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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. April 2006; 18:31
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EU/Praesidentenland (II):
> Der Schmaeh mit der EZA-Statistik!
Nichtregierungsorganisationen geben Einblick in Zahlendickicht der 
Entwicklungshilfezahlen der EU-Mitgliedstaaten anlaesslich des Treffens der 
AussenministerInnen am 10./11.4.
In einer europaweiten Initiative geben Nichtregierungsorganisationen 
Einblick in die verwirrenden Entwicklungshilfezahlen der einzelnen 
Mitgliedstaaten fuer das Jahr 2005. Aufgedeckt wird dabei vor allem, dass 
viele der Mitgliedstaaten, darunter auch Oesterreich, sich an eingegangene 
Verpflichtungen nicht halten und anstelle von dringend benoetigten Geldern 
fuer die Entwicklungslaender, ueberfaellige Entschuldungsmassnahmen, Gelder 
fuer Fluechtlingsbetreuung und Kosten fuer auslaendische StudentInnen an 
europaeischen Universitaeten einrechnen.
Zum wiederholten Mal haben europaeische Regierungen letztes Jahr zugesagt, 
bis 2015 0,7% ihres BNE (Bruttonationaleinkommen) fuer die Bekaempfung der 
groessten Armut in der Welt zur Verfuegung stellen zu wollen. Das erste Mal 
wurde diese Zusage 1970 im Rahmen der Vereinten Nationen gemacht. 2005 wurde 
dieses Versprechen von den EU-Staaten erneuert. "Wie die Staaten diese 
Erhoehung jedoch erreichen wollen ist meist noch unklar", so Johannes 
Trimmel, Vorsitzender der Oesterreichischen EU-Plattform 
entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen. "Auch in Oesterreich 
gibt es dafuer bis jetzt keinen konkreten Stufenplan."
2005 betrug die oeffentliche Entwicklungszusammenarbeit (EZA) Oesterreichs 
nach offiziellen Berechnungen 0,45% des BNE. Rund 50% dieser Summe sind 
jedoch keine Massnahmen, die den Entwicklungslaendern unmittelbar zugute 
kommen, sondern Schuldenerlaesse - hauptsaechlich fuer den Irak. Laut 
OECD-Richtlinien ist die Einrechung von Entschuldungsmassnahmen zwar 
erlaubt - die EU Mitgliedstaaten haben jedoch im UN-Abkommen von Monterrey 
aus dem Jahr 2002 zugesagt, Schuldenerlaesse zusaetzlich zu den eigentlichen 
Geldern fuer Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen. Bis auf wenige 
Ausnahmen, wie Schweden und Luxemburg, treiben neben Oesterreich auch die 
meisten anderen Mitgliedstaaten, allen voran Frankreich, Deutschland und 
Grossbritannien ihre EZA-Statistik nach wie vor durch Zahlenkosmetik 
kuenstlich in die Hoehe: 2005 wurden fuer Entschuldungsmassnahmen, 
Fluechtlingsbetreuung im eigenen Land und auslaendische Studenten
an europaeischen Unis 3,5 Mrd Euro in Frankreich, 2,96 Mrd in Deutschland 
und 2,26 Mrd in GB ausgegeben. Italien punktet in diesem Negativranking mit 
einer anderen dramatischen Entwicklung. Nach Aussagen der NROs wird Italien 
voraussichtlich die festgesetzten EZA-Ziele fuer 2005 nicht erreichen bzw. 
koennte sogar hinter einigen, wirtschaftlich weitaus schlechter gestellten 
"Neuen EU-Mitgliedstaaten" zurueckbleiben.
"Die Glaubwuerdigkeit der EU als Vorreiterin innerhalb der internationalen 
Hilfe fuer die Aermsten der Armen steht auf dem Spiel," so Johannes Trimmel 
weiter. "Wir fordern diese Regierungen ganz besonders aber unsere eigene 
oesterreichische dazu auf, ihr EZA-Berichtswesen zu aendern und die Ziele 
mit tatsaechlich neuem, frischen Geld zu erreichen. Was Entwicklungslaender 
wirklich brauchen, ist mehr Geld, um vielfach das Ueberleben sicher zu 
stellen, und nicht beschoenigende Zahlenkosmetik auf Papieren in den 
Schubladen der Geberlaender."
(Aussendung Oesterreichische EU-Plattform entwicklungspolitischer NGOs)
Link http://www.reichearmewelt.at
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