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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Februar 2006; 21:27
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"Karikaturenstreit"/Glosse II:
> "Es sterbe Daenemark, Norwegen, Amerika und Bush!" (1)
Der islamische Grossraum von Neuseeland bis zu den Vereinigten Staaten tobt 
ueber Karikaturen von 12 daenischen Zeichnern, die den guten Mohammed mit 
und ohne Bombe im Turban verewigen. Das bedeutet Krieg, denn erstens ist es 
verboten, ‚sich ein Bild' vom Propheten zu machen, zweitens verhoehnen 
Unglaeubige mit den rassistischen Karikaturen den weltweiten Islam und 
drittens sind Zeichnungen ueber Mohammed als Terrorist eine infame 
Beleidigung der religioesen Ueberzeugungen der Muslime. Sowas muss mit allen 
Mitteln geahndet werden. Also stuermen islamische Massen - meist 
Jugendliche - los und lassen sich fuer die Ehre ihres Propheten auch 
erschiessen und verstuemmeln, wie es in der Tuerkei, dem Libanon und Somalia 
vorgekommen ist. Man moege sich vorstellen: "Vom indischen Subkontinent bis 
Nordafrika beteiligten sich Tausende an Demonstrationen in Neu Delhi, 
Peschawar, Teheran, Amman und Kairo. In der iranischen Hauptstadt wurde die 
daenische Botschaft mit Hunderten von Polizisten geschuetzt. Trotz des 
Einsatzes von Traenengas brach eine Gruppe von 400 Jugendlichen durch die 
Polizeiabsperrung und setzte das Gebaeude in Brand." (World Socialist - 
Website)
In Europa brechen waehrenddessen intensive Debatten aus, die sich in etwa so 
zusammenfassen lassen:
*Wir (die Europaeer) haben dafuer gekaempft, um auf unseren Gebieten 
Demokratien zu errichten und dadurch die Presse- und Meinungsfreiheit zu 
erlangen. Wir sagen, schreiben und zeichnen, was wir wollen. So ist es.
*Wir (die Europaeer) haben schreckliche Kriege gefuehrt und sechs Millionen 
Juden bestialisch umgebracht - aber durch die Dikataturen und Terrorregime 
des 20. Jahrhunderts haben wir gelernt, Demokraten zu sein. Dazu gehoert das 
freie Wort.
*Wir (die Europaeer) haben durch die Kolonialisierungen schon genug Unheil 
angerichtet. Unser Wohlstand ist auf Euren Schultern aufgebaut. Unser 
schlechtes Gewissen verbietet es, Euch zu provozieren oder gar zu 
massregeln.
*Wir (die Europaeer) finden diese Karikaturen brandgefaehrlich. Wir wollen 
mit Euch Frieden halten - dazu gehoert auch selbstverstaendlich das 
Respektieren eurer Religion.
*Wir (die Europaeer) haben Angst vor euch, denn 33 Millionen von Euch leben 
schon in Europa. Ihr veraendert unsere freie Gesellschaft. Ihr zieht euch in 
eure Moscheen zurueck, Eure Familien bevoelkern bereits ganze Stadtteile. 
Wuerden wir bei Euch auch so frei leben koennen, wie Ihr das bei uns koennt? 
Sicher nicht.
Irgendwann steht man dabei vor der nackten Tatsache, selbst eine Meinung 
haben zu muessen. Bedrueckenderweise schwingen aber alle europaeischen 
Argumente -- s.o. -- so irgendwie in dieser Meinungsfindung mit. Dadurch 
koennt` ich es mir jetzt einfach machen und auf Sinowatz zurueckgreifen: 
‚Alles ist so kompliziert.' Aber jetzt im Klartext: Unabhaengig von den 
politischen Hintergruenden, die in Daenemark zu den Karikaturen vom 
September 2005 gefuehrt haben, vertrete ich die Meinung, alle koennen und 
sollen denken, sagen, schreiben und zeichnen, was und ueber wen sie wollen. 
Niemand darf uns dabei Angst einfloessen, es nicht zu tun. Ob allerdings die 
Veroeffentlichung der Karikaturen klug war, steht auf einem anderen Blatt.
*Fritz Pletzl*
(1) Parole auf einer Demonstration in Afghanistan, nach: 
http://www.wsws.org/de/2006/feb2006/musl-f10.shtml
*
Webtips dazu:
Immer mehr Tote bei weltweiten Protesten gegen moslemfeindliche Karikaturen 
(10.2.2006)
http://www.wsws.org/de/2006/feb2006/musl-f10.shtml
Europaeische Medien veroeffentlichen moslemfeindliche Karikaturen: Eine 
ueble kalkulierte Provokation (7.2.2006)
http://www.wsws.org/de/2006/feb2006/musl-f07.shtml
Daenemark: Drastische Verschaerfung des Auslaenderrechts (8.6.2002) 
http://www.wsws.org/de/2002/jun2002/ddne-j08.shtml
Harte Zeiten fuer Einwanderer (31.2.2002)
http://www.wsws.org/de/2002/jan2002/daen-j31.shtml
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