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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Mai 2006; 18:09
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OeGB/Glosse:
> Das Recht auf Arbeit
oder: Kein Mitleid mit dem OeGB
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
(Allgemeine Erklaerung der Menschenrechte, Artikel 7).
Manche Menschen sind in Oesterreich gleicher als die anderen. Inlaender zum 
Beispiel sind gleicher als "Fremde". Darum steht auch in der Verfassung: 
"Alle Staatsbuerger" (und nicht: alle Menschen) sind vor dem Gesetz 
gleich...
"Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht auf Arbeit, welches das Recht 
jedes Einzelnen auf die Moeglichkeit, seinen Lebensunterhalt durch frei 
gewaehlte oder angenommene Arbeit zu verdienen, umfasst, und unternehmen 
geeignete Schritte zum Schutze dieses Rechts."
(Internationaler Pakt ueber wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte, 
Artikel 6).
Oesterreich haelt diesen Pakt nicht ein. Hierzulande gilt das 
"Auslaenderbeschaeftigungsgesetz".
Neu Gekommenen, Asylwerbern vor allem, wird der Zugang zum Arbeitsmarkt 
radikal verwehrt. Zahllose Menschen werden durch dieses Gesetz, das ihnen 
legale Arbeitsmoeglichkeiten verwehrt, zur Schwarzarbeit gezwungen, um ihren 
Lebensunterhalt und den ihrer Familien zu verdienen. Sie werden so in ihrem 
Recht auf Arbeit verletzt.
Durch das Auslaenderbeschaeftigungsgesetz entstand eine staatlich erzeugte 
Illegalitaet, die allen rechtsstaatlichen Grundsaetzen Hohn spricht.
Anderswo (in Frankreich zum Beispiel) gehen Gewerkschafter auf die Strasse, 
um fuer die Rechte der Einwanderer zu demonstrieren. Hier in Oesterreich 
waren die Spitzen von OeGB und Arbeiterkammer stets das groesste Hindernis 
fuer den legalen Zugang zum Arbeitsmarkt und fuer die Gleichberechtigung der 
"Fremden". Dieser OeGB war und ist ein Instrument der Klassenspaltung: 
Inlaender und "Fremde". "Legale" und "Illegale". Arbeiter mit und ohne 
Recht.
Hunderttausende tuechtige Fremdarbeiter haben mit ihrer Haende Arbeit den 
Reichtum dieses Landes mit aufgebaut. Unbedankt. In den Neunzigerjahren 
verloren tausende von ihnen ihre Existenz. Weil der sozialdemokratische 
Innenminister Loeschnak und sein furchtbarer Jurist Manfred Matzka 
beschlossen hatten, "Gastarbeiter zu raeumen".
Heute steckt der OeGB in der Krise. Die AK-Spitze ebenso. Unser Mitleid 
haelt sich in Grenzen. Wir erinnern uns: AK-Praesident Tumpel (der als 
Bawag-Aufsichtsratsvorsitzender die Karibik-Geschaefte deckte), hat vor 
kurzem erst "Barrieren fuer auslaendische Arbeitskraefte" verlangt.
Gewerkschafter dieser Art haben stets behauptet, den inlaendischen Arbeitern 
"im Wort" zu sein. Dafuer mussten die "Fremden" dran glauben. Jetzt stellt 
sich heraus, wie geringen Wert fuer sie auch die einheimischen Kollegen 
hatten, deren Streikfonds die Gewerkschaftsspitze bedenkenlos als 
Spekulationsmasse eingesetzt hat.
Asyl in Not fordert die Abschaffung des Auslaenderbeschaeftigungsgesetzes 
und die Legalisierung der illegalen Arbeiter. Wer in Oesterreich lebt, muss 
auch das Recht haben, hier zu arbeiten. Und zwar zu gleichen Bedingungen wie 
die Inlaender: Gleicher Lohn fuer gleiche Arbeit!
Viele tausende Menschen, die jetzt unter elenden Bedingungen fuer 
Hungerloehne arbeiten, koennten dann Steuern und Sozialabgaben zahlen; ihre 
Kaufkraft wuerde steigen; der Wirtschaft waere gedient.
Dafuer wird es noetig sein, alte Strukturen zu zerschlagen. In diesem Sinn 
ist die Krise des OeGB vielleicht eine Chance.
*Michael Genner, Asyl in Not* (gek.)
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