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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Februar 2006; 22:17
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Das Letzte:
Caspar Einem oder
Wie ich lernte, die Bombe zu lieben
Verteidigungsminister Platter hat zwei Wochen zu den Ausritten seines 
Sektionschefs Erich Reiter geschwiegen. Dieser hatte die Forderung nach 
einer EU-Atombombe ("Europaeisierung des Atomwaffenpotentials") erhoben, die 
EU-Staatschefs aufgefordert "ernsthaft ueber den Einsatz von Atomwaffen 
nachzudenken" (Volksblatt, 21.1.2006) und den "Atomkrieg fuer realistisch" 
bewertet. Der Druck der Friedensbewegung war schliesslich gross genug, dass 
Platter zu Erich Reiter auf Distanz gehen musste und ihn seiner Funktion als 
Beauftragter fuer Strategische Studien entheben musste.
Doch SPOe-Europasprecher Caspar Einem spricht sich in einem 
Standard-Kommentar nicht nur fuer eine EUropa-Armee aus, sondern mahnt 
auch - in eine rethorische Frage verpackt - an, die britischen und 
franzoesischen Atomwaffen in diese ueberzufuehren: "Wer gemeinsame 
europaeische Verteidigung denkt, muss auch die Frage beantworten, wer dann 
ueber den Einsatz der europaeischen, bisher britischen und franzoesischen 
Atomwaffen entscheiden soll" (Standard, 13.02.2006). Einem bekennt sich 
dazu, Atomwaffen als Druckmittel der Aussenpolitik zu verwenden: "Atomwaffen 
haben ihren groessten militaerischen Nutzen als Abschreckungsmittel - wenn 
man sie nicht einsetzt, sondern besitzt und einsetzen koennte. Und sie haben 
darin auch ihren groessten politischen Nutzen, indem sie sicherstellen, dass 
deren Besitzer politisch ernst genommen werden." Zwar kritisiert der glatte 
Politiker Einem den ungestuemen Militaer Reiter, dass dieser die Sache etwas 
patschert kommuniziert hat, lobt ihn aber schliesslich ueberdeutlich: "In 
dieser Funktion (als strategischer Vordenker seines Ministeriums) ist es 
nicht nur sinnvoll, sondern geradezu notwendig, derartige Fragen zu bedenken 
und fuer den Fall der Verfolgung des Zieles ´gemeinsame europaeische 
Verteidigung´ auch rechtzeitig zu beantworten." Der SPOe-Europasprecher 
fragt Platter nicht, warum er zwei Wochen gebraucht hat, den 
Atomkriegsvordenker Reiter zu entlassen, sondern fordert von ihm eine 
"inhaltliche Erlaeuterung", warum er das getan hat.
Ganz unerwartet kommt die Liebe Einems zur EU-Militaermacht freilich nicht. 
Caspar Einem war einer der gluehendsten Verfechter der EU-Verfassung, die 
sogar eine Aufruestungsverpflichtung fuer alle EU-Staaten vorsieht (Art. 
I-41). Er hat sich fuer den Ankauf der superteuren Militaertransporters 
A400M des deutsch-franzoesischen Ruestungskonzerns EADS stark gemacht und 
sich im Vorjahr um den Geschaeftsfuehrerposten beim 
Satellitennavigationsprojekt Galileo* beworben. Galileo spielt eine 
wesentliche Rolle fuer das "Streitkraefteziel 2010" der EU, das die 
Erreichung der globalen militaerischen Interventionsfaehigkeit bis zum Jahr 
2010 zum Ziel hat. Mehrheitseigentuemer bei Galileo ist wiederum der 
Ruestungskonzern EADS. Wes Brot ich essen will, des Lied ich singe. Mit 
seiner Unterstuetzung fuer den Atomfan Reiter laesst Einem nun voellig die 
Hosen runter. EADS produziert schliesslich auch die Raketen fuer das 
franzoesische Atomarsenal.
Etliche Nationalratsabgeordnete der SPOe haben sich den Forderungen der 
Friedensbewegung nach Ruecktritt von Reiter angeschlossen. Man darf gespannt 
sein, ob ein Europaspecher, der im Vorhof der Ruestungsindustrie 
antichambriert, offen gegen die Neutralitaet auftritt und mit der 
Atombombenmacht EU liebaeugelt, fuer die SPOe weiter tragbar ist.
(Aussendung Werkstatt Frieden & Solidaritaet/gek.)
* Anm. akin. siehe: http://science.orf.at/science/news/135140
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