellt, dass 
an diesem Tag nur antifaschistische Flugblaetter verteilt werden konnten.
(bearb.)
Proteste ebeten an:
Bezirkshauptmannschaft Ried i.I.
E-Mail: bh-ri.post@ooe.gv.at
Telefon: 07752/912-0
Fax: 07752/912-399
Bezirkspolizeikommando
Ried im Innkreis
Telefon: 059 133 - 4240-305
Fax: 059 133 - 4240-309
eMail: bpk-o-ried@polizei.gv.at
Adresse: 4910 Ried/Innkreis,
Rapolter Strasse 10
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