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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. Februar 2006; 22:10
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EU/Verfassung/Demokratie:
> Traute EUnigkeit
Ein kurzer Bericht ueber Politikerstellungnahmen von der Podiumsdiskussion 
"Demokratie und Verfassung in der EU" am Donnerstag in der Hauptbuecherei am 
Guertel in Wien -- mit Othmar Karas (VP), Andreas Schieder (SP Wien), 
Johannes Voggenhuber (G), Hannes Swoboda (SP), Dieter Segert 
(Politikwissenschafter Uni Wien)
Der Moderator (Otmar Lahodynsky, profil) erklaerte zu Beginn die Vorteile 
der Verfassung (sonst wuerd der Vertrag von Nizza weitergelten ...) und dass 
das Nein in Frankreich und den Niederlanden kein Nein zur Verfassung, 
sondern zu innenpolitischen Problemen war.
Die Podiumsteilnehmer waren eigentlich alle einig darin, dass eine 
Verfassung noetig ist, gerade wenn mensch die Globalisierung 
beeinflussen/einschraenken will. Ausserdem sind die nationalen Regierungen 
die Boesen und die Linken (bzw. Teile der Linken) verhelfen durch ihre 
nationalistische EU-Kritik bzw. Ablehnung der Verfassung den Rechten zur 
Mehrheit. Eine Abstimmung ueber die Verfassung darf nur als europaeisches 
Referendum passieren und nicht in nationalstaatlichen Abstimmungen -- auch 
um eine "europaeische Oeffentlichkeit" zu schaffen. Sie beklagten auch die 
nicht (oder schlecht) stattfindende Medienberichterstattung ueber "Europa".
Swoboda findet die Verfassung als einen im wesentlichen sehr guten Text. 
Dinge wie Militarisierung und Aufruestungsverpflichtung stehen nicht in der 
Verfassung drin. Und im uebrigen kann er nicht lange bleiben, da er zum 
Opernball muss.
Voggenhuber hat guten Gewissens der Verfassung zugestimmt, die europaeische 
Demokratie hat den Kampf gewonnen (durch die Klaerung der sozialen Frage). 
Durch ein Nein zur Verfassung triumphieren die nationalen Regierung. Er 
kritisiert die Verliebtheit in die nationale Dunstglocke, waehrend 
dazwischen Geschichte passiert, sowie den Aufbau von Feindbildern von den 
linken EU-GegnerInnen. (errichtet aus einer Hilflosigkeit, die Lage zu 
thematisieren). Fuer NGOs wie die Friedensbewegung ist die Verfassung in 
Wirklichkeit positiv, da damit die Moeglichkeit EU-weiter Volksbegehren 
gegeben ist. Die Gegner der Verfassung sind die nationalen Regierungen, 
Nationalisten und der Neoliberalismus. Durch die Verfassung sind die 
Menschen nicht mehr erpressbar durch die Konzerne. Es kam sozusagen zu einer 
Revolution: die sozialen Rechte werden zu einklagbaren Menschenrechten. Die 
EU muss nicht mehr die Kriege der USA mitfuehren und finanzieren, bis jetzt 
musste die EU ihre Sicherheit einkaufen. Er ist nicht dagegen, dass "Europa" 
Verteidigungskraefte hat.
Karas freut sich ueber die grosse TeilnehmerInnenzahl an der Diskussion und 
sieht das als Bereitschaft zur Beteiligung am europaeischen Projekt. Der 
Verfassungsvertrag fuehrt zur Staerkung der Demokratie, alles wird 
transparenter und buergerInnennaeher. Er ist eine bessere Antwort auf die 
Rolle der EU in der Welt als Nizza und eine bessere Antwort auf die 
Erweiterung als Nizza.
Fuer Segert ist die Demokratie wichtig an der Verfassung, und dass der Weg 
zur Verfassung nicht hinter verschlossenen Tueren passiert ist.
Auch Schieder sieht in der EU eine Gegenstrategie zur Globalisierung, meint 
es ist besser mit Verfassung als ohne Verfassung.
Ein Schelm, der anderer Meinung ist.
(akin)
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